Kirche und Ortsgeschichte Schlier

Über die Kirche St. Martin in Schlier und die Ortsgeschichte der Gemeinde.

Schlier liegt zwischen Ravensburg und Waldburg, am Rand der flachen Quellmulde der Scherzach und umfasst auch Teile des Lauratals. Obwohl Urkunden des 9. Jahrhunderts über diesen Bereich berichten, ist die Kirche des Ortes aus dem 19. Jahrhundert.

Die Geschichte von Schlier

In das Licht der Geschichte trat das heutige Gebiet Schlier mit der Erwähnung des Weilers Kehrenberg, der westlich von Unterankenreute liegt. Schon damals, davon zeugt ein Kodex aus dem Kloster Weingarten, wurde das Gebiet vor allem landwirtschaftlich genutzt. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts wird Gessenried, unweit des heutigen Barbarossasteins, erwähnt. Das Gemeindegebiet wurde indes erst im 19. Jahrhundert geformt.

Der Ort hieß damals Slierre, was den Untergrund des Ortes beschreibt und für Schlamm oder Lehm steht. Erst im Jahre 1269 wurden Schlier und ein Rufus von Schlier erwähnt. Dabei war Rufus von Schlier ein Zeuge des Vertrags zwischen den Truchsessen von Waldburg und dem Kloster Weingarten. Dieser Rufus, davon geht man heute aus, war wohl kein Vertreter des Adels von Schlier – trotz des Namens.

Der Großteil des Terrains gehörte dem Kloster Weingarten, aber auch die Herren von Waldburg und die Herren von Wildenegg besaßen einzelne Güter, letztere vor allem in Ankenreute und Richlisreute. 1283 verzichtete ein Ortolf von Irrmannsberg auf Ansprüche, die er vom Schloss Wildenegg erhielt. Der erwähnte Hof in Kehrenberg gehörte zum Besitz des Klosters St. Gallen und ein weiterer Hof gehörte zum Kloster Einsiedeln. 1294 gab es einen dokumentierten Deal zwischen dem Kloster Weingarten und dem Mühlenbetreiber in Schlier. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erwarb das Kloster Weingarten fast alle Güter und Höfe in dem Gebiet. Die Grundherrschaft hatte die Landvogtei Schwaben inne, teils behielt sie auch der Truchsess von Waldburg.

Erst im 16. Jahrhundert rückte der Ort wieder in den Mittelpunkt oberschwäbischer Geschichte. Während des Bauernkrieges hatten Aufständische ihr Lager in Schlier aufgeschlagen. Die sogenannten Bauernhaufen waren im Vorteil, denn die Truppen der Adeligen waren in Italien, und so schloss der sogenannte Bauernjörg, Georg III von Waldburg, einen Vertrag mit den Bauern – den Vertrag von Weingarten (Altdorf). Diesen brach er aber, alsbald er wieder über Soldateska verfügte und mit brutaler Gewalt die Aufständigen verfolgte und niedermetzelte. Die Anführer wurden gefoltert und gemartert.

Die Kriegswirren und Pestilenz im Dreißigjährigen Krieg des 17. Jahrhunderts entvölkerten die Region um Schlier nahezu vollständig. Die Schweden plünderten das Gebiet und die Pest tat das ihrige. 1637 lebten noch 130 Personen und 1648 standen nur noch 14 Höfe in dem Gebiet. Das war eine Reduktion um 80 Prozent. Daher wurden Familien aus der Schweiz und aus Österreich hier angesiedelt. Noch im 17. Jahrhundert wanderten viele als sogenannte Donauschwaben ab. Auch der spätere Staatschef von Jugoslawien soll hier seinen Ursprung haben.

Auch im 18. Jahrhundert sorgten Kriege für Unheil. So zeugt noch heute ein Russenfriedhof bei Unterankenreute von den Schlachten mit der französischen Armee. Nach dem Beschluss der Adelshäuser 1803 (Hauptschluss der außerordentlichen Reichsdeputation) wurden dem Fürsten Nassau-Dillenburg Gebiete des Klosters Weingarten in der Gegend zugeschrieben. Mit der Säkularisierung erhält das Haus Württemberg die Ländereien.

Kirche St. Martin in Schlier

Schlier war wohl lange Zeit ohne eine Kirche ausgekommen. Die hier lebenden Menschen mussten bis nach Weingarten, um die Heilige Messe zu besuchen. Der Ort wurde zumindest von der Pfarrei Weingarten betreut. Die heutige Kirche St. Martin wurde zwischen 1821 und 1824 erbaut.

Das Innere ist eher schlicht gehalten, wobei ein Deckenbild die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Kreuz in der Apsis ist relativ modern. Seitlich des Apsisdurchgangs befinden sich zwei Figuren, die dem Stil des Barocks entsprechen.

Dem Zeitalter des Historismus entsprechend, sind die Fenster einigermaßen farblich gestaltet und selbstverständlich verfügt das Gotteshaus über eine Orgel.

Wo befindet sich die Kirche St. Martin?

  • Kirch-, Ecke Schul-, Ecke Hauptstraße
  • 88281 Schlier
  • GPS: 47.770736, 9.675444

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