Konstanzer Münster | Basilika Unserer Lieben Frau
Das Münster von Konstanz ist für die Geschichte des Ortes zentral und blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Das Münster der Stadt Konstanz am Bodensee liegt zentral in der Altstadt von Konstanz und gehört zu den ältesten Siedlungsorten der Stadt. Es handelt sich dabei um eine Basilika mit dem vom Papst verliehenen Titel minor. Das Gotteshaus ist Maria gewidmet, was in “Unserer Lieben Frau” (Notre Dame) abgelesen werden kann. Ab dem 10. Jahrhundert wird das Patrozinium um den Heiligen Pelagius und ab dem 12. Jahrhundert um den Heiligen Konrad erweitert.
Konstanz war ein Siedlungsort der Kelten, vermutlich aus dem Stamm der Helvetier, bevor die Römer kurz vor der Zeitenwende die Landstriche nördlich der Alpen eroberten und hier ihr Kastell, teils aus Stein, bauten. Der römische Limes (Donau-Iller-Rhein-Limes) verlief ebenfalls hier. Der römische Kaiser zu Beginn des 4. Jahrhunderts stand Pate für den Namen der Stadt: Kaiser Constantius Chlorus.
Später entstand auf dem Fleckchen Erde, das die höchste Erhebung in der Umgebung darstellt, das Münster von Konstanz, das eine der größten Kirchen im Stil der Romanismus ist. Allein der Turm misst 78 Meter und zählt 193 Stufen bis zur Spitze.
Gründungsgeschichte des Münsters
Mit dem aufkommenden Christentum im Frühmittelalter werden die ersten Kirchen errichtet. In Konstanz entsteht schon recht früh eine Kirche, die zum Bischofssitz avanciert. Das Bistum Windisch-Konstanz orientierte sich stark an der römischen Verwaltung und verfügte bereits ab 515 über einen Bischof. Der erste Bischof von Konstanz selbst wurde zum Ende des 6. Jahrhunderts eingesetzt und damit entstand auch das Bistum Konstanz um 585. Die erste Erwähnung in den Urkunden des Mittelalters erfolgt aber erst im Jahr 780. Im Jahr 1821 wird das Bistum aufgelöst.
Das Areal war ursprünglich sehr sumpfig und nur durch eine Landbrücke von Süden her zugänglich. Für ein Kastell war das ideal. Dennoch entstand 585 auf den Grundmauern des Kastells das Gotteshaus und damit das Bistum Konstanz. Von hier aus trieben vor allem die Franken später das Christentum nach Osten voran – zunächst wurden die Alemannen, später die Sachsen christianisiert.
Dennoch ist das Münster nicht die älteste Kirche der Stadt Konstanz. Das ist die Kirche St. Stephan. Beide Gotteshäuser werden im Leben von Gallus erwähnt. Im Nachgang siedelte sich Handwerk und Dienerschaft der Kirche im Bereich der Niederburg an. Viel weiß man allerdings nicht von dem Kirchenbau, der schon bald umgestaltet wurde.
Das Münster im Frühmittelalter
Zunächst war dort eine Kirche der Heiligen Maria bis zum Jahr 615. Dann nahm das Münster seinen Lauf. An dem romanischen Bau wurde ab dem 9. Jahrhundert herumgeschraubt, sodass der Baustil der Karolinger zutage trat. Vermutlich entstanden schon damals die drei Schiffe, die der Basilika heute noch ihr Aussehen verleihen. Die Originale existieren aber nicht mehr. Allerdings gab es damals kein Querschiff, sondern es war ein gerader Bau. Dabei hat man sich den Standardentwurf als Maßstab genommen, der auch auf dem Campus Galli nachgebaut wird.
Spätestens ab dem 10. Jahrhundert ließ der Bischof Salomo III. in der Basilika eine Krypta errichten, die im Laufe der Zeit vergrößert wurde. Zunächst war es die Grablege des Heiligen Pelagius, der auch der Schutzheilige der Katakomben ist und damals vor allem als Märtyrer verehrt wurde. Damit wurde Pelagius auch zum Schutzheiligen der Stadt Konstanz. Des Weiteren entstand vermutlich noch vor 919 eine Pfalz, wo die Bischöfe und Herrscher residierten. Das Gebäude existiert heute nicht mehr.
Nach dem Vorbild Roms wollte der Bischof Konrad I. die Kirchen von Konstanz angleichen. Damit einher gingen weitere Kirchenbauten, wie die Kirche St. Johann in der Niederburg und die Klosterkirche in Peterhausen, die erst durch seinen Nachfolger Gebhard II. gegründet wurde. Außerdem ließ der Bischof Konrad die Mauritiusrotunde im Jahr 960 bauen. Dabei handelt es sich um eine Nachbildung der Kirche in Jerusalem im kleineren Maßstab. Die mit dem Münster verbundene Mauritiusrotunde liegt nordöstlich und misst 11,3 Meter im Durchmesser. Das ist der Grund, warum auch Konrad heiliggesprochen und später zum zweiten Schutzpatron wurde.
Die Nachahmung Roms hatte auch mit der neuen Kaiserwürde zu tun, die die Liudolfinger als Geschlecht der Ottonen in die Geschichte eingehen ließ. Die Kaiserwürde erlangten sie durch den Papst und damit sahen sie sich in der Tradition der Karolinger, die auf die römischen Caesaren verwiesen.
Schon früh verstand man sich auch auf die Kunst des Schreibens und erweiterte permanent die eigene Bibliothek. Auch eine Schule wurde im 7. Jahrhundert gegründet. So gab es auch schon früh enge Verbindungen zum Kloster Reichenau.
Kirche im Wandel um die Jahrtausendwende
Um die erste Jahrtausendwende bekam die Kirche ein neues Aussehen. Noch heute sieht man einige Mauerreste von damals. Zu der Zeit herrschte der Bischof Lambert über das einflussreiche Bistum. Der Bau, der um das Jahr 1000 herum entstand, sollte zum Vorbild des Klosters Hirsau werden, das weit über Oberschwaben hinaus eine enorme Bedeutung besaß. Dabei spricht man auch vom sogenannten Lambertbau.
Die typische Kreuzform durch das Querschiff entstand damals und damit die neuen Räumlichkeiten: der Thomaschor und der Mariä-End-Chor. Doch das Gebäude brach im Jahr 1054 zusammen. Der Grund könnte in der damaligen Konstruktion gelegen haben. Das ist heute nicht mehr ermittelbar. Der Mönch aus Reichenau, Hermann der Lahme, hielt dieses Ereignis in seinen Schriften fest.
Noch im selben Jahr wurde die Kirche wieder aufgebaut, damals unter den Bischof Rumold von Konstanz. Derart spricht man auch vom Rumoldbau. Doch erst sein Nachfolger Otto I. vollendete die Planungen, denn inzwischen zog der Investiturstreit über das Abendland herein. Die Weihung fand daher erst 1089 durch den Bischof Gebhard III. von Zähringen statt.
Das neue Gotteshaus verfügte über ein erhöhtes Querhaus, das nun gleichauf mit dem Langschiff war. Damals entstanden auch die Achteckkapitellen, die noch heute zu sehen sind. Die Ähnlichkeiten mit dem Dom in Goslar waren dem Bischof Rumold geschuldet, der davor in Goslar den Domherren stellte. Die Ähnlichkeit mit der Georgskirche auf der Reichenau und der Sylvesterkapelle in Goldbach, rührt vom Ornamentstreifen an der Wand her.
Schon 1154 und noch mal 1236 wurden die Mauern erhöht. Das Dach wurde erneuert und mit biblischen Szenen bemalt. Ein Brett der damaligen Zeit ist bis heute erhalten. Schon seit dem 10. Jahrhundert war das Areal von einer Schutzmauer umgeben. Weitere Bauten, wie die Pfalz, die Pfalzkapelle und das Gericht wurden im 19. Jahrhundert abgerissen. Vor dem Münster entstand der Friedhof.
Nördlich des Gotteshauses war der Ratssaal des Domkapitels, die Bibliothek und einige weitere Räumlichkeiten errichtet. Ein Lagerhaus, das auch als Kneipe diente – genannt Stauf – brannte im 19. Jahrhundert ab. Die Geistlichkeit lebte hier ähnlich einem Konvent mit den alltäglichen Ritualen der Gebete und der Gottesdienste. Doch mit dem 12. Jahrhundert änderte sich das. Die Domherren zogen in Privathäuser rund um den Münsterplatz.
Mit der Übermacht des alles bestimmenden Christentums, entstanden immer mehr Klöster und Kirchen rund um und in Konstanz. Dazu zählen nach dem Kloster Reichenau und Peterhausen vor der Jahrtausendwende auch die Klöster im Paradies, in Kreuzlingen und auf der Dominikanerinsel. Das Münster wurde damit auch immer mehr zum Verwaltungsort des herrschenden Adels.
Münster im Hochmittelalter | Machtfrage Bischof
Ab dem 12. Jahrhundert wurde das heutige Münster gotisiert. Der Bau zur Front mit den zwei Türmen wurde gestartet. Der nördliche der beiden Türme stürzte im Jahr 1128 ein, was die Bauarbeiten weit zurückwarf. Erst 1378 wurde mit dem Südturm die Fassade fertig. Das Dach bestand aus Bleiplatten, die ein Spitzdach bildeten.
Ab 1200 begann man auch einen Turmbau über dem Chor. Dieser war vermutlich vier- oder achteckig. An der Formulierung sieht man schon, dass der Turm heute nicht mehr steht und man auch recht wenig darüber weiß. Der Turm wurde nämlich am 15. September 1299 ein Raub der Flammen. Doch unterhalb des damaligen Turms gab es keine Brandschäden.
Doch ab 1300 wird verstärkt gebaut und errichtet. Es begann der Bau des Kreuzgangs, der Konradi- und der Mauritiuskapelle. Damit und mit den Reformen von 1294, wollte man auch ein Zeichen der Macht setzen, die zusehends untergraben wurde. Nicht nur, dass die Stadt sich selbstständig machte, auch andere Abteien wurden reich und mächtig. Darunter das Kloster Salem.
Konstanz erhielt 1237 das Stadtrecht als freie Reichsstadt, die nur dem Kaiser unterstand. Im Jahr 1308 wurde in Konstanz ein Bürgermeister gewählt, was die Unabhängigkeit vom Bischof exemplifizierte. Dennoch sprach der Bischof rund um die Kirche Recht.
Das Bistum selbst war durch innere Machtkämpfe um die Nachfolge des Bischofs zerrüttet. 1306 starb Heinrich II von Klingenberg, der auch Vizekanzler unter König Rudolf I. und Vorstand des Konvents in Reichenau war. Ein Nachfolger konnte nicht ohne Weiteres ausgemacht werden. Das beeinflusste auch den Bau des Münsters, der sich nur langsam vollzog. Das zaghafte Bauvorhaben wurde bis zum Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) hinausgezögert. Der Kreuzgang wurde so erst 1420 fertiggestellt. Das erklärt auch die unterschiedlichen Stilarten, die der Kreuzgang aufweist.
Münster während des Konzils
Das Konzil von Konstanz ist eines der bedeutendsten Ereignisse des Hochmittelalters und vor allem für Konstanz. Hier wurde über das Problem beraten, dass es drei Päpste gab, die von unterschiedlichen Herrschern eingesetzt wurden. Dem Ruf des Konzils folgten nicht nur Geistliche, sondern auch der hohe Adel. Alles, was Rang und Namen hatte, war für vier Jahre in Konstanz. Der bekannte Reformer Hus wurde verbrannt und es wurde eine Hochzeit geschlossen, was den Burggrafen von Nürnberg zum ersten Markgraf und Kurfürst von Brandenburg machte. Der Bischof von Salisbury starb hier während des Konzils und liegt seither im Münster begraben.
Das Münster spielte bei dem Konzil eine zentrale Rolle, denn es war der Austragungsort der Sitzungen und der Generalkongregation. Es wurden etwa 200 Predigten zum Stand der Kirche gehalten und König Sigismund verlas hier zu Weihnachten 1414 die Messe mit gezogenem Schwert. Außerdem wurde in den Räumen der Kirche das Todesurteil über Jan Hus gefällt.
Die Wahl des Papstes zum Ende des Konzils fand im Lagerhaus statt, das heute das Konzilgebäude ist. Die Krönung fand auf dem Münsterplatz statt.
Nach dem Konzil wurde abermals an dem Gotteshaus gearbeitet, denn das Konzilgelage brachte viel Geld ein. Ab 1423 bis 1520 baute man das Münster im Stil der Spätgotik weiter aus. Vor allem der Bischof Otto II von Hachberg brachte viele Bauvorhaben ins Rollen, auch wenn er das Bistum damit verschuldete.
Die Seitenschiffe, die Sakristei, das Querhaus und das Sanktuarium wurden im 15. Jahrhundert mit Rippengewölbe und bunten Fenstern ausgestattet. Der Thomaschor wurde mit einem Treppenturm versehen, den man wegen der Drehung als Schnecke (Schnegg) betitelt.
Die Wand des Chors im Osten wurde mit Fenstern im Stil der Zeit versehen. Die Anzahl steht für die Dreifaltigkeit. Die Südseite – zur Stadt hin – wurde verschönert. Eine Anekdote eines Geistlichen damals zeigt, wie sehr das Christentum ausgehöhlt war. Der Geistliche machte sich darüber lustig, dass die Konstanzer die römischen Steine verehrten, die dort verbaut waren. Doch die lateinischen Inschriften verwiesen beispielsweise auf Kaiser Nero, der die Christen bekanntlich verfolgen ließ.
Über ein halbes Jahrhundert hinweg, bis um 1500, war das Münster eine Dauerbaustelle. Bis zu 30 Steinmetze arbeiteten darin, deren Meister nur selten ihre Kunstwerke in Vollendung betrachten konnten. Vor allem die Künstler Vincenz Ensinger und dessen Sohn Matthäus schufen den Kapitelsaal und die Kapellen am südlichen Seitenschiff.
Der Chorraum wurde vom Bildhauer Niclas Gerhaert van Leyden aus Straßburg gestaltet, der allerdings auch nicht fertig wurde, da man sich über Lohn nicht einigen konnte. Die Fertigstellung erfolgte durch Simon Haider aus Konstanz und unter seiner Regie entstanden auch die verzierten Türen zum Westportal. Sein oft kopierter Altaraufsatz wurde während der Reformation zerstört.
Die Welserkapelle wurde durch den Meister Lux Böblinger gestaltet und der bereitete den Vorbau zum Mittelturm auf der gotischen Westseite, der 1856 fertig wurde. Das Vorbild war das Münster in Straßburg und für die Turmnadel das Münster in Freiburg. Damit erreichte man die Höhe von 78 Metern.
Münster Konstanz und das Ende des Mittelalters | Reformation
Im Jahr 1511, genauer am 21. Oktober, zerstörte ein Brand weite Teile der Kirche. Das Dach, die Türme und die Orgel verbrannten. Im Zeichen der Zeit erdachte man sich einen Ablass, der ja schließlich auch in Rom zum Bau der Kirchen genutzt wurde. Mit dem Geld finanzierte man die Renovierung der Türme und provisorisch wurde zwischen den Türmen das Wächterhäusle festgezurrt. Da es nun auch einen weltlichen Sinn hatte, brachte das auch die Stadt als Financier auf den Plan. Die Orgel und die Empore dazu wurden bis 1523 erneuert.
Doch die Reformation ließ die Bauarbeiten am katholischen Gotteshaus infrage stellen. Schon seit 1518 fand der Gedanke Luthers in Konstanz fruchtbaren Boden, wie auch beim Prediger Ambrosius Blarer. Konstanz wurde außerdem Mitglied des evangelischen Bundes – dem Schmalkaldischen Bund. Die Stadt nutzte die Gelegenheit und wurde den ungeliebten Bischof los, der versuchte, Konstanz wieder unter kirchliche Herrschaft zu zwingen.
Bischof Hugo von Hohenlandenberg zog sich 1526 auf seine Residenz auf der anderen Bodenseeseite, nach Meersburg, zurück. Die Führung des Doms, das Domkapitel, übersiedelte nach Überlingen und später nach Radolfzell. Der Kirchenschatz fiel großteilig an die Stadt, was den Bildersturm verhalten ausfallen ließ. Die Evangelischen stürmten die Kirchen und zerstörten die Bilder, da in der Bibel steht, man soll sich kein Bild von Gott machen.
Das war nicht das erste Mal, dass Konstanz vom “wahren Glauben” abgefallen war. Schon im 14. Jahrhundert war die Stadt wegen der Frage des richtigen Königs exkommuniziert. Nun wurden aber auch Reliquien, wie die Überreste der Schutzheiligen, in den Rhein geworfen. Auch viele Altäre wurden vernichtet. Für zwei Dekaden wurde das Münster evangelisch. 1545 fordert der Kaiser, Karl V., Konstanz auf, wieder den katholischen Glauben anzunehmen. Die Argumente in Form der militärischen Übermacht waren so überzeugend, dass Konstanz ab 1549 wieder katholisch war.
Damit einher ging eine Entmachtung. Konstanz wurde die Reichsstadt-Ehre aberkannt und wurde zum Herrschaftsgebiet der Habsburger. Der Bischof Christoph Metzler von Andelberg kam zurück und das Münster wurde 1551 auf den katholischen Glauben geweiht. Meersburg blieb jedoch seine präferierte Heimat.
Die Kunstwerke, die die Stadt für sich reklamierte, mussten zurückgegeben werden und was nicht mehr da war, musste auf Kosten der Bürger ersetzt werden. Der Rest wurde mit Sondersteuern von betuchten Bürgern und Geistlichen erneuert.
Kein Barock, aber Klassizismus im Münster
Um die Reformation abzuhalten, wurden Jesuiten angesiedelt. Sie standen für die Erneuerung der katholischen Kirche. Sie bauten eine Christuskirche und lehrten auf einer Schule, die heute das Heinrich-Suso-Gymnasium darstellt. Sie strengten eine Reform des Bistums an und sie übermalten die Decke im Mittelschiff. In Form von Altären zog der Barock ein. Weitere Änderungen scheiterten an der Finanzierung. So ging die Barockisierung an diesem Gotteshaus vorbei.
Ab 1775 wurde jedoch wieder verstärkt am Münster gearbeitet. Der Klassizismus hielt Einzug und dafür wurde auch der Künstler Pierre Michel d’Ixnard engagiert, der seinerzeit bereits sehr bekannt und beliebt war. Er war auch von der Abtei Salem angeheuert worden. Er formte den Chor, schuf einen Hochaltar und gestaltete den Altarraum sowie das Quergebäude. Er sorgte auch für die Stuckarbeiten durch Josef Ferdinand Bickel und Carlo Luca Pozzi.
Der Hochaltar wurde an der Ostseite angebracht, wofür man die Fenster verkleinerte. Es wurden die Kassettendecken eingezogen und ein einheitlicher Marmorschick zog ein.
Münster in der Moderne
Ab dem frühen 19. Jahrhundert beginnt die Säkularisation, also die Entmachtung der Kirche. Schon 1795 hat der Kaiser aus dem Haus der Habsburger (Österreich) einen Großteil des Kirchenschatzes beschlagnahmt, wobei es um die Finanzierung des Krieges gegen Napoleon ging. Doch Frankreich triumphierte und es begann die Aufklärung und die Säkularisierung.
1802 wurden die Güter der Fürstbischöfe dem Markgrafen von Baden übergeben. Auch Konstanz wurde Baden als Bündnispartner Frankreichs zugesprochen. Die kirchlichen Güter wurden von Ignaz Heinrich von Wessenberg verwaltet, der sich der Verstaatlichung verschrieben hatte. Dieser setzte sich für eine Nationalisierung der katholischen Kirche ein, was Papst Pius VII. ablehnte. Wessenberg wurde 1860 im Münster beigesetzt.
Das Münster war ab 1821 kein Bischofssitz mehr, sondern wurde zur Pfarrkirche. Die vorherige Pfarrkirche, St. Johann in der Niederburg, wurde geschlossen. Viele Kirchen wurde geschlossen. Sie wurden teils auch abgerissen oder Opfer von Bränden. So 1824 als ein Brand den Stauf und einige Wohnräume zerstörte. Auch die Pfalz wurde ein Opfer der Moderne und durch das Gesellschaftshaus der Konstanzer Museumsgesellschaft ersetzt.
Mit dem Aufkommen der Denkmalpflege wurde das Münster ab 1844 wieder renoviert. Im Gefühl der Zeit, dem Historismus, wurde die Kirche im Stil der Neogotik, gearbeitet. Die komplette Sanierung dauerte bis 1860. Die barocken Züge erfuhren jedoch von den Menschen in Konstanz wenig Zustimmung.
Die Neogotisierung in den 1850er Jahren wurde die Westfront verändert, sowie das Nord- und das Südportal. Elemente, die nicht zur Gotik passten, wurden vom Antlitz getilgt. Der Klassizismus blieb aufgrund der Proteste des Pfarrers erhalten. Außerdem wurde 1856 der Turm vollendet.
Im Inneren baute man noch lange, bis es das heutige Aussehen erreichte. Zwischen 1881 und 1887 bemalte man im Stil des Mittelalters die Mauritiusrotunde, es wurden Mosaikböden und neue Fenster installiert. Die Skulpturen der Rotunde waren einst bunt und zeigen Szenen der Geburt Jesu. Innen finden sich Bilder des Todes Jesu. Seit 1552 ist ein Holzschrein zu sehen, zuvor war dort ein Schrein aus Silber. Noch heute ist das eine Station auf dem Jakobsweg.
Die Seitenkapellen wurden erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg neogotisiert. In den 1920er Jahren wurde abermals renoviert, damals unter Leitung von Paul Motz, der den Klassizismus wieder hervorhob. Außerdem wurden einige Teile wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt.
Da man während der Terrorherrschaft der Faschisten keinen Sandstein aus der Schweiz beziehen konnte, versuchte man andere Methoden der Renovierung. Diese Arbeiten lösen noch heute Probleme aus.
Konstanzer Münster heute und die verbliebene Kunst
Den Titel Basilica minor, der von Papst Pius XII. vergeben wurde, erhielt das Münster 1958. Vier Jahre später begannen wieder Bauarbeiten, da vor allem der Sandstein unter den vergifteten Umweltbedingungen litt. Seit 1968 gibt es eine Hütte für die Bauarbeiten am Münster, die permanent andauern. Bis zu acht Fachleute arbeiten an dem Erhalt des Münsters. In den 70er Jahren wurde die Krypta, in den 80er Jahren die Welserkapelle und über die 90er Jahre hinaus wurden die Türme renoviert. 2005 waren die Türme fast gänzlich saniert.
Inzwischen ist das Münster eine Basilika mit drei Schiffen, ein Querschiff und einem geraden Chor, der aus drei Zellen besteht. Die Stile der Romanik, der Gotik und des Historismus sind gut ausmachbar. Das gilt auch für das Langhaus, das über 32 Säulen aus Rorschacher Sandstein verfügt und ein Kreuzgewölbe aus dem 17. Jahrhundert prägt.
Das Totenbild unter der Empore zeigt den Bischof Georg Sigismund Miller aus dem 17. Jahrhundert und wurde von Johann Christoph Storer (1659) gefertigt. Daneben sind Jesus und Maria erkennbar. Etwas Barockes zeigt sich noch im Bogenscheitel, dort halten zwei Putten das Banner, auf dem ein skelettierten Bischof und ein Ritter in Montur abgebildet sind. Das Wappen ist das des Bischofs Miller.
Der Chor und das davor befindliche Viereck des Querhauses, das erhöht ist, ist im Stil des Klassizismus gehalten, die Nebenchöre verfügen über goldene Kassettendecken. Das Ölgemälde im Hochchor ist von Franz Carl Stauder und zeigt Maria Himmelfahrt. Daneben die Figuren des Heiligen Konrad und des Heiligen Pelagius.
Das Barocke in den Nebenchorräumen gehören zu den wenigen Elementen aus der Zeit, die überlebt haben. Der Altar im Thomaschor stammt von Christoph Daniel Schenck. Die Figuren zeigen Kaiser Heinrich II. und Helena und das Kreuz stammt aus der Werkstatt von Carlo Luca Pozzi. Das acht Meter hohe Treppenrondell, wegen der Form Schnecke genannt, ist ein Relikt der Gotik und führt zum Ostbau, wo auch die Orgel des Mittelschiffs ist. Die Figuren darauf zeigen die Symbole Marias, gesäumt von acht Propheten. Die Künstler sind weitgehend unbekannt. Die gotische Maria-Verehrung findet man auch auf der Nordseite des Thomaschors.
Der Mariä-End-Chor befindet sich vor der Margaretenkapelle, die schon 1222 erwähnt wird. Das Kreuzgewölbe ist von 1423 und die Wandmalereien sind aus dem 14. Jahrhundert. Man sieht Jesus umgeben von Engeln und dem Teufel rechts, der von Engeln besiegt wird. Darüber Maria mit dem jungen Jesus auf dem Arm. Darunter das Wappen des Bischofs Otto III. von Hachberg. Auch sein Grab befindet sich in diesem Raum. Eine weitere Malerei zeigt die Kreuzigung und einen Engel, der Musik macht.
Die Seitenschiffe aus der Zeit der Romanik sind aus dem 11. Jahrhundert und die Decke ist aus dem 15. Jahrhundert. Besonders beachtenswert sind die Heiligen und Fantasmen auf den Schlusssteinen. Die seitlichen Kapellen sind aus dem 15. Jahrhundert, die Ausstattung ist jedoch aus dem 19. Jahrhundert. Die Malereien der Seitenschiffe sind kaum noch zu erkennen. Das Bild auf der südlichen Seite ist von 1435 und zeigt Christopherus mit Jesus huckepack durch den Fluss gehend. Das Bild gegenüber ist von 1470 und zeigt ebenfalls Christopherus bei den Eremiten. Im Hintergrund soll Konstanz abgebildet sein. Außerdem sind hier etliche Epitaphe und Gräber von Bischöfen untergebracht.
Die Welserkapelle aus dem 15. Jahrhundert befindet sich an der Nordseite des Nordturms. Darin vermischen sich Gotik aus der Zeit der Errichtung und der Moderne, was sich an beispielsweise an den Wasserspeiern exemplifiziert. Sie stehen im Übrigen für die Tugenden. Der Name der Welserkapelle kommt von der Familie Welser, die den Altar stiftete und die ebenfalls im Münster beerdigt ist.
Die Westfront mit ihren Türmen wurde im 12. Jahrhundert begonnen und misst vier Etagen. Der Mittelturm wacht über drei Patrone des Münsters. Die Figuren sind aus dem 19. Jahrhundert. Die Tore des Portals sind über vier Meter hoch und zeigen biblische Szenen: Verkündigung Maria, Christi Himmelfahrt, die Sichtung des Heiligen Geistes (Pfingsten) und den Tod Marias. Darüber die Münsterpatrone Konrad und Pelagius. Auch der Tischler Simon Haider, der die Türen gefertigt hatte, hat sich dort verewigt.
Die Krypta ist heute der älteste Teil der Kirche, vermutlich durch Pelagius im 9. Jahrhundert errichtet. Er liegt dort auch begraben, vielleicht sind es auch verschiedene Reliquien, die den Bildersturm überdauert haben. Die mehrteilige Krypta ähnelt in der Form der Krypta des Klosters Reichenau. Die Säulen darin sind teils im Stil der Ottonischen Zeit, teils mit Figuren geschmückt, die vermutlich im 12. Jahrhundert gemacht wurden. Die Kupferscheiben sind teilweise aus dem 13. Jahrhundert oder älter, aber auch deutlich jünger. Sie befanden sich ursprünglich woanders. Darauf sind die Kirchenschutzpatrone und Jesus abgebildet.
Bischof Konrads Grab befindet sich in der Konradikapelle, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die Bemalung ist neogotisch aus dem 19. Jahrhundert und zeigt das Leben des Schutzheiligen. Einzigartig in der Region ist das Hochgrab mit seiner Figur als Relief.
Die Kanzel von 1680 wurde in St. Gallen gemacht und der Spruch darüber meint, dass die gesprochenen Worte (Schall) in alle Länder hinausgeht, was ein Psalm darstellt. Auch wenn man zuweilen noch hört, dass die Figur des Abrahams den zum Tode verurteilten Jan Hus darstellt, so ist das nicht wahr. Dennoch wurde die Figur bis ins 19. Jahrhundert mit Nägeln traktiert.
Die sitzende Madonnenfigur aus dem Holz der Pappel ist von 1260 und von unbekannter Herkunft. Der Chor ist aus Eichenholz und von 1470. Die Seiten zeigen die Szenen zwischen der Genesis und der Apokalypse.
Die Orgeln sind aus den 50er Jahren und nicht mehr original. Die erste Orgel wurde 1130 erwähnt. Die Orgeln befinden sich aber in altem Gehäuse. Die 19 Glocken in den Türmen sind teils noch aus dem Mittelalter.
Wo befindet sich das Münster?
Alljährlich wird am 26. November das Konradifest gefeiert, das dem Heiligen Konrad gewidmet ist. Ein weiteres wichtiges Fest im Konstanzer Kirchenkalender ist Mariä Geburt am 8. September.
- Münsterplatz 1
- 78462 Konstanz
- GPS: 47.663436, 9.175432