Lederhaus in Ravensburg

Das Lederhaus in Ravensburg wird oft mit Nichtbeachtung gestraft. Die Leute laufen einfach daran vorbei, obgleich allein die malerische Fassade viele interessante Details aufweist.

Lederhaus RavensburgDas Lederhaus stammt aus einer Zeit, die der Gotik zuzurechnen ist, doch die Malerei ist großteilig ein Kunstwerk der Renaissance. Das Lederhaus steht gegenüber dem Waaghaus, samt des Blaserturms, am Marienplatz.

Lederhaus | Mittelalterliches Bauwerk in Ravensburg

Der Marienplatz, das Zentrum der oberschwäbischen Stadt Ravensburg, war einst der Grenzraum zwischen Unter- und Oberstadt – Begriffe die heute noch geläufig sind. Das Lederhaus steht ebenfalls am Marienplatz, umgeben von einigen Bauten der Gotik, des Barock und der Renaissance. Der Name “Lederhaus” ist leicht erklärt. Im 16. Jahrhundert arbeiteten hier die Lederhandwerker, also Schuhmacher, Sattler, Kürschner und Gerber; quasi eine Leder-Mall. Heute residiert dort die Post.

Geschichte des Lederhaus’ | Ravensburg

Dort wo das Lederhaus heute steht, war wohl immer schon ein Gebäude. Das Lederhaus wurde vermutlich so um 1400 erbaut. Im Jahre 1513 wurde das Lederhaus erweitert. Es wurde im Jahr 1574 im Zeichen der Renaissance renoviert.

Bis zum 17. Jahrhundert, also bis zum Dreißigjährigen Krieg, stand vor dem Lederhaus ein großer Brunnen aus Eisen. Dieser soll von einem Neptun gekrönt gewesen sein. Außerdem stand dort auch der Pranger der Stadt Ravensburg, wo man die Sträflinge öffentlich zur Schau stellte. Diese Demütigung war nicht selten gefährlich, so konnten die Menschen den Sträfling treten oder anderweitig misshandeln. Es war jedenfalls ein Zeichen der öffentlichen Ordnung und war meist in der Nähe des Rathauses aufgestellt. Auch in Ravensburg ist das Rathaus nicht weit vom Pranger und dem Lederhaus entfernt.

Malerei des Lederhaus’ in Ravensburg | Renaissancekunst

Die Malerei an der Fassade des Lederhauses entstand 1574, also ungefähr 60 Jahre nach seinem Umbau zum Lederhaus und zur Zeit der Renaissance-ierung. Diese Malerei wurde 1906 renoviert und vermutlich etwas ergänzt (um es auf den neuesten Stand zu bringen).

Bei dieser Malerei spricht man von Illusionsmalerei, ich nehme an, weil es bereits 3D Elemente hat. Dieser 3D Effekt wird durch die sogenannte Grisaille-Malerei erreicht. Diese Form der Malerei verwendet nur Grautöne und erreicht damit eine Schattierung, also den gewünschen 3D-Effekt – Specialeffects des Mittelalters.

Die Verzierungen der Fassade sind nicht nur malerischer Natur, auch das Dach wurde mit einigen Spitzen und Verzierungen bis zu einem Giebeltürmchen verschönert.

Die Malereien verzieren die Fenster als hätten sie ein steinernes Relief um die Öffnung. Die Verzierungselemente sind Pflanzen, Fabelwesen, Menschen, Wappen, Tiere und Fasnetsfiguren. Bei Letzterem handelt es sich wohl um den Butzhansel, der innerhalb der Fasnet in Ravensburg eine besondere Bedeutung hat.

Ganz oben befindet sich eine Sonnenuhr, was jedoch eine Simulation darstellt. Darüber stehen zwei Wachen mit Hellebarden. Einer trägt das Wappen des Königreichs Württemberg, der andere das Wappen der Stadt Ravensburg. Da Ravensburg im Mittelalter eine freie Stadt war und erst im Jahr 1810 Württemberg zugeschlagen wurde, dürfte dieses Wappen von Württemberg aus der Zeit der Renovierung um 1906 stammen. Die Wache mit dem Wappen Württembergs steht mit dem Rücken zum Betrachtenden.

Welches Wappen er vorher trug oder was dort zuvor angemalt war, ist unklar. Ich denke, dass das Wappen erst seit dem 20. Jahrhundert dort zu sehen ist. Die andere Wache schaut gen Süden, wo die Veitsburg steht. Vielleicht blickt sie aber auch nach unten auf den Pranger.

Adresse des Lederhaus in Ravensburg | Oberschwaben

  • Lederhaus am Marienplatz
  • Flappach Ecke Bachstraße
  •  Marienplatz 31
  • 88212 Ravensburg


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