Basilika Weingarten | Barockstraße Oberschwaben
Die Basilika in Weingarten gehört zu einer der Sehenswürdigkeiten im Kreis Ravensburg in Oberschwaben. Auf einer Anhöhe erbaut, sieht man die Basilika schon von Weitem.
Barocke Kirche: Basilika Weingarten
Die Basilika in Weingarten ist Teil der Barockstraße Oberschwaben. Erbaut wurde sie ab 1715 und war früher ein Benediktinerkloster. Sie ist auch deshalb von Weitem zu sehen, weil die Kuppel der Basilika 67 Meter hoch ist. Mit einer Länge von über 100 Metern gehört sie zu den größten barocken Kirchen in Deutschland.
Seit 1956 darf sich die Kirche auf vatikanischen Erlass Basilika nennen. Die Orgeln der Basilika sind im Übrigen ebenfalls sehr imposant und stammen auch aus der Zeit des Barocks. Auch die Glocken müssen hier erwähnt sein, denn sie haben reichliche Verzierungen, die auf den traditionellen Blutritt in Weingarten hinweisen.
Welfen in Weingarten (Altdorf)
Weingarten, vormals Altdorf, war ein zentraler Ort der Alemannen, die ab dem 3. Jahrhundert nach Oberschwaben kommen. Der Name Altdorf kommt vermutlich von dem alten Wort Alah für Kirche oder Heiligtum war seit der Zeit ein wichtiger Ort. Nach dem Sieg der Franken über die Alemannen entsteht im 8. Jahrhundert ein Reichshof, ab dem 9. Jahrhundert spricht man vom Schussengau. Der herrschende fränkische Adel war das Geschlecht der Welfen. Sie hatten vermutlich hier auf dem Martinsberg ihre Burg zu stehen.
Zu dieser Zeit waren Ravensburg und Weingarten noch eine Stadt. Die Welfen, über deren Burg auf dem Martinsberg nicht viel bekannt ist, verlagerten ihren Wohnsitz nach Ravensburg im 11. Jahrhundert. Erst mit der Herrschaft der Staufer über Oberschwaben trennte sich Ravensburg langsam von Weingarten und es begann eine lange Dominanz. Ab dem 13. Jahrhundert war Weingarten recht unbedeutend, mit Ausnahme des Klosters, das die Welfen noch erbauen ließen. Weingarten wurde erst 1865 eine Stadt und daher umbenannt.
Die Welfen herrschten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts über die Region, ab 1274 die Staufer. Mit Heinrich dem Löwen (1130 bis 1195), der in Ravensburg geboren wurde, waren die Welfen auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Er gründete München und unter seiner Regie wächst Braunschweig an. Die Staufer, damals unter Führung des Kaisers und Herzog von Schwaben Barbarossa (Friedrichs I.), konnten die Macht der Welfen bannen. Heinrich ging ins Exil und verlor weite Teile seines Einflussbereichs. Danach bleiben die Welfen im Norden, wobei sein Sohn, Otto IV. für kurze Zeit Kaiser wird.
Geschichte des Klosters
Eine Kirche stand wohl schon lange auf dem Martinsberg und vermutlich sahen die Alemannen in dem Berg ebenso ein Heiligtum. Wann die sogenannte Urkirche St. Martin auf der Anhöhe erbaut wurdt, ist unbekannt. Vermutlich im 8. Jahrhundert. Sie war vermutlich aus Holz.
Seit 1054 stand die Kirche St. Maria dort, sie wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen. Das Benediktinerkloster in Weingarten entstand wohl im 11. Jahrhundert, gesäumt von einer Wehrmauer. Es war ein Nonnenkloster, das Graf Heinrich gründete. Als das Kloster ein Raub der Flammen wurde, wurde es nach Bayern verlegt und machten Platz für das neue Benediktinerkloster. Erst im 13. Jahrhundert sollte auf dem Martinsberg wieder einen Nonnenkloster in Betrieb sein.
Aus der Kirche wurde 1053 eine Klosterkirche und drei Jahre später beschlossen die Welfen dort ihre letzte Ruhestätte zu finden. Kurz zuvor wird das Gotteshaus zum Münster erhoben. Im 19. Jahrhundert hat man die Gruft der Welfen renoviert. Die enge Verbindung zu den Welfen mag ein Grund für die herausgehobene Position und Lebensführung der Mönche in Weingarten sein. Sie lebten weniger wie im Kloster als mehr wie ihre Protektoren, die Herren der Region.
Das Kloster sollte einen rasanten Aufstieg erleben und etliche Ländereien in Oberschwaben zu ihrem Besitz zählen. Klöster erhielten die Gebiete im Gegenzug für das Seelenheil der Adeligen, die damit quasi den Ablasszettel vorausnahmen. Unter den Schenkungen waren damals auch hippe Reliquien, so kam auch die Heilig-Blut-Reliquie nach Weingarten, es war ein Geschenk der Welfin Judith im 11. Jahrhundert.
Die Bewirtschaftung des Klosters übernahmen die Leibeigenen, über die hier auch Gericht gehalten wurde. Bei der Kompetenz gab es oftmals ein Gerangel zwischen dem Landvogt und dem Kloster. Man wollte dem Kloster sogar die Rechte streitig machen, die es durch den Kaiser erhalten hat – sie unterstanden direkt ihm (Reichsfreiheit). Im 16. Jahrhundert einigte man sich auf eine geringere Gerichtsbarkeit bei erhalten gebliebener Reichsfreiheit.
Im nächsten Jahrhundert erweiterte das Kloster seine Besitzungen vor allem in Österreich. Im 16. Jahrhundert hatte man noch sechs, im 18. Jahrhundert hatte man 10 Ämter (Gebietseinteilung). Wie die Ländereien erweitert werden, so nimmt das Ausmaß des Klosters an. Die neue Prälatur war ein Geschenk des Abt Johann Hablitzel 1568 an seine Geliebte Magdalena Wolfurtsberger. Der palastartige Bau sollte schon zehn Jahre später ein Raub der Flammen werden.
Der Fruchtkasten entsteht 1688 und die Prälatur, sowie die Konventgebäude sind ab 1792 fertig. Bei der Barockisierung (1715 bis 1725) hat man jedoch die grundlegende Anlage nicht verändert. Die romanische Kirche wird zur heutigen Basilika. Auch die anderen Gebäude werden verschönert, im Stil der barocken Zeit. Doch im Jahr 1737 erwirkte die Landvogtei Schwaben einen Baustopp, bis dahin waren Südflügel und Osttrakt entstanden. 1740 ging es dann weiter bis zu Vollendung 1742, wenngleich die ursprünglichen Pläne geändert wurden.
Kurz nach der Säkularisation ging das Kloster zuerst an das Haus Nassau-Oranien-Dillenburg und dann an Württemberg.
Im Jahre 1811 wurde die Klosterkirche das, was sie einst war: eine Pfarrkirche. Die Klosterräumlichkeiten werden immer wieder anders genutzt: Als Waisenhaus (ab 1825) und Schule, ab 1868 eine Kaserne und kurzzeitig waren 1922 auch wieder Benediktinermönche hier. Inzwischen ist im Kloster die Hochschule für Pädagogik untergebracht.
Erst 1956 erhält die ehemalige Klosterkirche den Titel Basilika. Zu den bekanntesten Mönchen des Klosters zählen der Abt Gerwig Blarer (1495 bis 1567), der Architekt Pater Gabriel Bucelin (1599 bis 1681) und der Historiker Pater Gerhard Heß (1731 bis 1802).
Kunst in der Basilika Weingarten
Der Martinsberg in Weingarten wurde des Öfteren von Bränden heimgesucht. Die romanische Basilika, die aus einem Brand 1215 entstand, wurde im 18. Jahrhundert abgebrochen. Es entstand ein barocker Neubau, den man heute besichtigen kann.
Die Architektur besteht bei der Wandpfeilerbasilika aus Hängekuppeln, ein Querhaus und der erwähnenswerten Doppelturmfassade. Dafür hatte man verschieden Baumeister aus der Region bis aus Italien zusammengeholt. C. D. Asam machte die Fresken, die Orgel ist von J. Gabler und der Chor ist von J. A. Feuchtmayer, dessen Familie beispielsweise die Pfeilerbasilika in Pfullendorf, das Neue Schloss in Tettnang, das Schloss Salem oder das Neue Schloss Kisslegg mitgestaltet haben – alles Stationen der Oberschwäbischen Barockstraße.
Die schmucken Treppenhäuser und das Interieur wurde mit Stuck von der Familie Schmunzer und von Johann Jakob Schwarzmann erarbeitet, jedoch ist davon nicht mehr viel erhalten. Sehenswert ist zum Einen der Audienzsaal mit dem Dekor von Schmunzer im Stil des Barock über zwei Etagen. Das Bild des Künstlers an der Decke ist von 1742 und verweist auf die heilige Reliquie. Zum Anderen der Bibliothekssaal, der leider im Rohbau verblieb. Er sollte barock aufgefrischt werden und beherberbte ca 60.000 Bücher und Dokumente.
Blutritt | Religiöse Verehrung der Blut-Reliquie
Jedes Jahr feiert Weingarten den sogenannten Blutritt. Dies ist die größte Reiterprozession mit religiösem Hintergrund in ganz Europa. An diesem Tag ist ganz Weingarten auf den Beinen. Die Prozession beginnt schon am frühen Morgen los. Diese Tradition findet immer am Blutfreitag, also dem Tag nach Christi Himmelfahrt statt.
Die Reliquie soll mit dem Blut Jesu Christi überströmt sein. Diese wird an dem Tag durch die Stadt getragen, bzw. geritten. An der Prozession als Reiter dürfen im Übrigen nur Männer teilnehmen. Das Alter der Tradition des Blutritts ist nicht genau bestimmbar, ist aber wohl schon etliche Jahrhunderte alt. Die Rekordbeteiligung von über 7.000 Reitern war im Jahr 1753.
Auch heute finden übrigens noch Gottesdienste und Hochzeiten in der Basilika in Weingarten statt. Aufgrund der Reliquie ist die Basilika auch Ziel katholischer Wallfahrer.
Adresse der Basilika in Weingarten | Barockstraße Oberschwaben
- Kirchplatz 6
- 88250 Weingarten
- Seite der Katholischen Gemeinde mit weiteren Informationen zur Kirche und den Kunstgegenständen.