Kloster Weißenau | Barockstraße Oberschwaben
Das barocke Kloster in Weißenau ist das früheres Reichsstift der Prämonstratenser und ist mit vielen Kunstwerken ausgeschmückt, wie der bekannten Orgel.
Das Kloster Weißenau ist heute unter anderem eine Nervenheilanstalt, nur die Klosterkirche hat noch ihre religiöse Funktion. Eine Ausstellung im nahe gelegenen Eschacher Heimatmuseum gibt Auskunft über die Geschichte des Klosters, wie die Weißenauer “Bauernkriegschronik” aus dem 16. Jahrhundert.
Seine Berühmtheit verdankt die Kirche des Klosters Weißenau einer heiligen Reliquie und der bekannten Holzhey-Orgel. Früher war Weißenau noch eine eigene Ortschaft, inzwischen ist es Teil der Kreisstadt Ravensburg.
Geschichte und Kunst des Klosters Weißenau
Zu der Zeit als dieses Kloster erbaut wurde, waren die Welfen, die tonangebende Familie. Im Jahre 1146 begann der Bau von Prämonstratensernmönchen aus Rot an der Rot und wurde 1163 geweiht. Bezahlt, also gestiftet hat das Kloster ein Ministeral (Diener) aus dem Gefolge der Welfen: Gebizo von Ravenburg-Preißenberg.
Damals war der Name des Ortes noch Owe (1152), Augia (1181) oder Augia minor (1214). Minderaw heißt es noch im 14. Jahrhundert. Mit dem Bau des Klosters begann auch die Geschichte des Ortes, der heute ein Teil von Ravensburg ist: Weißenau. Was sich umgangssprachlich im 14. Jahrhundert durchsetzte und auf die weißen Kutten der Mönche verweist.
Seine Bekanntheit erlangte das Kloster vor allem aber durch eine Reliquie. Damals, 1283, erwarb sich Rudolf von Habsburg viel Sympathie damit. Die Reliquie war ursprünglich in Straßburg untergebracht. Zur Sicherheit unterstellte man das Kloster Weißenau 1487 unter das Protektorat der Landvogtei Schwaben.
Das Kloster war ein Chorherrenstift des Ordens der Prämonstratenser, genau wie das Kloster in Bad Schussenried oder in Rot an der Rot. Zunächst war das Kloster ein Propstei und später – 1257 – eine Abtei, dem also ein Abt vorstand.
Später sollte das Kloster viel Land erwerben, vom Bodensee bis nach Biberach. In diesen Gebieten übte das Kloster eine niedere Gerichtsbarkeit aus.
Dann kam der Dreißigjährige Krieg, was auch dieses Kloster nicht stehen ließ. Das neue Gebäude im Stil des Barock und die Klosterkirche wurde von 1708 bis 1724, respektive ab 1785 zu ihrem heutigen Aussehen umgebaut: damals unter Abt Leopold Mauch. Obwohl es kein Gesamtkonzept zu Beginn des Baus gab, erhielt die Kirche ihren barocken Stil. 1708 wurde der Ostflügel, 1711 der Südflügel und 1717 der Westflügel abgerissen und neu gebaut. Der Baumeister war Franz Beer. Die Klosterkirche entstand zwischen 1717 bis 1724.
Es entstand ein hufeisenförmiges, barockes Konstrukt, wobei die Kirche den Komplex zum Viereck abschloss. In vielerlei Hinsicht war es mehr ein Schloss im barocken Stil. So auch der Innenhof, samt Brunnen. Der Stuck im Ostflügel stammt von Francesco Marazzi, der Deckenschmuck im Südflügel (Festsaal, Kreuzgang und Abtei) stammt von Franz Schmuzer. Eine Stuckarbeit zeigt den Stifter und den Abt Mauch. Zudem findet sich in dem Raum ein Gemälde des letzten Abts des Klosters Bonaventura Brem. Die Bilder im zweistöckigen Festsaal sind von Franz. G. Hermann, andere Maler waren Johann M. Weller und Gabriel Roth. In dem Festsaal finden immer wieder Veranstaltungen statt und er kann sich mit dem Kaisersaal im Schloss Salem vergleichen.
Im Ostflügel im zweiten Stock befindet sich die Bibliothek. Dort gibt es den Reichsadler und das Wappen des Konvents – und auch der Abt Mauch taucht wieder auf. Ganz im Stile des Barock findet sich hier eine Darstellung der katholischen Weisheit Ecclesia-Fides, wonach die Kirche den Glauben vertritt. An der Decke steht Jesus im Zentrum und der Heilige Augustinus ist zu sehen. Auch andere Heilige zieren den Raum, darunter Thomas von Aquin.
Im ersten Geschoss war der Sommertrakt, im zweiten Stock (Westflügel) die Winterabtei. Die Räumlichkeiten dienten sowohl als Privatgemächer als auch der Repräsentation und sind von daher reich geschmückt worden.
Im Erdgeschoss befanden sich früher die Schule und das Refektorium (Speisesaal), sowie der Kapitelsaal (Gemeinschaftsraum).
Mit der Aufklärung kam das Kloster über Käufe an das Königreich Württemberg und zwar vom Grafen von Sternberg-Manderscheid. Das Gelände wurde schon im 19. Jahrhundert teilweise privatisiert. Und seit 1892 ist es ein Krankenhaus, was auch einige räumliche Veränderungen mit sich brachte. Der Keller stammt noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg.
Schaut man in der Kirche hinauf, so sieht man Kunstwerke des Künstlers Carl Stauder aus Konstanz in fast allen Wölbungen. Aus der Zeit der Spätgotik zum Ende des 15. Jahrhunderts stammt die Mondsichelmadonna. Der Hochaltar ist im Stil des Frühbarocks gestaltet, genau wie das Chorgestühl – von 1635.
Für eine 60minütige Führungen kann man sich an folgenden Kontakt wenden:
- Herbert Mayer
- Telefon: 0751 – 61442
Holzhey-Orgel der Klosterkirche Weißenau | Oberschwaben
Unter Denkmalschutz steht die Orgel der Kirche Weißenau, sie ist ein besonderes Kunstwerk und bis heute zieht sie Musikfreunde in ihren Bann. Der Erbauer war Johann Nepomuk Holzhey, daher der Name. Sie wurde 1785 fertig. Sie bietet 41 Register mit drei Manualen und Pedalen, was für die damalige Zeit Hightech war. Weitere Orgeln aus seiner Werkstatt stehen in Klosterkirchen Obermarchtal, Rot an der Rot und in Neresheim. Eingeweiht wurde sie anlässlich des 500. Jahrestags des Erhalts der Heiligblut-Reliquie.
Ein Konzert dieser Orgel ist ein besonderes Erlebnis, die des Nachtens stattfindet – während die Kirche mit Kerzen erhellt ist.
- Freitags ab 22 Uhr
- 7 Euro Eintritt ab 21 Uhr 30
Führungen mit Orgelerklärungen (90 Minuten) unter dem Kontakt:
- Dr. Ulrich Höflacher
- Telefon: 0751 – 66238
Bilder des Klosters Weißenau
Adresse des Klosters Weißenau | Barockstraße Oberschwaben
- Abteistraße 5
- 88214 Ravensburg-Weißenau
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