Idyllische Donautal-Bahn: Von Inzigkofen nach Tuttlingen
Über fast 40 Kilometer führt die Eisenbahnstrecke von Inzigkofen nach Tuttlingen. Eine Strecke mit reichlich Geschichte.
Die Bahnstrecke zwischen Inzigkofen und Tuttlingen wurde in drei Jahren, von 1887 bis 1890, erstellt. Es wurden vier Tunnel angelegt und zwölf Brücken über die Donau gebaut. Die Strecke misst 37,1 Kilometer in der Länge, auf dem die Züge auf einem Gleis verkehren. Es ist ein Abschnitt auf der Strecke zwischen Freiburg über Donaueschingen bis Ulm.
Die malerische Strecke ist ein Idyll, nicht nur für Eisenbahnromantiker. Es führt an unzähligen Sehenswürdigkeiten im Kreis Sigmaringen und Tuttlingen vorbei. Die Bahnverbindung dient vielen Radfahrenden als Möglichkeit, sich eine Strecke zu sparen.
Geschichte des Streckenbaus
Die Pionierarbeit wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts von Hand geleistet. Die Löcher für die Sprengladungen wurden von Hand geschlagen. Die Brücken wurden jedoch fertig angeliefert. Die Strecke entstand auch auf politischen Druck hin, denn man betrachtete sie als kriegsrelevant.
Außerdem verlief sie damals noch durch drei Hoheitsgebiete: Baden, Hohenzollern (Preußen) und Württemberg. Dennoch hielt sich Preußen aus den Bauarbeiten heraus. In der damaligen Zeit galt der Eisenbahnbau als Zeichen der Modernisierung und war zukunftsträchtig.
Die ersten Ideen für diese Strecke entstanden zur Mitte des 19. Jahrhunderts, was durch bürgerliche Unterstützung zunehmend Auftrieb erfuhr. Außerdem wollte man damit die Strecke Wien-Paris etablieren.
Schon 1873 wurde die Bahnverbindung von Ulm nach Sigmaringen eröffnet. Der Vertrag zum Weiterbau bis Tuttlingen erfolgte im Mai 1875. Einen Termin für den Start der Bauarbeiten gab es damals noch nicht, nur einen Zeitraum von 15 Jahren. Den Anfang machte die Strecke bis nach Inzigkofen, welche bereits 1878 fertig wurde.
Doch erst die militärische Nützlichkeit trieb das Projekt voran. Ab 1887 entstand die Strecke Inzigkofen, wo ein Abzweigbahnhof stand, bis Tuttlingen. Denn nach den Erfahrungen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 drängten die Generäle auf den Ausbau, um den Nachschub von Ressourcen sicherzustellen. Denn die sonstigen Strecken führten durch die Schweiz, was eine militärische Nutzung ausschloss.
Die Eröffnung der Strecke bis nach Tuttlingen erfolgte zum Ende des vereinbarten Zeitraums im Jahr 1890. Der militärische Nutzen offenbarte sich auch zur Jungfernfahrt, an der vor allem die Generalität anwesend war. Außerdem finanzierte das Militär den Bau zusammen mit Württemberg. Die Bauarbeiten wurden mithilfe von italienischen Arbeitskräften abgeschlossen.
Bahnstrecke während der Weltkriege
Jedoch weder im Ersten Weltkrieg noch im Zweiten Weltkrieg war die Strecke von herausragender strategischer Bedeutung. Der zweigleisige Ausbau, den man 1937 beschloss, wurde wegen des Krieges unterlassen. Außerdem führte eine bequemere und schnellere Strecke ab 1901 von Freiburg nach Ulm. Dort verkehrten wenige Jahre später auch die ersten Schnellzüge.
Die Strecke entlang der Donau war mit 50 Stundenkilometern zu langsam für die militärischen Vorhaben der deutschen Regierungen. Selbst der Güterverkehr war hier übersichtlich. So diente die Strecke vor allem dem Genuss des Idylls. Dies blieb auch während des Zweiten Weltkriegs so, denn die Strecke blieb – anders als der Bahnhof in Tuttlingen – weitgehend erhalten. Aber die Taktik der verbrannten Erde der Nazis zerstörte die Strecke weitgehend. Dennoch konnte schon 1946 wieder teilweise ein Verkehr etabliert werden. Aber erst 1950 war der Streckenabschnitt zwischen Sigmaringen und Tuttlingen wieder befahrbar.
Bahn in der Nachkriegszeit
Zwar gibt es regelmäßige Instandhaltungen der Strecke, jedoch wurde sie seit 1950 kaum modernisiert. Es kam sogar zu Stilllegungen von Bahnhöfen, wo es kaum Verkehr gab. Viel Gelände wurde verkauft, sogar ein Teil des Bahnhofs in Tuttlingen.
Zu Weihnachten 1959 gab es einen Unfall, bei dem zwei Personenzüge bei Gutenstein zusammenstießen. Ein Lokführer vergaß, dass es wegen Weihnachten zu einem Fahrplanwechsel gekommen war, und hielt nicht ordnungsgemäß in Thiergarten. Wegen der geringen Geschwindigkeit gab es nur vier Opfer, darunter der Lokführer, zu beklagen.
Donautalbahn heute
Heute nutzen vor allem Freizeitsuchende das Angebot der Bahn, welche inzwischen mit höchstens 70 Stundenkilometern verkehrt. So findet man viele Radfahrende im Zug. Die Strecke wird von der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) bewirtschaftet.
Mitte der 2000er Jahre gab es Überlegungen, die Strecke nicht mehr zu bedienen. Inzwischen plant man sogar einen möglichen Ausbau auf zwei Gleise. Auch über eine Elektrifizierung wird nachgedacht. Einige Brücken, Häuschen und Tunnel gelten heute als Kulturdenkmal.