Kirche in Kißlegg | Oberschwäbische Barockstraße

Die Kirche in Kißlegg ist Teil der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße und beinhaltet einige mittelalterliche Kunstwerke, unter anderem von Zürn.

Die erste Besiedlung bei Kißlegg war wohl schon zur Steinzeit, am Obersee. Das heutige Kißlegg, das bis ins 16. Jahrhundert Zell hieß, entstand aber an dem anderen See, dem Zellersee. Dort errichtete ein Priester aus Leutkirch seine Wohnung samt Kirche. Die Kirche steht heute natürlich nicht mehr, jedoch ist der Platz nach wie vor, der einer Kirche. Heute ist es die Barockkirche St. Gallus und Ulrich.

Kirche-Kißlegg

Geschichte der Barockkirche St. Gallus und Ulrich in Kißlegg

Im 8. Jahrhundert, ungefähr um 760 – 780, gründete der Priester Ratpot aus Leutkirch sein Häuschen und eine Kirche in Kißlegg. Die heutige Kirche entstammte einem Gotteshaus aus dem Mittelalter. 788 ging das Areal an das Kloster St. Gallen. Ihren barocken Stil erhielt sie erst in den Jahren vor und nach 1742 – durch den Pfarrer Franz Joseph Lohr, der zehn Jahre zuvor in die Gemeinde zog in der er die hiesigen Fürsten von Waldburg-Wolfegg und Waldburg-Wurzach für die Finanzierung gewann. Ab dem 14. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert gehörte Kißlegg zu der Familie Schellenberg. Im Jahr 1625 ging Kirche samt Stadt an Friedrich von Waldburg-Scheer-Trauchburg und 1793 an das Haus Waldburg-Zeil-Wurzach – alles durch Heirat und Erbschaft. Die Frau von Waldburg-Scheer-Trauchburg ist hier begraben.

1742 fand die Weihung der Kirche statt. Bei der Pfarrkirche gab es ab dem 15. Jahrhundert ein Franziskanerinnen Kloster (siehe unten).

Der Baumeister war Johann Georg Fischer aus Füssen, der auch die Kirche in Wolfegg umgestaltete. Dafür nutzte man neue Steine, als auch Reste der Burg Kißlegg.

Kunst und Architektur der Barockkirche Kißlegg

Das Bild der heutigen Kirche ist hauptsächlich im 18. Jahrhundert entstanden. Der Chor und die Seitenschiffe sind von 1738. Am Sankt Wendelstag 1548 wurden das Kloster und die Pfarrkirche durch einen Brand zerstört. Das Langhaus der Kirche wurde danach erneuert. Das Dominante einer Kirche ist der Turm, der hier in Kißlegg noch romanisches Mauerwerk beinhaltet und seine barocke Haube im Jahr 1781 bekam.

Mittelalterliche Elemente finden sich auf den Fresken rund um die Kirchenmauer. Das Inneren ist vor allem durch das Wappen der Waldburg (und Schellenberg) über dem Chorbogen geprägt.

Die Deckengemälde samt Stuck wurden 1737 von dem Künstler Ehrler gemacht und fünf Jahre später war der Bau bereit für die Weihe, wenngleich die Kirche wohl immer noch nicht ganz fertig war. Der Umbau soll so teuer geworden sein, dass es bei den Bewohnern zu Unmut kam.

Brände kamen in Kißlegg oftmals vor, so berichtet die Chronik vom 23. April 1704 von der “Nachläßigkeit eines französischen Kochs. Als französische Truppen hier lagerten, brach Feuer aus, das 35 Häuser, also fast den ganzen Ort, einäscherte.” Etwa 50 Jahre später brannte Kißlegg erneut, weil ein “Weibsbild, welches, um die alten Mutter loszuwerden, das Haus anzündete. Die Verbrecherin büßte mit Enthauptung.”

Weitere Kunstwerke in der Kirche in Kißlegg sind

  • Madonna Figur (1623) von Hans Zürn
  • Die barocke Kanzel (1745)
  • Einige Skulpturen (1750) von Johann Wilhelm Hegenauer
  • 21-teiliger Silberschatz (1755)
  • Kreuzigungsbild im Altarbereich (1738) von Thaddäus Sichelbein
  • Seitenaltäre (1743) von Hans Michael Weißenhorn
  • Nebenaltäre (1738) von Johann Schütz

Geschichte des Franziskanerinnenklosters in Kißlegg

Wann genau das Kloster und vor allem durch wen es gegründet wurde, ist umstritten. So soll es entweder einen Tausch der Gebäude gegeben haben oder eine Nonne aus Weingarten, die in Verbindung mit der Guten-Beth aus dem Kloster Reute stand, gegründet worden sein.

Urkundlich gesichert ist jedoch der Aufstieg des Klosters im 15. Jahrhundert. So wurde das Wirtschaftsgebäude, eine Klause, im Jahre 1420 erwähnt – im selben Jahr wurde die Marienkapelle gestiftet. 1447 kauften die Franziskanerinnen einen Garten. Zehn Jahre später erhöhte sich auch deren “Gehalt”, denn die finanziellen Zuwendungen wurden fortan pro Gebet berechnet. Vermutlich haben sie auch mit den Herren von Schellenberg, den damals örtlichen Herrschern, kooperiert.

 

Der Orden wurde 1467 in die Gemeinschaft der Franziskaner aufgenommen und eine Mutter Oberin gab es spätestens ab diesem Jahr auch. Das Kloster unterstand dem Kloster Lenzfried (bei Kempten). Erst 1484 wurde das Kloster durch den Papst bestätigt. Im 15. Jahrhundert konnte das Kloster seine Ländereien erweitern. So mehrte sich auch der Wohlstand. Die Schwestern waren das örtliche Hospital, aber auch die Hygienestation mit Reinigungsdienst. Dafür ließ man sich jedoch entlohnen, so auch durch das Verleihen von kirchlichem Equipment.

Die Herkunft der Schwestern in Kißlegg war zumeist niederer Art. Es waren Bauers- und Handwerkstöchter. Der Konvent hatte im Durchschnitt etwa 15 Schwestern, wobei alle gleichgestellt waren.

Das Kloster wurde im Laufe der Zeit zwei Mal ein Opfer der Flammen. Eine Erwähnung findet sich 1548, worauf das Kloster neu erbaut werden musste. Doch war der Bau nicht sicher und musste 1662 wieder abgerissen werden. Mit dem Neubau entstand 1662 eine Klosterkirche, die ‘Unserer Lieben Frau’ geweiht wurde und trug den Namen “Maria Bethlehem”.

Nach der Säkularisierung wurde das Kloster zu einer Schule, doch der Schachzug der Schwestern es zu einer Schule zu machen und damit den Konvent zu erhalten, wurde 1819 beendet. Im 20. Jahrhundert kamen noch einmal kurz Nonnen in das Haus, das aber danach zum katholischen Gemeindehaus wurde.

 

Adresse der Kirche Kißleggs St. Gallus und Ulrich


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