Mauruskapelle bei Beuron an der Donau
Die Mauruskapelle bei Beuron an der Donau aus dem 19. Jahrhundert und der Versuch der ästhetischen Geometrie.
Wenn man entlang des Donau-Radwegs zwischen Beuron und Sigmaringen fährt, kommt man an der Mauruskapelle vorbei. Dieses Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert ist das Debüt der Beuroner Kunstschule.
Entstehungsgeschichte der Mauruskapelle
Die Kapelle befindet sich rund drei Kilometer vom Kloster Beuron entfernt in einer der Schleifen der Donau. Die damalige Fürstin, Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen, beauftragte den Benediktinermönch und sogenannten Klosterkünstler Desiderius, geborener Peter Lenz, mit dem Werk.
Peter Lenz studierte in München. Er war Bildhauer und später Professor für Bildhauerei an der Kunstschule in Nürnberg. Er entwickelte eine Kunstform, die man als “Heilige Kunst” bezeichnete. Dabei geht es um die Einhaltung der richtigen, ja heiligen Maße, um eine “Geometrie der Ästhetik” zu finden. Das Konzept der “Heiligen Maße” ist nicht neu und findet sich in einigen Kathedralen der Gotik wieder.
Doch Lenz schuf eine eigene Theorie dazu und entwickelte einen Kanon für Proportionen, der sich nach dem Vorbild der ägyptischen Kunst des Altertums richtete. Im Jahr 1898 fasste er die Grundsätze der “Heiligen Kunst” in der Schrift “Zur Ästhetik der Beuroner Schule” zusammen.
Der Grund für den Bauauftrag war, dass die Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen ein Gelöbnis ablegte, auf dass sich der Abt des Klosters Solesmes in Frankreich von seiner Krankheit erhole. Zunächst sollte nicht Lenz den Auftrag für die Kapelle erhalten, dennoch kam es dazu. Denn Lenz war eigentlich kein Architekt und auch kein Baumeister. Aber er überzeugte mit seinen heiligen Anforderungen an den Bau, auch wenn der erste Entwurf zu teuer geworden wäre.
Dessen ungeachtet sollte er sogar ein Landhaus in der Nähe der Kapelle für die Fürstin errichten. Am 5. Mai 1868 begannen die Bauarbeiten an der Mauruskapelle, welche am 5. September 1871 geweiht wurde.
Mauruskapelle im Stil der Beuroner Kunstschule
Die Mauruskapelle ist das Erstlingswerk und auch der Höhepunkt der Beuroner Kunstschule. Zwar überlebte die Bauart den Schöpfer, doch rückte man sie durch weitere Einflüsse von der eigentlichen Idee ab. Die Kapelle selbst ist etwas länglich und verfügt über einen Treppe aus Granit, welche zu einer quadratischen Vorhalle und letztlich zum eigentlichen Kirchenraum führt. Dabei spielt die Zahl Elf eine besondere Rolle. Dahinter befindet sich noch eine kleine Sakristei. Dieser Teil der Kirche ist teilweise in den Fels gehauen. Gekrönt wird das Gotteshaus von einem Engel aus Bronze.
Dank der Konstruktion erinnert das Bauwerk an einen antiken Tempel, wie man ihn in Ägypten vermuten würde. Die Kirche ist auch nicht geostet, wie dies bei Kirchen normalerweise der Fall ist. Die Öffnung weist zum Fluss hin und der Betraum nach Norden. Weitere Signaturen antiker Tempel sind die Pfeiler und pfeilerartigen Mauerstreifen, die man Lisenen nennt. Als Werkstoff für die Verblendung diente Tuffstein aus Kalk, den man von Bärenthal bei Tuttlingen herangeschafft hat. Der Brunnen wurde erst im Jahr 1906 von dem Erzabt Placidus Wolter in Auftrag gegeben.
Im Zentrum steht der Altar mit einem Tabernakel aus Marmor, in welchen einige Ornamente geprägt sind. Die Tür des Tabernakels ist mit Blattgold verziert. Darüber findet sich ein Pelikan, der ein Symbol für Jesus ist. Er belebt einen Jungen mit seinem Blut. Unter dem Altar sieht man den Heiligen Mauritius, ebenfalls aus Marmor. Dieses Werk wurde von Johannes Schwendfür begonnen und nach dessen Tod von Lenz vollendet. Die Säulen-Palmettenkapitelle des Marmoraltars zeugen ebenfalls von einem ägyptischen Vorbild.
Die Seiten sind mit Bildern versehen, die Auszüge des Lebens des Heiligen Mauritius zeigen. Ein Bild zeigt, wie er den späteren Märtyrer Placidus vor dem Ertrinken rettet, das andere zeigt den Tod von Maurus. Die Rückwand der Kapelle zeigt ein Kreuzbild mit Jesus im Zentrum. Zur Seite sind die Heiligen Katharina, Josef, Maria, Johannes der Täufer, Johannes der Apostel und Cäcilia dargestellt, darunter die vier heiligen Flüsse samt eines ertrinkenden Hirsches, darüber die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Weitere christliche Symbole bilden einen vom Schmerz gebeugten Mönch links der Empore und rechts davon zwei sich tröstende Mönche.
Über dem Eingang dominiert die Muttergottes, der Scholastika und ihr Bruder Benedikt zur Seite stehen. Des Weiteren findet man betende Engel. Die Malereien wurden von Jakob Wüger und dessen Schüler Fridolin Steiner gefertigt, der auch am Fries wirkte. Die beiden traten, wie auch Lenz, bezüglich des Baus in das Kloster Beuron ein. Später haben sie weitere Werke, wie beispielsweise in Prag und Monte Cassino in Italien, geschaffen.
Des Weiteren hat man ein Wasserkraftwerk in der Nähe der Kapelle errichtet. Ursprünglich wollte man eine Mühle dafür benutzen, doch entschied sich dann für diese Stelle. Diese ist seit 1921 in Betrieb und lieferte bis 2007 Strom. Inzwischen hat man die Anlage modernisiert und um eine Fischaufstiegshilfe erweitert.
Wo befindet sich die Kapelle?
- Maurusstraße
- 88631 Beuron
- GPS: 48.054343, 8.991419