Ziegelbach und seine Kirche “Unserer lieben Frau”

Der kleine Ort Ziegelbach bei Bad Wurzach mit seiner Geschichte und der Kirche “Unserer lieben Frau” Sankt Maria.

Etwa anderthalb Kilometer von Bad Wurzach entfernt liegt der Ort Ziegelbach am Hang des Wurzacher Beckens, welches ein Relikt der Eiszeit darstellt.

Kirche Ziegelbach

Geschichte von Ziegelbach

Die Anfänge des Ortes Ziegelbach sind unklar. In den mittelalterlichen Urkunden erscheint Ziegelbach erstmals 1275 im Zusammenhang mit seiner Kirche. Im Jahr 1353 verpfändete das Haus Schmalegg-Ittendorf das Patronat über Ziegelbach an die Königsegger. Im Jahr 1389 erwarb der Patrizier Konrad Faber aus Waldsee die Gerichtsbarkeit, Vogtrecht und den Kirchensatz von Ziegelbach von Walter von Hohenfels. Um die Zeit verkaufte dieser Adel weitere Güter und Menschen (Leibeigene) beispielsweise in Bergatreute.

Die Erben verkauften die Güter ab 1422. Nicolaus Faber veräußerte teilweise die Gerichtsbarkeit und Höfe in Ziegelbach, Himbach und Rohrbach. Die neuen Besitzer waren der Augustiner Chorherrenstift. 1470 verkaufte ein weiterer Faber-Erbe, der Maerkwart Vogt aus Ravensburg, weitere Rechte und den Rest der Gerichtsbarkeit und Höfe an das Spital Waldsee. 14 Jahre später wurde auch die Kirche ein Teil des Spitals in Waldsee.

Kurz vor dem Bauernkrieg strengte sich die Stadt (Bad) Waldsee vergeblich an, Rechte und das Patronat über Ziegelbach zu erwerben. Nach dem Bauernkrieg verkauften das Spital Waldsee 1540 ihre Anteile an Ziegelbach an das Haus Waldburg, wo damals der Bauernjörg (Georg III von Waldburg) regiert. Die andern Anteile erwarben die Waldburger noch 1743 vom Spital Waldsee. Bis dahin ging die teilweise Herrschaft an den Adel von Waldburg-Wolfegg, der sich 1672 in -Wolfegg und -Waldsee teilte. Sechs Jahre zuvor erwarb der Adel von Waldburg-Wolfegg weitere Höfe. Das Patronat verblieb bis zur Aufklärung 1806 in Waldsee. Als die Linie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg erlosch, ging deren Besitz an die Waldburg-Wolfegg-Waldsee über. Die Herrschaft blieb bis 1849 beim Haus Waldburg-Wolfegg-Waldsee.

Im Jahr 1768 wurde das Badhaus von Ziegelbach erwähnt und an Gangulf Frey von Wolpertswende verpachtet. Ab 1788 verfiel die Ordnung des Augustiner Chorherrenstifts in Waldsee. In den Wirren der nachfolgenden Kriegsjahren wurde Ziegelbach mehrfach von Soldaten geplündert oder diese wurden einquartiert. Aus den Gerichten von Haidgau und von Ziegelbach wurde 1811 eine Oberschultheißerei, wobei Haidgau 1824 abgetrennt wurde. Ziegelbach wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und ab 1945 wieder aufgebaut.

Geschichte der Kirche Sankt Maria Ziegelbach

Der damalige Papst Gegor X erhob eine Steuer für die Kreuzzüge. So auch 1275 in Ziegelbach, was seine erste Erwähnung darstellte. Die Kirchenglocke stammt sogar noch aus dem 13. Jahrhundert und weitere Kirchenteile sind aus der Zeit der Spätgotik. Die Besitzer des Patronats der Kirche sind oben bereits erwähnt: 1353 erhielt es das Haus Königsegg als Pfand der Schenken von Schmalegg-Ittendorf. 1483 wird die Kirche vom Spital Waldsee inkorporiert.

Nach dem Bauernkrieg wurde die Pfarrkirche mit drei Schiffen zu einer Basilika ausgebaut. Trotz der brutalen Vorgehensweise des sogenannten Bauernjörgs gab es zu dessen Erkrankung Wallfahrten zu dieser Kirche in Ziegelbach. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges verlor Ziegelbach seinen Pfarrer und schließlich wurde die Kirche zerstört. Der Turm wurde 1657 fertiggestellt.

Die Abtei Weingarten begann ab 1715 mit dem Neubau der Kirche in Ziegelbach. Der Barock, also die Gegenreformation, wurde prachtvoller und in Ziegelbach bekam 1731 Altäre vom Barockmeister Johann Ruez. Kurz vor dem Spanischen Erbfolgekrieg wurde in Ziegelbach die Erzbruderschaft des Heiligen Rosenkranzes durch den Bischof von Konstanz gegründet. Schon 1648 wurde die Sebastiansbruderschaft hier gegründet.

Zur Zeit der Aufklärung mit dem Pfarrer Denz änderte sich das Patronizium der Kirche. Aus Sankt Maria, “Unserer lieben Frau”, wurde das Patronizium dem Heilige Kilian übergeben. Ein Jahr später, 1760, entsteht ein neues Pfarrhaus, das der Baumeister Jakob Emele bauen ließ. In den folgenden Jahren der schlechten Ernte sollte eine Prozession mit dem Magnusstab des Klosters Schussenried Gott dazu bewegen, die Ernten zu verschonen. Doch 1763, 1773 und 1784 hatte Gott kein Einsehen.

Der Stuck der Kirche Ziegelbach kam 1797 im Stil des Klassizismus. Das heutige Aussehen wurde 1858 fertiggsetellt. Der Turm erhielt zu der Zeit sein Pyramidendach, womit der Turm 38 Meter misst, und die Seitenschiffdächer wurden heruntergelegt. Der Barock wurde durch Neogotik ersetzt, was sich vor allem an den Seitenaltären exemplifiziert.

Wo befindet sich die Kirche St. Maria “Unserer lieben Frau”?

  • Barockstraße 25
  • 88410 Bad Wurzach
  • GPS: 47.890395519001345, 9.863511034275529
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