Geschichte der Kirche und der Ortschaft Amtzell
Über die Geschichte der Ortschaft Amtzell und der Kirche St. Johannes & Mauritius.
Amtzell liegt im Tal des Eggenbachs und entwickelte sich erst ab dem 19. Jahrhundert zu einer Ortschaft. Die Kirche ist den Heiligen Johannes und Mauritius gewidmet.
Geschichte von Amtzell
Der Name von Amtzell geht wohl auf eine Person zurück. Der Ort taucht ab dem 13. Jahrhundert in den Büchern auf. So sprach man 1216 von Amentencelle (im Zusammenhang mit Heinrich von Ravensburg), 1257 von Ancelle, 1286 von Annencelle, 1360 von Amzelle und 1422 von Amptzell. Die Siedlung geht wohl auf die fränkische Zeit des 8. oder 9. Jahrhunderts zurück. Der nahe gelegene Weiler Karbach wurde 853 erstmals erwähnt.
Das Gebiet samt Dorf gehörte im 13. Jahrhundert den Welfen. Qua Schenkung des Heinrichs von Ravensburg ging Amtzell 1257 an das Kloster Weißenau. Doch die Grafen von Montfort beanspruchten Gebiete von Amtzell für sich, sodass es 1275 zu einem Konflikt kam. Die von Montfort errangen die Herrschaft und verschenkten es dem Kloster Weingarten. Auch im Anschluss wechselten sich die Besitzer ab.
Im Jahr 1360 verkauften die Gebrüder von Rosenharz den Kirchensatz, Steuern, Gerichtsbarkeit, Vogtrecht, Widdum und Zwing und Bann an das Kloster Weißenau. Das Dorf Amtzell kam um 1370 in den Besitz der Sürgen von Hartnang, die es 1594 an die Humpis von Waltrams zu Pfaffenweiler übereigneten. Ab dem Jahr 1670 (in anderen Quellen 1672) erhielten die Herren von Altmannshausen den Ort, die ihn 1749 an Reichlin-Meldegg (Oberhofmarschall zu Kempten) veräußerten.
Die Hohe Gerichtsbarkeit hatte in Teilen die Landvogtei Oberschwaben inne und die Niedere verfügte teils der Adel (Ritter) von Amtzell, die im Ritterkanton Hegau-Bodensee-Allgäu vernetzt waren. Das aktuelle Gemeindegebiet ist aus der Ritterlichen Herrschaft, dem Amt Pfärrich (Landvogtei), Güter des Hauses Waldburg, der Deutschordenskommende Altshausen und aus Gütern des Klosters Weingarten zusammengesetzt, die vormals jeweils eigene Schultheißeren hatten. Im Jahr 1825 wurde Amtzell innerhalb des Königreichs Württemberg nach Pfärrich eingemeindet und 1858 in Amtzell umbenannt. Eggenreute kam zwar 1934 hinzu, wurde aber 1952 Teil von Vogt-Karsee. 1969 erhielt Waldburg die Ortsteile Bildspitz und Edensbach. Dafür bekam Amtzell Hochrain/Knausenhaus.
Geschichte der Ortskirche von Amtzell
Eine Kirche wurde für Amtzell in der ersten Urkunde von 1216 erwähnt. Die Widmung für den Heiligen Johannes (Evangelist) wurde 1275 genannt. Das Patronat über die Kirche hatte der jeweilige Herrscher inne. Vermutlich entstand in Amtzell schon im 9. Jahrhundert ein Gotteshaus, das noch vor der ersten Jahrtausendwende aus Stein bestand.
Die Kirche war ursprünglich ein Bau der Romanik mit dicken Mauern, die eine Basilika darstellten. Die Grundmauern des Gotteshauses sowie der Taufstein sind noch romanischer Natur. Im Stil der Gotik entstand der Turmaufbau im 14. Jahrhundert und das Langhaus um 1473.
Der Barock zog vornehmlich im Jahr 1758 ein. Allerdings wurde die barocke Vorhalle bereits um 1680 errichtet. Die dreischiffige Basilika beherbergt eine im Jahr 1999 von Clemens Hillebrand gestaltete Taufumgebung mit den vier Flüssen des Paradieses mit ihrer Entsprechung unter den Evangelisten. Das Deckengemälde ist von Linus Seif aus Kempten. Dank Reichlin-Meldegg verfügt die Kirche über die Reliquien des Justinus, der seit 1750 in Amtzell mit einer Prozession durch den Ort am Pfingstmontag (Justini-Fest) geehrt wird. Die Figur des Johannes ist von 1720.
Aus dem Jahr 1480 stammt die Marientodgruppe, die im Kirchenschiff zu sehen ist. Darüber befindet sich eine Immaculata von 1750 auf einer Mondsichel. Außerdem findet sich im Inneren noch ein Epitaph des ehemaligen Herrschers und Schlosserbauers Joachim von Sirgenstein, der 1588 starb. Die Orgel ist von Martin Gegenbauer und wurde 1992 geweiht.
Adresse der Kirche St. Johannes & Mauritius in Amtzell
- Wangener Str. 8
- 88279 Amtzell
- GPS: 47.706448956293954, 9.747543799375778