Pfarrkirche St. Mauritius und die Geschichte von Schemmerhofen

Schemmerhofens St. Mauritius-Pfarrkirche beherbergt Wandfresken aus dem Mittelalter. Aber Schemmerhofen gibt’s erst seit 1972.

Die Geschichte des Ortes Schemmerhofen ist die Geschichte verschiedener Orte, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Schemmerhofen zusammengefasst wurden. Die Pfarrkirche von Schemmerhofen steht in dem alten Ortsteil Langenschemmern, dem hier zusammen mit dem Ortsteil Aufhofen nachgegangen wird.

Pfarrkirche St Mauritius Schemmerhofen
Pfarrkirche St Mauritius Schemmerhofen

Aufholen und Langenschemmern in Schemmerhofen  

Am Mühlbachtal gelegen kommt der Name des Orts erstmals 851 vor. Allerdings beansprucht auch der ebenfalls zu Schemmerhofen gehörende Teilort Schemmerberg diese Erwähnung für sich. Die Erwähnung des Namens lautete „Scammara“. Die nächste Erwähnung im Mittelalter gab es 1095 mit „ad Scammares“ (ad: bei oder hin).

Scamare ist ein zusammengesetztes Wort, dessen Endung ‚mara‘ für ein Gewässer steht, das man nicht trockenlegen kann. Unserem heutigen Begriff kommt das 1127 erwähnte „Schamern“ näher. Schemmern könnte sich anderen Quellen zufolge von Schienen ableiten, was dünne Streifen von etwas meint und sich auf das Schilfrohr bezieht. Auch dieser Name deutet derart auf ein wässriges Land hin.

Im Jahr 1242 wird der Ort als „Scammun“ und 1319 als „Krutschemmern“ erwähnt. Krut könnte von dem Wort Kraut kommen. Der Zusatz „Lang“ stammt wohl von „Landenschammar“, wie es 1361 erwähnt wurde. Der Zusatz diente womöglich der Unterscheidung zwischen Ober – und Unterschemmern, wie es sich ab dem 14. Jahrhundert ergab. Dennoch sind noch bis ins 18. Jahrhundert beide Formen in Gebrauch.

Was die beiden Teilorte, Aufhofen und Langenschemmern, verband, war der gemeinsame Herrscher: der Hochadel von Warthausen. Über verschiedene Adelshäuser und auch die Stadt Biberach gelangte der Herrschaftsbereich von Warthausen im Jahr 1696 an die Grafen von Stadion, von wo es im 19. Jahrhundert an Württemberg ging.

In diesen Jahren des 19. Jahrhunderts, genauer: 1823, strebten die Menschen in Aufholen erfolgreich die Unabhängigkeit von Langenschemmern an. Die Umsetzung dessen dauerte aber 20 Jahre, da die Grenzverläufe abgestimmt werden mussten. Diese Freiheit dauerte bis 1972 an, als es zu Schemmerhofen vereint wurde.

Schemmerhofen während der NS-Zeit

Ab 1938 gehörten die Teilorte zum Landkreis Biberach. Im nördlich gelegenen Teilort Ingerkingen wurden Verbrechen an Kindern begangen. Dort wurde im Kinderheim St. Maria Ingerkingen das sogenannte „Kinderasyl“ eingerichtet. Die Anstalt für körperlich oder geistig beeinträchtigte Kinder wurde von den Nazis zur Todeskammer. Unter der NS-Herrschaft wurden im Jahr 1940 72 Kinder getötet. Elf Kinder haben den rechtsradikalen Terror überlebt.

Kirche St. Mauritius Schemmerhofen

Das Gotteshaus startete als romanischer Saalbau im 12. Jahrhundert, wie es die Dachkonstruktion preisgab. Die Kirche wurde 1303 das erste Mal erwähnt. Zur Mitte des 14. Jahrhunderts wurde der Giebel aufgesetzt und das Dach steiler gemacht. Doch die Fassade erhielt mehrere Operationen, was auch die Fenster implizierte. Die ursprünglichen Fenster sollen noch erkennbar sein. Es folgten erst gotische, dann barocke Lichtöffnungen. Das Gebälk soll Hölzer von 1472 enthalten.

Aufholen gehörte wie Langenschemmern zur Pfarrei Schemmerberg und nach der Selbstständigkeit zu Langenschemmern, als der Teilort zur Pfarrei wurde.

Das Gebetshaus ist seit 1484 eine Kaplanei als Teil des Klosters Salem und seit 1526 dem Heiligen Mauritius gewidmet. Der Dachreiter wurde im 18. Jahrhundert installiert und 1862 erneuert. Die Konstruktion wurde im Rahmen der Kirchenvergrößerung aufgesetzt.

Mittelalter-Fresken in Schemmerhofen

Die Kirche von Schemmerhofen ist eine der ältesten Sakralbauten des Landkreises Biberach und verfügt über wertvolle Fresken aus dem Mittelalter, die ältesten ihrer Epoche im Landkreis. Die gotischen Wandmalereien wurden bei Renovierungsarbeiten 1973 gefunden. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert. Über ihre genaue Datierung gibt es unterschiedliche Angaben: zwischen 1380 und 1390 oder um 1340.

Die Fresken waren für die Menschen im gottesfürchtigen Mittelalter wie ein Kino mit den damals wichtigsten Geschichten aus der Bibel. Da viele nicht lesen konnten, war es auch eine Möglichkeit, die Geschichte zu verdeutlichen. Eine ähnliche Aufgabe hatten wohl auch die Figuren, die ebenfalls aus dieser Zeit stammen.

Die Freskenmalerei, darüber gibt ein Schild vor der Kirche Auskunft, wird in den feuchten Putz eingearbeitet, sodass die Farbe nach dem Trocknen fest mit der Wand verbunden ist. Die Arbeiten wurden für ihre Zeit aufwändig gefertigt und vermutlich vom Kloster Salem bezahlt. Heute sind ihre Farben verblasst, aber im Mittelalter strahlten sie bunt.

Zu sehen sind vier Bilder auf drei Wänden. Im Norden ist die Passion Christi aufgemalt. Darunter fallen beispielsweise das Abendmahl, der Ölberg, Pilatus, die Kreuzigung, die Frauen am Grab mit dem Engel und selbstverständlich die Auferstehung. An der Seite sieht man den leidenden Jesus (Schmerzensmann) mit den peinigenden Gegenständen. Die Fußabdrücke darunter symbolisieren, dass er gen Himmel aufgefahren ist. Nach Süden erblickt man die Heiligen Georg und Martin mit Drachen und Pferd. Daneben findet sich noch ein romanisches Bildnis der Sterne.

Wo befindet sich die Kirche St. Mauritius?

  • Pflugstraße 9
  • 88433 Schemmerhofen
  • GPS: 48.17397503751408, 9.80024498822426

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