Burgruine Prassberg

Wer den Aufstieg wagt, wird mit einer schönen Burgruine belohnt. Es war die Burg zur Bewachung eines Gegenabts des Klosters St. Gallen.

Die Burg Prassberg bei Wangen im Allgäu verfügt über beträchtliche Ausmaße und war einst ein Herrschaftssitz zur Kontrolle eines Gegenabts des Klosters St. Gallen. Man findet hier auf 606 Meter über NN einen großen Bergfried, Reste von Zwinger und Ringmauer und die Wände einer ehemaligen Kapelle vor. Die Burgruine Prassberg steht auf einem Moränenausläufer über dem Argental. Doch die Ruine verfällt zusehends.

Eingang Bergfried Burgruine Prassberg
Eingang Bergfried Burgruine Prassberg

Burgruine Prassberg heute

Das älteste Gebäude der Burg ist der 17 Meter hohe Bergfried, der als Turmburg die Keimzelle des Anwesens darstellte. Er steht auf einer künstlich angelegten Anhöhe auf der Moräne. Mittels Schalenbauweise wurde der Turm errichtet, was mit schweren Findlingen absolviert wurde. Diese finden sich im unteren Bereich. Sie wurden nur zur Turmseite behauen, um schmiegen sich an die Mauern. Im Inneren wurde die Schalentechnik im 20. Jahrhundert mit kleineren Steinen renoviert. Dort reichen die Schalentechnik-Reste bis ins erste Obergeschoss. Der Turm hatte vier Etagen. Darüber wurde mit kleinen Steinen und Kieseln aus der Argen gearbeitet. Das Fundament misst 9,60 Meter und ist quadratisch angelegt.

Ursprünglich war der Bergfried über eine Holzkonstruktion im ersten Stock in acht Meter Höhe zu betreten. Ein Vorsprung zeigt dies an. Der unterste Bereich war einst ein Verlies mit einer Höhe von 4,25 Metern. Dies war womöglich bis ins 18. Jahrhundert nur über eine Falltür am Boden des darüberliegenden Lagerraums mit einer Raumhöhe von 3,80 Meter zugänglich. Im 19. Jahrhundert brach man aber durch die drei Meter breite Wand durch. Das Verlies wurde nach dem Mittelalter als Kornlager genutzt und wurde daher zugänglich gemacht. Heute versperrt ein Gitter den Zugang.

Der Rundbogeneingang markiert die Höhe des Wohnraums und ist heute noch deutlich auszumachen. Der Eingang ist 80 Zentimeter breit und 1,80 hoch. Die Holztür konnte mit einem Balken versperrt werden. Die Vorrichtung ist innen noch zu sehen. Danach setzt sich ein gewölbter Gang fort, der rund einem Meter breit und 2,35 Meter hoch ist. Der Gang führt in einen quadratischen Raum, worin früher ein Lehmboden lag. In dem Raum war auch das Klo, denn nach Norden hin ist ein Aborterker. Darüber ist ein Stein mit einem runden Loch.

Außerdem war es wohl die Kaminate, denn man fand darin einen Kamin. Allerdings fehlt die Feuerstelle, die vermutlich Jahrhunderte später entfernt wurde. Eine steinerne Treppe im südlichen Teil des Turms führt in den zweiten Stock, woran sich ebenfalls einen Gang anschließt. Der Raum diente repräsentativen Zwecken. Hier konnte man an einem großen Fenster auf der Bank sitzen. Auch hierin konnte man offenbar im Mittelalter heizen, wie ein zugemauerter Kamin verdeutlicht. Schießscharten fehlen hier, was aber vermutlich an späteren Änderungen liegt.

Darüber lag noch eine Etage, wobei die Außenmauern nur noch knapp zwei Meter dick sind. Der über eine Holztreppe im Inneren zugängliche Raum war vermutlich das Schlafgemach.

Gründung der Burg Prassberg

Die Burg wurde vom Kloster St. Gallen gebaut. Es war die Zeit des Investiturstreits, also die Frage, wer Geistliche einsetzt – weltliche Herrscher oder der Papst. Die Christenheit war zwiegespalten und so kam es zu einem Machtkampf auf verschiedenen Ebenen. Für das Kloster St. Gallen gab es 1121 zwei Personen, die das Amt des Abts übernehmen wollten. Einerseits der Abt Heinrich von Twiel und andererseits Abt Mangold von Bötterstein-Mammern.

Der vorherige Abt Ulrich von Eppenstein war bereits umstritten. Es kam zu Streitigkeiten wegen seines Einsatzes für den Kaiser in dem Streit. Sein Nachfolger wurde Heinrich von Twiel. Doch die Päpstlichen behaupteten, die Wahl sei wegen einer Fälschung ungültig. Sie setzten auf Mangold von Bötterstein-Mammern. Der hohe Adelige Graf von Zähringen beendete den Streit mit seinem Miliär und setzte Mangold als Abt ein. Heinrich musste auf die Burg Zeil fliehen. Mangold konnte den Kaiser schließlich von seiner Rechtmäßigkeit überzeugen und Heinrich bezog ein Domizil im Kloster Zwiefalten. Nach dem Tod des Abts wurde Heinrich Propst in St. Gallen.

Sein Widersacher ließ zur Überwachung und Sicherung der klösterlichen Besitzungen von Wangen, Leutkirch und Kißlegg eine Turmburg errichten: Burg Prassberg wurde gebaut. Nach einer Kopie einer mittelalterlichen Urkunde des 12. Jahrhunderts soll die Burg jedoch schon 1023 errichtet worden sein. Damals Brahsberc geschrieben. Um 1200 schrieb man Brahsperc und 1269 Brachsperch. Vielleicht rührt der Name von Bruch, im Sinne eines Bergabrutsches, her.

Baugeschichte Burg Prassberg

Aus der Turmburg, wie sie auch in Fronhofen oder im Hatzenturm zu sehen sind, wurde im Laufe der Jahrhunderte eine stark befestigte Burg. Über den Ausbau der ersten Jahrhunderte gibt es keine urkundlichen Erwähnungen. Allerdings ist anzunehmen, dass die zunächst hölzernen Palisaden mit über einem Meter dicke Ringmauern ersetzt wurden. Die Mauer reichte wohl acht Meter in die Höhe. Auch die hölzernen Wirtschaftsgebäude wurden nun zu Steinhäusern. Die Ringmauer bekam zudem Zwinger und Rondeltürmchen. Damit wurde auch das abschüssige Gelände gesichert. Die Burg nahm also einen fast typischen Verlauf.

Schon um 1200 wurde ein Palas errichtet und der Adel zog vom Bergfried in vermutlich eine angenehmere Umgebung. Denn auf dem Bergfried dürfte es ziemlich zugig gewesen sein. Der Burgeingang lag im Norden über den Bauhof Prassberg. Ein Vorhof war durch Schenkelmauern gesichert.

Die Burgherren von Prassberg

Das Kloster setzte auf der Burg Ministeriale aus dem Thurgau ein. Sie spannten ein Familiennetz über die Klöster der Region, wie beispielsweise Kempten, Lindau oder auch Baindt. Sie nannten sich ab 1167 von Prasssberg. Ihre Familienbande vereinte auch das Lehen von Siggen oder Neuravensburg.

1399 waren die von Schellenberg und von Königsegg die Vormünder der Kinder von Konrad von Prassberg, die auch die Burg Ratzenried ihr Eigen nennen konnten. 1401 belagerte Graf Heinrich von Montfort die Burg Prassberg. In der Konsequenz gelangte Prassberg 1411 in den Besitz der Vögte von Summerau zu Leupholz, die sich dann von Summerau zu Prassberg nannten. Später änderten sie ihren Namen in Vögte von Altensummerau. Die Burg Leupholz wurde 1389 zerstört. Die Häuser Leupolz und Prassberg waren fortan vereinigt. Die Burg konnte zwar vererbt werden, jedoch musste dies vom Kloster anerkannt werden. Dies gelang über Abgaben.

Die Vögte niederen Adels konnten sich von der Ministerialität befreien und wurden zu Vasallen des Klosters. 1476 wurden Heinrich Vogt zu Summerau und Prassberg Hofmarschall des Kaisers Friedrich III.  Später wurden Familienmitglieder Fürstbischöfe in Konstanz oder Mitglied der Domkapitelf von Augsburg, Eichstätt, Konstanz und Salzburg. Eine Linie wurde 1745 zu Reichsfreiherren. Sie wollten sich dem Kaiser unterstellen, was jedoch 1350 scheiterte. Allerdings durften sie nur noch zu Kriegsdiensten herangezogen werden. Außerdem mussten Steuern gegenüber dem Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee (Ritterkreis Schwaben) abtreten. 1488 traten sie auch dem Schwäbischen Bund bei. Sie waren außerdem Mitglied des Bündnisses schwäbischer Städte, Klöster und Edelleute. Sie hatten auch ein Stadthaus in Wangen (gegenüber dem Rathaus von Wangen), weshalb sie auch den Schutz der Reichsstadt Wangen in Anspruch nehmen konnten.

Die Vögte hatten das Patronat über die Kirche von Leuopholz inne und übten die niedere Gerichtsbarkeit aus. Zudem hatten sie den Gewerbebann für Badestuben, Mühlen, Tafernen und Schmieden, das Fischereirecht und das Steinelesen (Sie durften Steine der Argen bergen und verwenden). Innerhalb der Burg hatten sie ab 1541 auch den Blutbann, also die hohe Gerichtsbarkeit. Sie durften damit die Todesstrafe aussprechen. Außerhalb der Burg hatte das Recht nur die Vogtei in Weingarten (Altdorf). Ihre Gräber finden sich in den Pfarrkrichen von Wangen und Leupolz, wo sie mit Epitaphien markiert sind.

Die Ritter bauten sich auf der Burg ab 1414 eine Kapelle, die dem Heiligen Georg gewidmet war. Das spätgotische Gebäude verfügte über Maßwerkfenster aus Sandstein und später über eine Sakristei. Die Kapelle ist heute kaum noch als solche auszumachen, obwohl man bis in die 1950er Jahre dort Andachten abhielt. Was nicht mutwillig zerstört wurde, ist dem Verfall anheimgefallen: Altar, Altarmensa, Wandtabernakel und die Fresken sind nicht mehr zu erkennen.

Ab dem 15. Jahrhundert wurden weitere Bauten errichtet. Das war die Konsequenz einer Erbteilung. Es gab eine Leupolzer und eine Prasserberger Linie. Im 16. Jahrhundert kam noch eine weitere Erblinie hinzu. Von Beginn an war das Burgrecht vererbbar gewesen. In dieser Zeit teilten sich zwei Adelsfamilien die Burg. So der Langerbau, welche mit der Kapelle unter einem Dach vereint wurden. Der Langerbau und ein Burgtor sind heute nicht mehr vorhanden. Darin befanden sich Küche, Stuben und Kammern. Später nannte man den Langerbau Jägerbau.

Der Palas im südlichen Burgbereich wurde damals ebenfalls ausgebaut. Das Bauwerk wurde immer mehr zu einem Schloss, das im 17. Jahrhundert ein Krüppelwalmdach mit einem Türmchen krönte. Reste davon sind noch in Teilen auszumachen. Später wurden die Bauten mit Ziegeln renoviert oder neugebaut – wie die Kapelle.

Die Erbteilungen, die Hofhaltung und die Abgaben an St. Gallen überforderten die Vögte. 1649 verkauften sie ihr Stadthaus in Wangen. Sie wurden unter kaiserliche Zwangsverwaltung gestellt. Der Geldmangel führte 1731 zum Verkauf der Burg an die Freiherrn von Westernach zu Kronburg und 1749 übernahmen die Fürsten von Waldburg-Wolfegg. Die Vögte zogen nach Österreich um und starben mit Freiherrn Joseph Thaddäus von Summerau aus.

Der Adel dieser Zeit mied das harte Burgleben, sodass es zu einer Herberge für Beamten wurde. 1809 zog kurzzeitig eine Schule auf dem Berg ein und damit ihre Lehrer. Doch man kann sich vorstellen, dass dieser Platz kaum für eine Schule geeignet war. 1823 wurde die Schulzeit auf Prassberg beendet. 1846 wurde das Baumaterial der Burg durch einen Bürger aus Wangen verkauft. Im Zuge der Romantik wurde das Areal vorsätzlich als Ruine umgestaltet.

Nach der Mediation 1806 fiel Prassberg an Bayern und 1810 an Württemberg. Das Gelände gehört heute Heribert Graf Spreti aus der Linie von Waldburg- Wolfegg-Waldsee als Erbe. Zuletzt wurden die Gebäude in den 1970er Jahren renoviert.

Legende zur Burgruine Prassberg

Um die einst so stolze Burg, die heute als Ruine daliegt, rangt sich selbstverständlich eine Legende. Wie sooft ist es die Legende einer Weißen Frau. Sie erscheint den Würdigen in der Maueröffnung des Bergfrieds, sogar am helllichten Tage. Es war das Burgfräulein, die dem Ritter von Ratzenried versprochen war. Sie verliebte sich aber in den Knecht der Mühle, der ein zauberhaftes Lied spielen konnte. Gemeinsam flohen sie.

Alte Mühle Prassberg
Alte Mühle Prassberg

Doch als der Ritter von Ratzenried seine Braut holen wollte, und diese nicht mehr da war, entzündete sich ein Streit zwischen ihm und dem Brautvater, dem Ritter von Prassberg. Es kam zu einem Handgemenge, in dem der Brautvater erstochen wurde. Das holte sie aber ein, denn seither ist ihre Seele im Turm gefangen.

Wo befindet sich die Burgruine Prassberg?

Über die Mühle kommt man nicht zur Burgruine. Der Weg führt über den Hof Prassberg hinauf. Das Areal ist nicht gut gesichert, aber frei zugänglich.

  • Prassberg 2
  • Herfatz
  • 88239 Wangen im Allgäu
  • GPS: 47.7110816498286, 9.830016558414027

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