Federle-Brunnen Bad Waldsee
Nicht nur zur Fasnetszeit ist der Brunnen auf der Hochstatt in Bad Waldsee ein Hingucker – der Federle Brunnen. Was symbolisiert das Federle eigentlich?
Der Federle-Brunnen hat seinen Namen ob der Figur, die auf ihm thront – das Federle. Diese Figur ist ein Mäschkerle oder auch Häs – also Kostüm – zur Fasnet. Doch sein Ursprung ist gar düster und dieser liegt im Mittelalter.
Figur des Federle | Der Teufel und Hexenprozesse Oberschwabens
Im 16. Jahrhundert war der Höhepunkt der Hexenprozesse in Oberschwaben, in Bad Waldsee war es konkret im Jahr 1585. Damals warf man den Frauen vor, sie würden mit dem Teufel verkehren, was einem Todesurteil gleichkam. Oftmals wurden die Witwen der Hexerei beschuldigt, um an deren Hof und Gut ranzukommen.
Das Federle war nach Aussagen der vermeintlichen Hexen der Verführer. Das Federle ist also der Teufel. Seine Erscheinung mit bunter Kleidung und vor allem der Feder soll von Geld zeugen und das Federle war immer jung und, so sagte man, ein guter Liebhaber. Diaboli virtus in lumbis est.
Nach entsprechender Folter haben die Frauen dann nachgegeben und sie gestanden, mit dem Federle verkehrt zu haben. Es war der personifizierte Teufel: bunt gekleidet und er trug einen schwarzen Hut mit einer Feder. Das zeugt von der damaligen Vorstellung. Eine Feder trugen viele Teufel, war sie doch ein Symbol für die Doppelzüngigkeit und die Lüge, aber auch ein Phallussymbol.
So gibt es die Geschichte einer Frau, die auf das Federle traf. Sie hatten Sex. Manchmal in einer Scheune, zuweilen bei ihr Zuhause oder auch im Wald. Sie reichten sich die Hände, die Frau die rechte – die Schwurhand. Damit hatte sie symbolisch dem christlichen Gott entsagt. Manchmal gab es neben gutem Sex auch die Einladung zu einer Party – auf dem Stock geflogen. Des Öfteren gab es Geld oder andere Schenkungen, doch stellte sich dann heraus, es war kein Geld, sondern Ziegelscherben oder kein Geschenk, sondern Dung.
Auch in Bad Waldsee wurden Frauen mit dieser Geschichte hingerichtet. Im Laufe der Zeit bekam der Verführer auch noch einen Namen: “Hans Federle”.
Maske des Federle | Bad Waldsee
Im Jahr 1935 bekam Waldsee das Recht, eigene Masken für die Fasnetszeit auszugeben. Recht fix wurden die ersten drei Masken erstellt, darunter auch das Federle. Heute gibt es neben dem Teufel mit der Feder noch weitere. Darunter das Schrättele, das Schorrenweible, der Faselhannes und der Narro.
Das Federle hat Züge eines Jägers. Er trägt einen grünen Umhang, einen schwarzen Hut mit Feder und rote Strumpfhosen. In der Hand hat er einen Stock, der oben als Y geformt ist. Der Stock ist relativ lang und er wird als Sprunghilfe aufgebockt. Die Hästräger des Federle sind zumeist recht groß und der Sprung soll sehr anstrengend sein.
Wo steht der Federle-Brunnen?
- Hochstatt
- 88339 Bad Waldsee
- Homepage der Stadt
- GPS: 47.919872, 9.755395
Eine Teufelsfigur in einer katholischen Stadt?