Stiftskirche Sankt Peter in Bad Waldsee

Die Kirche ist wohl das höchste Gebäude in Bad Waldsee und ist das Wahrzeichen von Bad Waldsee.

Die Kirche in Bad Waldsee ist eine katholische Kirche, die ganz im barocken Stil erbaut wurde. Daher ist die Stiftskirche Bad Waldsee auch eine Station auf der Barockstraße, die ebenfalls durch Bad Waldsee führt.

kirchtürme bad waldsee © www.waldsee-tueren.de

Geschichte der Stadt Bad Waldsee

Die Geschichte der Ortschaft Waldsee beginnt wahrscheinlich schon in der Antike, worüber der Name der Stadt Auskunft gibt. Kurz gefasst, ist Walahse oder auch Walehsê ein germanischer Begriff für Kelten am See.

Es ist gut möglich, dass hier auch die Römer siedelten, zumindest aber wird die Bevölkerung romanisiert, die hier ab dem 8. Jahrhundert nachzuweisen ist. Die Geschichte von Waldsee im Mittelalter beginnt im 10. Jahrhundert, 926 wurde es urkundlich fassbar. Es war im Besitz des Klosters Weißenburg.

Der örtliche Adel, die Herren von Waldsee (erstmals 1171 genannt), waren Ministeriale der Herrscher des Landes, zogen aber schon im 14. Jahrhundert nach Österreich. Ihre Burg auf der Burghalde, nicht das heutige Schloss Bad Waldsee (in diesem Artikel geht auch um dieses Adelsgeschlecht), verkauften sie auch an Selbige. Einige Güter verschenkten sie auch um deren Seelenheil an Klöster, so auch an das Kloster Baindt (Gut Haslach oder Höfe in Gaisbeuren) oder das “Cunenhaus”. Eine Tochter des Hauses war in das Kloster Baindt eingetreten. Der Bruder hatte 1288 die Güterübertragungen aber angefochten. 1282 wurden die Brüder Eberhard und Heinrich von Waldsee Vögte des Klosters. Der Schenk von Schmalegg hatte im Übrigen auch Ländereien in Waldsee.

Man hatte sich schon zuvor bemüht, die Ortschaft zur Stadt zu erhöhen. Im Jahr 1298 bekam man das Stadtrecht, und zwar nach dem Vorbild von Ravensburg. Wie üblich hat man in der Erwartung dieser Auszeichnung die Stadtmauer bereits 1283 erbaut. Und schon um 1250 bekam die Stadt das Recht einen Markt abzuhalten, was die Kassen der Stadt natürlich füllte. Urkunde der Stadtrechtsverleihung.

Die Österreicher unterstellten den Ort der Landvogtei Schwaben, die ihren Sitz in Altdorf (Weingarten) hatte. Im Jahr 1379 wurde Waldsee von fremden Gerichten befreit und bekam 1434 den Blutbann. Schon im Jahr 1331 wurde Waldsee verpfändet. Zuerst an Graf Burkhard von Ellerbach, 1352 an Graf Hugo von Hohenberg, 1370 an den Grafen von Montfort und ab 1372 an die Grafen von Lupfen bis 1375.

Dann haben sich die Leute von Waldsee freigekauft. In jenen Tagen stritt man sich auch mit dem örtlichen Kloster um die Steuern, denn die Türkensteuer für die Habsburger ging ins Geld. 1348 und 1349 brach in Bad Waldsee die Pest aus, die vermeintlich Schuldigen waren schnell gefunden: Die Juden.

Truchsessische Herrschaft in Waldsee

Im Jahr 1386 übernahmen die Truchsessen von Waldburg die Stadt und Burg, gegen vermutliche Lebensmittellieferungen. Und das, obwohl sich die Einwohnenden der Stadt Waldsee schon im Jahr 1375 frei gekauft hatten. Damals erhielt man die Garantie von Österreich, dass es keine weiteren Pfändungen geben würde. Doch 1402 wurde Waldsee als Pfand dem Truchsessen übereignet. Als Gotteszeichen wurde sodann wohl auch der Brand der Vorstadt gesehen, wobei das Areal jenseits des Wurzacher Tors gemeint war. Einige Jahre später bekam der Turm den Namen Hafadeckle, was wohl mit dem Blick auf die brennende Vorstadt in Verbindung steht.

Dem nicht genug, ging der neue Herrscher recht strikt und brutal vor, er besetzte die Stadt mit Militär. Die Stimmung unter den Menschen in der Stadt war angespannt, hoffte man doch auf eine neue Ära als Stadt. Die Stimmung heizte sich so sehr an, dass ein aufgebrachter Haufen zum Schloss ging und einige Nebengebäude in Brand setzten. Sie drangsalierten auch den Truchsessen selbst.

Der Truchsess Johann von Waldburg ließ ein adeliges Schiedsgericht einführen, das zu seinen Gunsten urteilen sollte. Das Urteil kam 1392 mit dem sogenannten Auflaufbrief. Darin verurteilte das Gericht die Rädelsführer zum Tod durch Köpfung oder Enteignung und Verbannung, insgesamt gab es 15 Urteile. Doch die fraglichen Rädelsführer waren angesehene Personen der Stadt, darunter der Müller, der Messerschmied, der Krämer und Schuhmacher. Zudem mussten der Bürgermeister und der Rat der Stadt dem Truchsessen jedes Jahr ihre Treue per Eid bezeugen. Wer wusste, dass jemand diesen Eid bricht – ebenfalls schriftlich festgehalten – und es nicht anzeigt, machte sich mitschuldig; worauf die Todesstrafe und Enteignung stand. Das Denunzierungsgesetz. Ein Jahr später wurde die Stadtmauer erweitert, sodass die Grabenmühle (heute nicht mehr existent) innerhalb der Mauern war.

Die Bürger der Stadt hofften, mit dem Tod des Truchsessen würde das Leid beendet sein, doch die Truchsessen hatten Geld – im Gegensatz zu den königlichen Habsburgern in Österreich. Ihre zahlreiche Feldzüge ließen sie verarmen, während die Truchsessen vermehrt Ländereien und Macht anhäuften; oftmals durch Heirat.

Der Truchsess war in Waldsee nicht wirklich beliebt. Permanent gab es Streit zwischen der Stadt und dem Herrscher. 1411 starb Leopold der Dicke von Österreich und Friedrich von Österreich verblieb als Herrscher, auch über Waldsee. Er versicherte den Bürgern ihre Freiheiten. Davon nicht überzeugt, besetzte der Truchsess Johann 1415 die Stadt. Er verfasste den sogenannten “Bösen Brief”, darin waren  die Rechte und Pflichten geklärt sowie die regelmäßige Versicherung der Treue der Bürger. Auch eine mögliche Strafe von 10.000 Gulden bei Zuwiderhandlungen war vertraglich geregelt. Bei Zahlungsunfähigkeit würden Güter beschlagnahmt. Bei Zwist sollte ein Gericht von vier Adeligen und vier Bürgern zusammentreten.

Waldsee wurde zusammen mit den sogenannten Donaustädten (Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Saulgau), welche ebenfalls unter der Herrschaft von Österreich standen, an die Waldburger verpfändet. Spätestens 1406 wechselten alle diese Städte für über 30.000 Gulden den Besitzer.

Doch blieben die Bemühungen der Stadt Waldsee nicht ohne Erfolg. So war ab dem 16. Jahrhundert Bad Waldsee im schwäbisch-österreichischen Landtag. Aber die Stadt hatte sich auch versöhnlich gezeigt. Die Bauern hatten das Schloss im Bauernkrieg 1525 belagert. Die Bürger der Stadt zahlten die Bauern mit 4.000 Gulden aus, um die Familie des Truchsess zu schützen, welche sich in der Stadt versteckte.

Inzwischen war der Bauernjörg, Georg III. von Waldburg, als Truchsess an der Macht. Er war Feldherr der schwäbischen Truppen gegen die Bauern. Da seine Truppen allerdings in Italien im Krieg gebunden war, machte er mit den Bauern zunächst einen Deal. Bei diesem Vertrag von Altdorf (Weingarten) hatten die Bauern nur wenig bekommen, nicht einmal ihre Freiheit vom Frondienst. Doch es gab Lockerungen. Als die Armee des Truchsessen langsam zurück kam, formierte er sie und zog doch gegen die Bauern ins Feld. Bei einer Schlacht von ausgebildeten Soldaten mit guten Waffen gegen einfachen Bauern mit Forken und Fackeln, braucht man nicht lange zu überlegen, um zu wissen wer gewinnen wird.

Doch der Bauernjörg sinnte auf Rache, die er auch vollzog. Er machte jeden Rädelsführer ausfindig und ließ diese teils zu Tode foltern.

Für den Schutz der Familie des Truchsessen bekam die Stadt die Bösen Briefe 1527 ausgehändigt, die damit ungültig waren. Als der Sohn des Truchsess 1537 von einem Raubritter entführt wurde, sind die Waldseer erneut bereit Geld für die Auslösung zu zahlen.

Dann kam der Dreißigjährige Krieg und schon 1620 kamen die ersten Truppen des Kaisers nach Waldsee. 1628 brach in der Stadt die Pest aus und der heutige Friedhof wurde angelegt. Nach einem Jahr ließ die Seuche nach und es wurde im Jahr 1629 die Kreuzungsgruppe errichtet. 1632 standen die Schweden vor der Tür und ließen sich mit Schutzgeldzahlungen zunächst abspeisen, doch plünderten sie im Juni und zwei Jahre später dennoch die Stadt. Währenddessen hatte sich der Truchsess nach Österreich zurückgezogen.

Ab 1640 kamen wieder kaiserliche Soldaten in die Stadt und das Entsetzen war groß. Aufgrund massiver Proteste blieben sie aber nur ein Jahr. 1646 kam bayrisches Militär, abgelöst von den französischen Truppen 1647. Der Dreißigjährige Krieg endete 1648.

1680 kaufte sich Waldsee erneut von der Pfandherrschaft frei, dieses Mal für über 27.000 Gulden. Das Schloss blieb aber in der Hand des Truchsessen.

Das 18. Jahrhundert brachte der Stadt den Barock und Kartoffeln (schwäbisch: Bodabiara) – erstmals 1771 in Bad Waldsee angebaut. Und wegen unhaltbarer Zustände löste sich der Chorherrenstift 1788 auf. Vermutlich wegen eines Irrtums wird Waldsee 1805 zunächst bayrisch und kam ein Jahr später nach Württemberg.

Architektur und Erbauung der Stiftskirche Sankt Peter in Bad Waldsee

Die heutige Kirche wurde 1766 erbaut, zu einem Zeitpunkt also, zu dem Bad Waldsee (damals Waldsee) noch zu Österreich gehörte.

Zuvor stand an derselben Stelle schon eine Kirche in gotischem Gewand, sie wurde 1579 gebaut, also nach dem Bauernkrieg. Davor stand, vermutlich im romanischen Stil, eine Kirche aus dem 11. Jahrhundert an der Stelle. Auch davor musste an der Stelle eine Kirche gestanden haben, die 926 erstmals erwähnt wurde. Mit dem Ausbau zum jetzigen Barock wurde die Kirche dann vergrößert und mit den zwei Türmen ausgestattet.

Die zwei Türme zeichnen die besondere Architektur der Kirche in Bad Waldsee aus. Sie sind übrigens ca. 60 Meter hoch. Zugang hierzu gibt es aber nur zu bestimmten Anlässen.

Im Inneren der Kirche kam der Barock erst richtig zur Geltung. Etliche Figuren von Jesus, Maria und vielen Heiligen zieren nicht nur die Wände um den Altar, sondern alle Teile der Kirche. Auch die Fenster sind zum Teil mit farbigen Gläsern versehen und zeigen Heilige und Göttliches.

Auch Georg I. aus dem Hause Waldburg liegt hier begraben. Das Innere ist von der barocken Kunst geprägt, so gibt es im Altarbild die Marienkrönung vom Jakob Bendel und die Figuren und Kanzel sind von Johann Georg Reusch, aus dem Jahr 1725. Etwas jünger sind die Seitenaltäre, die vom selben Künstler sind.

Maria, die Mutter Gottes, der sich die Kirche im Kriegsjahr 1943 verpflichtete, steht als Statue neben dem Altar und ebenso auf dem Hof der Kirche. Erst vor einigen Jahren wurde sie in vom Pfarrer persönlich gesegnet, als ein Einheimischer ihre Renovierung spendierte.

Auch die seliggesprochene Gute Beth hat in der Kirche ein eigenes Plätzchen, wo ihre Kleidung, sowie ein Gemälde von ihr zu sehen sind.

Adresse der Kirche Sankt Peter  | Bad Waldsee

  •  Hauptstraße 63
  • 88339 Bad Waldsee
  • GPS: 47.921408,9.752404


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