Ruine Schenkenburg Winterstettenstadt

Oberhalb der Ortschaft Winterstettenstadt stand einst die Schenkenburg, wovon noch einige Mauerreste zeugen.

Von der Ortschaft bei der Kirche aus führt ein kleiner Wanderweg den Stadel- oder Schenkenberg auf etwa 607 Meter hinauf, wo die Burg derer von Winterstetten stand. Heute sieht man noch einige Mauerreste davon. Der spätere Adel von Winterstetten war Mundschenk beim königlichen Hof und so spricht man auch von der ehemaligen Schenkenburg.

Burgruine Winterstettenstadt

Geschichte der Schenkenburg von Winterstettenstadt

Die Position des Dorfes Winterstettenstadt im Rißtal war wohl mal ein Gletschertor und im Mittelalter Sitz des Adelsgeschlechts von Winterstetten. Zu Beginn der Schriftführung wurde es als Winthersteden und 1253 als Winterstoth beschrieben.

Die ersten Bewohner dieser Burg, die ersten Herren von Winterstetten waren Adelige, die vermutlich zunächst im Dienst der Welfen und später gesichert im Dienst der Staufer standen. Über sie ist nur wenig bekannt. Erstmals wurden sie 1181 erwähnt, ein Heinrich von Winterstetten war ein Dienstmann des Kaisers. Schon sechs Jahre später erschienen sie das letzte Mal in den Büchern – vermutlich sind sie ausgestorben. Da die Burg damals schon gestanden haben dürfte, ist sie wohl ebenfalls aus dem 12. oder sogar dem 11. Jahrhundert.

Ab dem 13. Jahrhundert hatte die Burg einen neuen Besitzer und erlangte damit ein hohes Prestige. Gemeint sind die Schenken von Winterstetten und vormals von Tanne. Das sogenannte Castrum ging 1214 in deren Besitz über.

Ab 1220 wurden sie Mundschenke am Hofe des Herzogs von Schwaben und Konrad von Tanne wurde der persönliche Lehrer des späteren Königs Heinrich VII. Konrad. Er war mit dem König des Öfteren auf Reisen und verwaltete später Italien im Auftrag des neuen Herrschers Heinrich. Im Jahr 1238 führte er auch ein Heer an, das nach Italien zog.

Er gilt zudem als Gründer des Klosters Baindt, das er mit Geldern, Ländereien und mit Macht ausstatten ließ. Teils gehörten auch Menschen, also Leibeigene, zu den Schenkungen, darunter auch Menschen aus Bad Waldsee. 1240 ließ er sich vom Kloster Weißenau versichern, dass sie nichts gegen das Kloster Baindt vorbringen werden. Auch die Verwandtschaft auf der Waldburg wurde eingebunden. Das Gelände für das Kloster Baindt kaufte Konrad 1240 wohl von den Rittern Herrmann und Heinrich Wildenmann. Bis zum Bau sollte der Kaiser das Lehen inne haben und offen lassen, sowie von der Vogtei befreien, was er ein Jahr später tat. Zudem hatte man sich mit dem Bischof von Konstanz über die geistige Hoheit verständigt und ihn entschädigt. 1237 wurde auch eine Schenkung an das Kloster Schussenried erwähnt.

Die Schenken waren aufgrund ihrer Position am Hofe dicht an der Macht und enge Vertraute der stauferischen Könige. Konrad nahm sich die Burg als Sitz und nannte sich fortan Konrad von Winterstetten. Währenddessen wurde Eberhard von Tanne-Waldburg zum Truchseß unter stauferischen Führung. In der Burg Waldburg lagerten auch die Reichsinsignien im 13. Jahrhundert. Konrad von Winterstetten(-Tanne) starb um 1243. Erst ein Jahr zuvor wurde die Burg erstmals erwähnt.

Im selben Jahr ging das Amt des Schenken an die Herren von Schmalegg über, denn sie hatten geschickt geheiratet – nämlich die Tochter Irmengard – und das Amt sowie die Burg geerbt. Auch sie nannten sich nach ihrem Sitz, Schenken von Winterstetten. Dieser Konrad von Winterstetten(-Schmalegg) starb aber noch im selben Jahr – da es aber später noch weitere Konrads geben wird, erhielt er den Zusatz: der Ältere. Sein Erbe wurde unter seinen Söhnen aufgeteilt: Heinrich von Winterstetten bekam Schmalegg, Rudolf von Winterstetten erhielt Alttann, Hermman von Winterstetten bekam Otterswang und Burkhardt Ittendorf. Torkenweiler wurde schon zuvor verkauft.

Konrad der Jüngere bekam Winterstetten und Ulrich wurde Minnesänger. Beide waren wohl im Kloster Weißenau oder Kloster Weingarten zur Schule gegangen. Ulrich war sogar einer der bekannteren Minnesänger und lebte nur teilweise auf der Burg. Nur einmal im Jahr 1269 trug er den Namen Ulrich von Winterstetten. Auch sie spendeten viel an die umliegenden Klöster, besonders auch dem Kloster Baindt. 1268 versprachen sie sogar, die vom Stiefvater versprochenen Personen zu überstellen. Konrad von Winterstetten war aber wohl Schuld am Untergang derer von Winterstetten.

Im Jahr 1269 plünderte er das Kloster Obermarchtal, was dazu führte, dass der Bischof von Konstanz die Schenkenburg zwei Jahre später belagerte. Die Burg hielt der Belagerung nicht lange stand und so musste sich Konrad von Winterstetten dem Bischof von Konstanz ergeben. Fortan hatte er die Burg nur noch als Lehen von des Bischofs Gnaden. In der Folgezeit stifteten sie viel Land und verkauften auch einiges an die Klöster. Ulrich vermachte 1280, inzwischen Domherr von Augsburg, alle Güter an das Kloster Baindt. Konrad stiftete beispielsweise 1282 Möllenbronn (das man mit Magenhaus getauscht hatte) und Güter in Gaisbeuren. An das Kloster Ochsenhausen verkaufte man 1283 Ringschnait.

Nach dem Tod dieses Konrads vergaben die Nachkommen das Burglehen immer wieder an andere Adelsfamilien. Irgendwann ging es wohl an Österreich und diese übergaben es den Herren von Waldsee. Als diese 1331 nach Österreich übersiedelten, fiel es wieder an die Habsburger zurück.

Die Ortschaft zu Füßen der Burg erhielt im Jahr 1376 das Stadtrecht, die Gerichtsbarkeit und das Marktrecht von den Staufern. Ab 1408 durfte die Stadt auch selbst richten – das Halsgericht. Es schien aufwärts zu gehen, doch das nächste Jahrhundert sollte dem Vorhaben, einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Die Habsburger in Österreich brauchten Geld und so wurde die Burg wieder weitergereicht, zunächst an die von Hornstein, später die Herren von Friedlingen. 1384 ging die Burg an Heinz von Adelhardtshofen und im Jahr 1400 an die Herren von Stein, fünf Jahre später an die Herren von Höringen. Diese verkauften 1438 die Pfandschaft an den Truchsess Georg von Waldburg. Die von Waldburg bekamen das Lehen im Jahr 1454 von Sigmund als mannserbliche Inhabung, also solange es männliche Erben dafür gibt.

Tatsächlich verkam die Burg und wurde nicht mehr renoviert, aber sie blieb noch bis ins 18. Jahrhundert weitgehend erhalten. Die Räumlichkeiten sollen noch im 17. Jahrhundert nutzbar gewesen sein. Noch um 1724 soll das Gemäuer erhalten gewesen sein, wie eine Karte von damals zeigt.

Die Burg scheint während des Bauernkrieges 1525 keinen Schaden genommen zu haben, vermutlich weil sie nicht bewohnt war. Doch ab dem 15. Jahrhundert verfiel sie zusehends und das betraf auch die Stadt. Schon 1439 sprach man von einem Flecken, einige Jahre später von einem Oppidum.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) diente die Burg sogar noch als Schutz vor den Kriegshandlungen für die Bewohnenden von Winterstettenstadt.  Später diente das Mauerwerk als Steinbruch für Kirchen oder auch für das Schloss Heinrichsburg.

1692 wurde in Winterstettenstadt ein Bürgermeister gewählt, doch das sorgte für einen Streit um die Rechte und Freiheiten, der auch 30 Jahre dauerte und von Kaiser Karl VI. beendet wurde. Inzwischen war der Ort wieder ein Dorf und die Vorstellung einer Stadt war dahin.

Inzwischen gehört Winterstettenstadt zur Gemeinde Ingoldingen im Landkreis Biberach.

Blick auf Risstal Schenkenburg Winterstettenstadt

Wie sah die Burg aus?

Die Ausmaße der ehemaligen Burg zeugen vom ehemaligen Ruf, den man auch mit dem Bau darstellen wollte. Die Breite misst etwa 150 Meter und die Länge über 75 Meter. Es gab eine Kernburg hinten und eine Vorburg zur Stadt hin, die durch einen Weg geteilt wurde. Die heute noch zu sehenden Mauerreste sind die Teile des Bergfrieds. Aber auch Reste der Trennmauer zwischen Vor- und Kernburg sind noch zu sehen. Weitere Mauerreste kann ebenfalls noch erblicken, wenn man sucht und womöglich sind auch welche noch unter der Erde.

Die Steine sind etwa zwei Meter dick. Die Grotte für die Mariendarstellung wurde erst später hinzugefügt. Auch der Halsgraben ist heute noch zu sehen. Dieser befindet sich im südliche Teil und soll bis zu sechs Meter tief und ungefähr zwölf Meter breit gewesen sein. Der Bergfried lag vermutlich auf etwa 12 bis 14 Metern im Quadrat. Umgeben war die Burg von einer Mauer, die den Bildern nach, nur wenige Türme besaß. Ein Turm soll aber recht groß gewesen sein, ob dieser erst später erbaut wurde, ist unklar.

1241 wurde sogar eine Kapelle erwähnt, die auf der Burg gewesen sein soll. Für einen Prachtbau würde man wohl aber einen größeren sakralen Bau vermuten. Zudem gab es auf der Burg selbstverständlich auch Wirtschaftsgebäude. Südlich von Winterstettenstadt soll es noch einen weiteren Burgstall geben, wobei unklar ist, in wie weit die beiden Anlagen im Zusammenhang stehen. Eine Ausflug dahin lohnt sich nicht nur ob der mittelalterlichen Atmosphäre, sondern auch wegen des wunderbaren Ausblicks auf das Rißtal.

Darstellung Schenkenburg Winterstettenstadt

Wo befindet sich die Schenkenburg?

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