Burg Zeil bei Leutkirch im Allgäu
Die Burg Zeil in der Nähe von Leutkirch ist kaum noch auszumachen. Eine lange Geschichte mit kleinen Details des oberschwäbischen Mittelalters.
Das Allgäu ist ja, mit seinen Hügeln und Bergen, wie geschaffen als Burgenlandschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass hier viele Burgen standen. Die Burg Zeil war eine wichtige und große Burg, die nicht auf dem Gelände des Schlosses Zeil stand.
Burg Zeil | Lage
Die Burg Zeil bestand vermutlich zwischen dem 10. Jahrhundert und dem 16. Jahrhundert und war ein wichtiger Bestandteil der mittelalterlichen Struktur in Oberschwaben. Sie stand auf dem Zeiler Berg, der etwas höher liegt als das Schloss – rund 350 Meter nördlich davon.
Wie die Burg aussah, ist, trotz dessen, dass man recht viel über sie und ihre Bewohner weiß, unbekannt. Es gibt keine Zeichnungen oder Lagepläne, doch muss sie eng gebaut und am Schluss auch unangenehm gewesen sein. Die Burg Zeil lag vermutlich wegen der Kontrolle der Handelswege bezüglich deer Wurzacher Ach und der Eschach an diesem Platz.
Burg Zeil | Keltischer Gutshof oder Festung?
Die Burg Zeil war schon recht früh ein Burgplatz und wie auch die früheren Römer, nutzte man die Kenntnis der Vorgänger und baute dort, wo sie es taten. Funde dafür gibt es keine, aber in alten Karten wird dieser Platz auch als Schänzle bezeichnet, was auf eine keltische Viereckschanze oder eine Schwedenschanze schließen lässt. Die Burgstelle war zu allen Zeiten ein guter Platz, um den Handel zu überwachen und wer das schafft, war der Fürst. So auch bei der Heuneburg bei Hundersingen.
Dadurch erwirbt man sich einen gewissen Reichtum und kann – schon aus Repräsentationszwecken – seinen Hof zu einer (keltischen) Festungsanlage ausbauen. Durch die frühmittelalterliche Bebauung wurden vermutlich die Hinweise darauf vernichtet.
Geschichte der Burg und derer von Zeil
Das genaue Entstehungsjahr der Burg ist unbekannt, erwähnt wird die Burg erst im 12. Jahrhundert. Damals war sie wohl aber schon sehr prominent und diente als Fluchtort eines hohen Adeligen. Im Jahre 1123 floh Heinrich von Twiel, der letzte seiner Familie, der auf der Burg Hohentwiel lebte, über den Bodensee nach Zeil. Verfolgt wurde er von Mangold von Mammern.
Der Grund für die Verfolgungsjagd war die Doppelwahl des Abtes St. Gallen. Bei der Wahl durch das Domkapitel (das Gremium, das den Abt ernennt) gab es zwei Kandidaten: der Gejagte und der Jäger. Der Jäger, Mangold von Mammern, war aber auch der Bruder des Herzogs Konrad von Zähringen. Während sich Heinrich von Twiel in Zeil versteckt hielt, erbaute Herzog Konrad von Zähringen eine Burg in der Nähe von Wangen: Burg Praßberg. Mit dieser Festung wolle man die Ländereien des Klosters im damaligen Nibelgau garantieren. Das Niebelgau reichte seinerzeit von der Iller über Kißlegg bis nach Isny und Aichstetten.
Das Ende der Geschichte war, dass von Mammern bis 1133 Abt des sehr mächtigen Klosters St. Gallen war, welches in Oberschwaben viel Land besaß. Die ersten Klöster in Oberschwaben entstanden auf Geheiß des Klosters St. Gallen.
Die damaligen Besitzer der Burg, die von Zeil, entstammten einem Bregenzer Grafengeschlecht. 1131 wurde ein Ulrich von Zeil erwähnt. Elf Jahre später siedelte er ins Kloster Zweifalten über.
Der nächste bekannte Burgbewohner war Gottfried von Zeil, 1172 wurde er als Zeuge für den Graf von Veringen gebraucht. Er war später noch Cellerar, also Assistent des Abtes im Kloster Reichenau. Dann kamen durch Heirat die Grafen von Montfort, die später das Neue Schloss in Tettnang beginnen sollten, an die Burg Zeil. Aus Geldsorgen verkaufte es Rudolf von Montfort im Jahr 1290 an den Kaiser.
Burg Zeil und die Truchsesse von Waldburg
Der Kaiser hingegen verpfändete Burg Zeil an verschiedene Interessenten. Im Herbst 1337 ging der Zuschlag an die Truchsessen von Waldburg. Der stolze Preis betrug 2.000 Mark, damals aus Silber. Der neue Eigentümer war Johann von Waldburg. Die beiden verstanden sich wohl gut und hatten schon eine gemeinsame Geschichte. So sollte Johann von Waldburg 1332 dafür Sorge tragen, dass die Bürger zu Ravensburg nicht ständig gegen die Gesetze brechen. Wenn doch, sollte er jedes Mal 20 Mark eintreiben, sonst würde der Kaiser (Ludwig) sie von ihm holen. Johann sollte auch dafür sorgen, dass Isny die Stadtrechte bekam, wie sie auch Lindau inne hatte.
Durch Teilung der Waldburgischen Linien entstand die Georgische Linie, die heute noch existiert. Sie bekamen bei der Erbteilung 1429 die Burg Zeil. Doch noch war man nur Pfandinhaber der Burg. Das änderte sich nach dem Bauernkrieg 1525. Der damalige Waldburger Georg III, auch Bauernjörg genannt, hat die Bauern mit seiner Armee brutal niedergeschlagen, verfolgt und gefoltert, um jedes Aufflackern von Freiheitsgedanken einzudämmen. Dank des Erfolgs im Kampf gegen die spärlich ausgerüsteten Bauern mit seiner gut ausgebildeten Armee, bekam er u. a. die Burg als Eigentum zugesprochen.
Doch wollte die Adelsfamilie gar nicht in die Burg einziehen, denn man blieb in Wolfegg. Jedoch wurde die Witwe und zweite Frau des Bauernjörg, Gräfin Maria von Öttingen, in Burg Zeil drei Jahre lang eingesperrt. Sie war provisorisch nach dem Tod ihres Gatten zur Truchsessin geworden, doch ihre Berater, die ansässigen Vögte, haben sie “abgesetzt”. Sie floh daraufhin im klassischen Stil, sie schnürte Bettlaken und Tücher zusammen und kletterte aus dem Fenster.
Daher gibt es eine seltene Auflistung des Haushaltes, die die Vögte vor der Verbannung der Witwe Maria von Waldburg über die Einrichtungsgegenstände erstellten. Es gab in der Burg unter anderem eine Stube im Obergeschoss, für die Gräfin. Es gab Gemächer für Mägde und für die Schwiegermutter der Schwester, aus dem Hause Königsegg. Vielleicht ein Ort für ungeliebte Personen? Die Kapelle durfte nicht fehlen, auch ihr Equipment ist aufgelistet, sowie die militärische Ausrüstung in der Waffenkammer: 26 Spieße, zwei Lanzen, sechs alte Harnische (Rüstungen), drei alte Armbrüste und sechs alte Hellebarden. Außerhalb des Haupthauses waren die Unterkünfte für die Knechte, die Küche und ein Brunnenhaus.
1550 wird das Erbe erneut aufgeteilt zwischen den beiden Söhnen des Bauernjörgs. Da sich Georg IV. nicht entscheiden konnte, bekam er den Namenstitel Wolfegg-Zeil. Er lebte auch 3 Jahre länger als sein Bruder.
Mit dem Erbe begannen auch aufwändige Renovierungsarbeiten an der Burg, darauf weisen Handwerker-Rechnungen: von Steinmetzen aus Lindau, Maler aus Isny, Türbeschläge-Lieferanten aus Ulm und den beliebten Tuffstein ließ man aus Weißenbronnen kommen. Es gab einen neuen Schweine- und einen Pferdestall und eine Zugbrücke. Auch ein neues Gotteshaus durfte nicht fehlen. Binnen von acht Jahren war alles um- und neugebaut, sodass der Bischof von Konstanz 1558 den Bau der Kirche einweihte.
Georg IV war, wie schon sein Vater, ständig unterwegs. Der Reichstruchsess (der Titel wurde dem Adel ebenfalls für die Niederschlagung des Bauernaufstandes verliehen) war mit Kaiser Karl V. als Diplomat unterwegs. Er musste auch für die Schulden seines Bruders, nach dessen Tod, aufkommen und er baute die Burg Waldburg aus. Dessen Nachfolger, Jakob von Waldburg, ließ zum Erhalt der Burg ebenfalls ordentlich viel Geld zur Renovierung springen.
Die Söhne Jakobs teilten das Erbe 1595 unter sich auf. Der Sohn Froben bekam Zeil, Wurzach sowie Marstetten. Das war damals eher eine Niete, denn die Burg war kalt, eng und ständig reparaturbedürftig. Aber noch die beste unter den Dreien. Hingegen hatte Heinrich das moderne Schloss Wolfegg erhalten. Der Frust stieg mit der Unzufriedenheit von Frobens Gattin. Sie hatte Angst vor dem Gewitter und der Blitz schlug schon mal ein in Burg Zeil. Ihre Meinung über den schlechten Zustand der Burg, teilten auch andere. So beschloss Froben, die Burg Zeil abzubauen und mit dem Gestein das Schloss Zeil zu bauen – was ab 1598 geschah.
Die ungemütliche Burgruine war in Teilen noch bis ins 18. Jahrhundert zu sehen: Ungemütlich aber stabil, doch mit der Erfindung der Artillerie, waren Burgen sowieso obsolet geworden.
Wo genau war die Burg Zeil?
- 88299 Leutkirch im Allgäu
- GPS-Koordinaten: 47.870002 ,9.992968