Schloss Montfort Langenargen

Von den Römern, den Grafen von Montfort und dem König von Württemberg: Das Schloss Montfort in Langenargen am Bodensee.

Auf einem kleinen Vorsprung in den Bodensee liegt das Schloss Montfort, idyllisch am Ufer von Langenargen. Wenn man den Turm erklimmt, bietet sich ein prachtvoller Blick über das ‘Schwäbische Meer’. Dass dieser Platz schon in der Antike begehrt war, davon zeugen römische Überbleibsel.

Schloss Montfort Langenargen

Die Römer in Langenargen

Benannt nach dem Fluss der hier bei Langenargen in den Bodensee fließt, nannte man den Ort im Mittelalter auch Arguna Villa. Der Name Arguna könnte ein Indiz auf die römische Besiedlung liefern. Außerdem fanden sich Funde des Imperium Romanums in Langenargen.

Des Weiterem befanden sich dort, wo heute das Schloss steht, früher Wachtürme der Römer. Genauer gesagt, sollen sie auf einer Insel in der Nähe des Ufers gelegen haben. Früher war der Bodensee anders gestaltet als heute. Unklar ist, aus welcher Zeit diese Bauten stammten. Vermutlich dienten sie aber der Kontrolle des Schiffsverkehrs über und entlang des Bodensees, aber auch der Landverbindung von Bregenz nach beispielsweise Mengen-Ennetach oder Rißtissen.

Langenargen im Mittelalter

Vermutlich siedelten die Menschen, nach dem Untergang des römischen Imperiums, vor allem ab dem 5. Jahrhundert hier. Die erste mittelalterliche Erwähnung von Langenargen entstammt dem Jahr 770. Damals bekam das Kloster St. Gallen die Ländereien in Langenargen als Geschenk von Hadupertus und seiner Mutter Teotrada. Jedoch blieb es gegen einen Jahreszins deren Besitz. Auch ein gewisser Rihart schenkte dem Kloster in der heutigen Schweiz “um seines Seelenheils willen” seinen Besitz in Langenargen.

Im Jahr 839 tauschen Patacho und Sigibert mit dem Kloster St. Gallen Gebiete in Langenargen, gegen Güter beispielsweise in Laimnau. 861 bekommt der Priester Hasuo, welcher im Gegenzug fünf Huben, also fünf Höfe, zahlte, seine Güter in Langenargen zurück. Und letztlich sind in den Urkunden des 9. Jahrhunderts noch die Gebrüder Cundpret und Mowo erwähnt, die samt ihrer Neffen, dem Kloster St. Gallen ihren Besitz in Langenargen überließen und dafür Ländereien bei Willerazhofen und Wald bei Rot erhielten.

Langenargen war damals noch Argen, was aus den kleineren Dörfern Oberdorf, Unterdorf und Städtlein erst zu Langenargen wurde. Erst im 14. Jahrhundert entstand dann Langenargen. Das “Langen”- bezieht sich auf die langgezogene Siedlung, die man vom Wasser aus, sehen konnte. Vielleicht referiert es auch auf den langen Verlauf der Argen.

Im 8. und 9. Jahrhundert war Langenargen ein wichtiger Gerichtsort für den Argengau. Der erste Adel von (Langen-) Argen wird im Jahr 1116 erwähnt: Siegfried von Argen. Er war Ministerial (Dienstmann) der Grafen von Bregenz, die zu den höchsten in der Gegend gehörten. Sie entstammten einem der ältesten Adelsgeschlechter. Volchard von Argen wird 1172 erwähnt. 1187 steht ein Ministerial Rudolf in den Archiven, der im Auftrag der Tübinger Pfalzgrafschaft unterwegs war. Denn die neuen Herren von Langenargen waren die Pfalzgrafen von Tübingen.

1269 wurde ein Ministerial der Nellenburger, Heinrich von Argen, als Zeuge aufgeführt. Die Pfalzgrafen von Tübingen hatten Langenargen per Heirat an die Grafen von Nellenburg vermacht. Diese verkauften es bereits zwei Jahre zuvor an das Stift Sankt Johann in Kon­stanz, die es ein Jahr darauf an den Bischof von Konstanz veräußerten. Am Ende des 13. Jahrhunderts kauften die Grafen von Montfort das Areal.

Im 15. Jahrhundert erlebte Langenargen unter Graf Haug von Montfort (aus der Rothenfeiser Linie) einen Boom. 1447 erhielt man das Marktrecht und hatte mit seiner Hohen Gerichtsbarkeit viel Beachtung. Im Jahr 1453 erhielt man die Stadtrechte, jedoch gab man sich bei der Stadtmauer keine große Mühe – nur ein Graben mit einem Wall. Zwar ist Langenargen verkehrstechnisch gut gelegen, aber die Reichsstädte legten den Montforts Steine in den Weg. Allen voran Lindau und Ravensburg. Damit war der Traum von der blühenden Stadt am Bodensee passé.

Burg und Schloss Montfort

Im Jahr 1290 übernahm der Graf von Montfort den gesamten Besitz und ließ viel später dann die Burg erbauen, die noch später zu einem Schloss wurde – in zwei Variationen. Es war Graf Wilhelm von Montfort, der 1330 eine Befestigung errichten ließ: Die “Veste Burg Argen” – eine Wasserburg. Auch eine Münzprägerei entstand an dem Ort. Im Jahr 1393 wurde dann aus Argen, die Ortschaft “zur langen Argen” oder Langenargen.

Zum Ende des 15. Jahrhunderts hin brannte die Burg jedoch ab. Doch man baute sie wieder auf und befestigte sie im 16. Jahrhundert stark. Damals hatte der Graf von Montfort wohl Angst vor den rebellierenden Bauern. Doch es sollte erneut ein Raub der Flammen werden. Auch hier wütete der Dreißigjährige Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten. Die Stadt und die Burg wurden 1649 fast bis auf die Grundmauern zerstört.

Die Zeit der Burgen war sowieso vorbei und so bebaute Graf Johann von Montfort den Platz ab 1662 mit einem Schloss im Stil des Barock. Es hatte Staffelgiebel und war offenbar recht schön hergerichtet, sodass die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff noch von der Schönheit der Ruine schrieb. Ab 1800 diente das Schloss für zehn Jahre als Gefängnis, bis es dann als Steinbruch Verwendung fand und abgerissen wurde. Noch 1861 soll es Reste der alten Burg gegeben haben.

Auch der Glanz derer von Montfort fand mit dem Ende des 18. Jahrhunderts seinen Niedergang. Langenargen war für den Adel bis zum Ende die Haupt- oder Nebenresidenz, also eine quasi Hauptstadt des Territoriums der Grafen von Montfort. Deren Herrschaftsgebiet zog sich zur Zeit der größten Ausdehnung von Tettnang über den Bodensee bis weit nach Österreich. Ihren Ursprung hatten sie im Norden des Schwarzwalds bei Nagold. Es war die Vermählung der Pfalzgrafen von Tübingen und der Gräfin von Bregenz, die das Adelshaus hervorbrachte. Die Montforts waren auch mit den Grafen von Heiligenberg (Werdenberg) verwandt.

Das Ende kam mit dem finanziellen Absturz des Hauses Montfort. 1743 verlieh man Langenargen an das Hochstift von Speyer und später an Österreich (Habsburger). Der letzte Graf von Montfort, Anton IV., starb verarmt in einem Gasthaus an seinem Alkoholrausch.

Neues Schloss Montfort

Inzwischen hatte die Säkularisation Einzug gehalten und Langenargen gehörte seit 1810 zum Königreich Württemberg, nach fünf Jahren als Teil von Bayern. Die Königin von Württemberg, Olga, ließ das Areal kaufen und sich 1866 ein neues Schloss bauen. Der Kaufpreis des Königs von Württemberg betrug 3.000 Gulden.

Der Architekt Gottlieb Pfeilsticker sollte einen maurischen Touch in die Klassik einarbeiten. Die maurischen Elemente spiegeln sich in den farbigen Ziegeln, was das Schloss in Streifen erscheinen lässt. Auch die Reliefs sind maurischen Motiven nachempfunden. Der Baumeister aus Ravensburg hat die Villa Avigdor im südfranzösischen Nizza nachgeahmt. Doch der Auftraggeber, der König, erlebte die Fertigstellung 1867 nicht. Und sein Nachfolger gab dem Schloss seinen Namen: Schloss Montfort.

Die Kosten beliefen sich auf 261.000 Gulden, wobei ein nicht geringer Teil für das Interieur ausgegeben wurde. Doch die Nutzung war nur von kurzer Dauer. 1873 verkaufte man das Schloss an Luise von Preußen für nur noch 130.000 Gulden. Sie wohnte bis zu ihrem Tod 1901 darin.

Danach wurde das Schloss profaniert und zum Wohnhaus eines Medizinprofessors. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts kaufte die Reichsbahn das Schloss und baute es zu einem Kurhotel für Beamte um. Doch die Umarbeiten wurden vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Nach dem Krieg wurde das Schloss zum Kurhaus umfunktioniert und in den 60er Jahren der Gemeinde übereignet.

Schloss Montfort heute

Das Schloss Montfort wurde zum Symbol der Stadt Langenargen. Heute finden sich viele Anwendungsmöglichkeiten für das Schloss, das jährlich viele Leute in seinen Bann zieht. Der sensationelle Ausblick vom Turm, aber auch die Gemäldegalerie kann sich sehen lassen. Dort findet man Bilder aus der Grzimek-Sammlung.

Unten kann getanzt werden. Ein Club bietet Musik und eine Tanzfläche. Im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant und darüber ein Konzertsaal. Auch der barocke Schlossgarten wird für musikalische Events genutzt, die Langenargener Sommerkonzerte, und lädt zudem zum Verweilen ein. Jedoch gibt es keine Besichtigungstour durch das Schloss.

Wo ist das Schloss Montfort

Der Turm ist von März bis Oktober (bei gutem Wetter) geöffnet und kostet zwei Euro (Kinder 1 Euro).

  • Untere Seestraße 3
  • 88085 Langenargen
  • GPS: 47.597254, 9.536503

 

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