St. Erentraud | Kloster Kellenried
Die Benediktinerinnenabtei St. Erentraud wird auch Kloster Kellenried genannt.
Dieses Kloster, in dem man den Regeln des Benediktinerordens folgt, ist erst nach der Säkularisation entstanden.
Vor dem Kloster – Geschichte von Kellenried
Der kleine Ortsteil von Berg bei Ravensburg, Kellenried, wird um das Jahr 1300 erstmals in den Urkunden erwähnt. Damals wurde es noch Kelunriet und später Kellenrieht geschrieben. Der Name verweist auf eine Person namens Kello, welche die Rodung (-ried) vorgenommen hat. Das Ried könnte mit dem sumpfigen Untergrund, aber auch mit einer Rodung des Waldes an der Stelle zu tun haben. Das Schilf im Wappen verweist eher auf den Untergrund.
Das Gebiet unterstand dem Kloster Weingarten, sowie der Landvogtei Schwaben. Der Ort gehörte geistlich zur Pfarrei Fronreute-Blitzenreute.
Kloster Kellenried St. Erentraud
Der Umzug des Konvents von St. Hemma wurde bereits 1890 beschlossen. Im Jahr 1923 wurde aber erst mit dem Bau des Klosters begonnen. Das Gelände gehörte damals der Familie Marschall. Die eigentliche Gründung geschah ein Jahr später, mit Nonnen verschiedener Klöster. So stammten sie aus den Klöstern St. Hemma (Gurk/Österreich) und St. Gabriel (Bertholdstein/Österreich). Die Abtei St. Gabriel entsandte sechs Ordensschwestern. Das zeigt sich auch im Wappen der Abtei, das dreigegliedert ist und die Wappen der ursprünglichen Klöster zeigt.
Bis 1924 war aber nur die Hälfte des Baus fertiggestellt. Der Architekt war der Oberregierungsbaurat Prof. Adolf J. Lorenz aus Freiburg, der den Auftrag dazu vom Erzabt von Beuron erhalten hatte. Der Stil ist der Historismus, genauer der Neobarock und noch genauer der sogenannte “Dritte Barock”. Obgleich man sich an barocken Klosteranlagen Oberschwabens orientiert hat.
Diese Bauart verbindet sich mit dem Jugendstilbau, wie die Betonung einer Linie durch Pilaster oder dem Segmentgiebel am Südflügel. Der Bau ist zweigeschossig und von vielen Achsen durchzogen. Der dreiachsige Pavillon mit dem Mansardwalmdach dominiert den zwölfachsigen Ostflügel. Die an der Nordseite gelegene Laienkirche ist von 1954. Der Plan sah eine Dreiflügelanlage vor, die 1961 mit dem vierten Flügel geschlossen wurde.
Zwar zogen die Nonnen im Herbst 1924 ein (Priorat), die Kirche war aber noch provisorisch eingerichtet. Sie wurde 1925 gesegnet, jedoch blieben die Bauarbeiten aus finanziellen Nöten liegen. Im Jahr 1930 wurde der Altar gestiftet.
Der Orden lebt nach den Regeln des Benedikt von Nursia und beherbergt Benediktinerinnen-Nonnen. Die Regeln fasst man mit Ora et labora et lege zusammen, wobei das “lege” zuweilen unter den Tisch fällt. Der lateinische Satz bedeutet: “Bete und arbeite und lies”.
Der Name der Abtei, was das Kloster ab 1926 ist, erinnert an die erste Äbtissin einer solchen Abtei in Nonnberg (Österreich): Erentrudis von Salzburg, die auch die Schutzpatronin der österreichischen Stadt, aus der sie stammt, ist.
Das düsterste Kapitel der Klostergeschichte findet während des zweiten Weltkrieges statt. In den Jahren von 1940 bis 1945 gingen die Nonnen ins Exil und die Gestapo (Geheime Staatspolizei) konfiszierte den Bau. Die Nazis machten daraus ein Umsiedlungslager.
Nach dem Krieg wurde das Kloster erweitert. Von 1955 an über zehn Jahre Bauzeit erfolgten die Laienkirche, der vierte Flügel und die Anpassung der anderen Flügel. Im Mai 1958 wurde die Kirche geweiht und in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert.
Klosterkirche Sankt Ehrentraud
Im Zentrum des Kulturdenkmals befindet sich die Klosterkirche Sankt Ehrentraud. Die Bauarbeiten begannen 1922 und dauerten zwei Jahre an. Ihr neobarocker Stil sieht dem Original-Stil zum Verwechseln ähnlich und sie wirkt daher älter, als sie ist.
Die Gestaltung im Inneren bekam die Kirche zwischen 1983 und 1985 – nach der Vorstellung von Elmar Hillebrand. Dazu gehört die Altarinsel mit dem Tabernakel und dem Altarkreuz. Der Tabernakel also wo der Messwein versteckt ist ist freistehend und mit religiösen Szenen verziert. Darunter die Szene von Maria und Magdalena nach der Kreuzigung und auf der Rückseite der Gnadenstuhl. Und auch in den Medaillons der Altarinsel zeigen sich Szenen aus der Bibel, wobei das Thema der Bund des Menschen mit Gott ist und die “Stationen des Heils” dargestellt werden. Die Stele symbolisiert den Baum des Lebens.
Dort finden sich auch Figuren, darunter auch aus dem tatsächlichen Barock, wie der am Kreuz hängende Jesus. Auch im Chor findet sich wirklich Barockes: Die Figuren des Benedikt und der Scholastika.
Des Weiteren stammen aus den 1980er Jahren der Chor aus Lindenholz und die Onyxfenster. Die beiden Orgeln der Kirche stammen von dem österreichischen Hersteller Pflüger und sind aus den 1990er Jahren.
Kloster Kellenried heute
Wie erwähnt ist die Anlage auch heute noch ein Kloster. Es leben hier 25 Nonnen, die nach den Regeln des Benedikt leben, aber auch Gäste empfangen. Seit 2011 gibt es einen Gastbereich mit Einzel- und Doppelzimmern. Das ist aber kein Hotel. Die Leute, die dort nächtigen, sind auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung. Und es gibt Kurse zu religiösen Themen.
Vor allem die historische Weihnachtskrippe mit den barocken Figuren lockt die Menschen zur Winterzeit. Dementsprechend gibt es eine Werkstatt für Krippen und für Kerzen. Verkauft wird es im Klosterladen Kellenried. Auch die Musik der Nonnen hat Fans gefunden und ihre Gesänge kann man erwerben oder vor Ort selbst erleben.
Wo befindet sich die Abtei St. Erentraud / Kloster Kellenried?
- Kellenried 3
- 88276 Berg
Ich bitte sehr um Verzeihung, aber im Tabernakel ist nicht “der Meßwein versteckt”, sondern dort ist ständig der lebendige Gott in Form der gewandelten Hostien anwesend. Meßwein hat dort absolut nichts zu suchen und wird sich dort niemals finden lassen. Mag auf den ersten “Les” komisch klingen, aber das ist wohl der wichtigste und heiligste Ort in einer lateinischen (also römisch-katholischen) Kirche und auch für alle anderen Konfessionen ein neuralgischer Punkt.
Außerdem kann man sich nicht auf die Suche nach “spiritueller Erleuchtung” machen. Wir können spirituelle Erfahrungen suchen und dazu hilfreiche Orte (z.B. ein Kloster) aufsuchen. Eine Erleuchtung wird von Gott geschenkt und da ist es vollkommen unerheblich, wo man sich aufhält!
Und – ich finde es toll, daß hier die Benediktregel “ora et labora et lege” vollständig genannt wird. Für mich ist es etwas traurig, daß das “lege” so oft vergessen wird. Ist es doch das Wort, das unser aller Fundament darstellt. Und das kann man eben nur im Lesen erfahren.
Danke für den Hinweis 🙂