Die Lutherkirche im Konstanzer Stadtteil Paradies und die Geschichte der Protestanten in der Stadt.

Eine der ersten Kirchen, die man erblickt, wenn man nach Konstanz hineinfährt, ist die Lutherkirche Konstanz. Sie steht an der Grenze zur Altstadt von Konstanz am Bodensee, im Stadtteil Paradies..

Lutherkirche Konstanz

Historismus-Lutherkirche Konstanz

Die Lutherkirche in Konstanz liegt am Lutherplatz und wie man sich vom Namen her schon denken kann, handelt es sich dabei um eine evangelische Kirche. Die nach Südosten ausgelegte Kirche ist bei weitem nicht so alt, wie man auf den ersten Blick denken könnte. Es handelt sich hierbei um eine Kirche aus der Zeit des Historismus, die zwischen 1865 bis 1873 erbaut wurde.

Mit den Rundbögen verfügt die Kirche über Elemente der Neo-Romanik, vor allem weist der Turm Elemente der Neo-Gotik auf. Der Turm wurde übrigens letztmalig im Jahr 1975 renoviert.

Drei der Glocken waren Geschenke vom Großherzog von Baden, Friedrich I., an die Kirche in Konstanz. Die beiden im Turm befindlichen Glocken sind die Friedens- und die Freundschaftsglocken. Die Friedensglocke ist mit dem Wappen der Stadt Konstanz veriert und die Freundschaftsglocke mit dem Wappen von Preußen. Zur Zeit der Erbauung war Preußen die dominierende Macht in Deutschland.

Die dritte Glocke steht vor dem Gotteshaus, da sie sonst mit ihrem Gewicht den Bau gefährden würde. Sie wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts vor der Tür angebracht und soll als Mahnung der Deutschen Einheit und Freiheit dienen. Sie verfügt über das Wappen des Großherzogs von Baden.

Die Orgel ist jüngeren Datums und wurde 1980 angefertigt. Sie wurde in den Folgejahren noch erweitert. Sie verfügt über ein sogenanntes Bombardenwerk, wobei einige Register separat gespielt werden können. Die Orgel findet regelmäßig zu Konzerten Gehör. Vor allem der Bach-Chor trägt in der Lutherkirche seine Künste vor, hauptsächlich anlässlich der Bach-Tage der Stadt.

Die Kirche ist aber nicht immer offen, wie es oftmals bei protestantischen Kirchen der Fall ist.

Mahnglocke vor der Lutherkirche Konstanz

Jan Hus und Hieronymous von Prag Denkmal

Während des Konstanzer Konzils in den Jahren 1414 bis 1418 kam es zum Todesurteil gegen den Reformator Jan Hus. Dieser wurde unweit des Platzes in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das Urteil wurde 1415 gefällt und 600 Jahre später, 2015, wurde auf dem Platz ein Denkmal ihm zu Ehren erstellt.

Das Denkmal erinnert auch an Hieronymus von Prag, der ein Mitstreiter des böhmischen Reformators war. Er wollte den Reformator vor dem Konzil verteidigen, wurde aber selbst festgenommen und letztlich auch verbrannt.

Turm der Lutherkirche Konstanz
Rundes Ende der Lutherkirche Konstanz

Reformisten in Konstanz

Noch zur Zeit des Predigers Hus wollte Konstanz eigentlich den Eidgenossen in der Schweiz beitreten, aber Teile der Schweiz waren dagegen. Vor allem die sogenannten Landorte, die ländlichen Gebiete, die den urbanen Gebieten, den Stadtorten gegenüber standen. Sie fürchteten sich nicht vor dem Glauben der Stadt, sondern vor einem Ungleichgewicht zu Gunsten der Städte in der Schweiz.

Daher hatte Konstanz nur noch eine Möglichkeit, sich dem Schwäbischen Bund anzuschließen. Dieser war kurze Zeit später für die Niederschlagung der Bauernhaufen im Bauernkrieg 1525 verantwortlich. Aber auch dieser Bund zerbrach an der Frage der Konfession, denn die Reichsstädte waren vor allem evangelisch, während die Landesherren in der Regel katholisch waren.

Auch Konstanz war eher evangelisch, auch wenn Konstanz der Sitz eines der einflussreichsten Bischöfe seiner Zeit war. Beim Reichstag in Speyer 1529, wo der Ausdruck Protestanten entstand, war Konstanz auf der Seite der evangelischen Gläubigen. Im selben Jahr begann die Reformation in Konstanz sich festzusetzen. Die Prediger Ambrosius Blarer und Johannes Zwick waren dafür ausschlaggebend. Kurz darauf wurde Konstanz Mitglied im Schmalkaldischen Bund – ein Bund für die Städte und Fürsten des Protestantismus. Zu dieser Zeit flüchtete der Bischof von Konstanz mit seinem Hof nach Meersburg, wo man eine Residenz aufgebaut hatte.

Im Jahr 1548 war der Kaiser Karl V. mit seinen Truppen aus Spanien vor den Toren Konstanz angekommen und forderte die Rückkehr zum Katholizismus. Angesichts der Übermacht kam Konstanz der Aufforderung nach und wurde den Habsburgern (Österreich) übergeben. Die Bischöfe wurden wieder in Amt und Würden gesetzt, allerdings trauten sie dem Frieden wohl nicht so recht und blieben bei ihrem Sitz in Meersburg.

Erst Ende des 18. Jahrhunderts kam der reformierte Glaube wieder zurück nach Konstanz. Das ist vor allem den Kolonisten aus Genf zu verdanken, welche wegen ihres Glaubens ihre Heimat verlassen mussten. Diese wurden Hugenotten genannt, da sie ihren Glauben stark nach dem Reformisten Calvin richteten.

Seit 1820 gibt es die Anhänger Luthers wieder in Konstanz. Die Religionsgemeinschaft nannte sich zunächst Ambrosius-Blarer-Pfarrei, zu der sich später zwei Lutherpfarreien dazu gesellten. Sie errichteten gemeinsam die heutige Lutherkirche.

Wo befindet sich die Lutherkirche in Konstanz?

  • Lutherplatz 1
  • 78462 Konstanz
  • GPS: 47.661393, 9.171615
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