Häuserzeichen in Konstanz

Anhand von einigen Beispielen geht es hier um die Häuserzeichen in Konstanz. Was bedeuten sie und wo kann man die Relikte der Vormoderne in Konstanz sehen?

Wer schon mal durch Konstanz lief, sah sie: die Hauszeichen. Ein Relikt aus Zeiten, bevor Hausnummern eine Orientierung gaben. Dafür sorgten die Häusernamen, wie man sie heute noch antrifft. Das Haus zur Krone, zum Pelikan und derlei mehr. Die Namen der Häuser ergaben sich aus den umgebenden Bedingungen, aber auch Himmelskörper oder Tiere waren Ideengeber. Auch die dort wohnenden Familien oder Berufe übergaben ihre Namen an die Häuser.

Die Vergabe von Namen betraf nur einzelne Häuser, nicht alle. Diese Namen wurden mittels Kunstwerken vermittelt, da das Lesen in früheren Zeiten noch nicht so verbreitet war. Die Technik der sogenannten Sgraffiti kam aus Italien über die Alpen. Die Namen sorgten nicht nur für Orientierung, sondern brachten auch die Funktion des Hauses näher. Diese Zeichen sind kleine Kunstwerke, die heute noch so mancher Fassade prangt. Auch Wappen sind in großer Zahl noch an Häusern in ganz Oberschwaben zu sehen. Zur Zeit des Konstanzer Konzils wurden viele Wappen an den Häusern angebracht, wo der Adel einquartiert war. Das Rosengartenmuseum bezeugt dies eindringlich. Die Hausnummer wurde in Konstanz im Jahr 1779 eingeführt, aber erst ab 1876 bezog sich die Nummer auf eine bestimmte Straße. Dadurch entledigte man sich der meisten Häuserzeichen. Leider gingen dadurch auch die Geschichten der Häuser verloren und was ihr Name bedeutete.

Haus zum Brand Konstanz

Haus zum Brand | Wessenbergstraße 39

Das Haus zum Brand hat gleich zwei Hauszeichen – eines über der Tür und eines über der Fensterreihe. Über der Tür ist ein Relief eines Bauern mit zwei Ochsen zu sehen. Darunter steht “Hand am Pflug Blick auf’s Gespan / Mit Gottes Segen vorwärts dann.” Das andere Bildnis zeigt ein brennendes Haus. Das Haus war bis zum 13. Jahrhundert ein Domherrenhof mit Namen “Verbrunnenhof”. Der Name referiert vermutlich auf den Brand des Jahres 1273, das in dieser Ecke wütete.

Haus zur Krone | Marktstätte 6

Besonders an der Marktstätte gibt es einige Häuserzeichen. Das Hauszeichen am früheren Haus zur Krone, eine goldene Krone mit Bogen, ist weiter oben angebracht. Das Gebäude bestand im 16. Jahrhundert aus vier Grundstücken. Im Jahr 1592 fielen sie einem neuen Weg von der Marktstätte zum Fischmarkt zum Opfer. Das Haus zum Kiel wurde damit kurzerhand zum Haus zur Krone. Es ist heute eines der ältesten Gasthäuser der Region und wurde 1352 erstmals erwähnt. Ab 1617 wird in dem Haus das Heilig-Geist-Spital untergebracht. 1820 wurde es an Konstantin Beutter verkauft, der das Eckhaus abreißen ließ und es entstand ein Anbau. So übertrug sich der Name auf das Nachbarsgebäude, das ehemals “Blarer’sche Anwesen”. Es kamen eine neue Etage und Balkone hinzu.

Haus zum guten Hirten | Zollernstraße 6 (Hotel am Fischmarkt)

Dieses Haus ist 1590 in den Urkunden wegen des Verkaufs an den Künstler Hans Morinck vermerkt worden. Wann das Haus diesen Namen erhielt, ist unklar, auch der Grund dafür. Das Relief über dem Portal ist von 1608 und stammt aus der Werkstatt von Morinck. Von ihm ist auch der Anna Altar oder die Abhebung Christi im Konstanzer Münster. Das frühbarocke Kunstwerk aus Kalkschiefer zeigt drei Hirten und eine Schafsherde, wobei der dritte Hirte im Hintergrund steht. Der Sinnspruch: “Zum Schafhirten hasst man diss Hauß / das bhütet der gut Hirt über Auß und alle die gand ein und Auß” lässt sich so interpretieren, dass ein Hausbesitzer sein Haus wie ein Hirte seine Schafe hütet.

Haus zum hinteren Tanz & Haus zum silbrin Mond | Hofhalde

Das Haus zum hinteren Tanz wurde schon im Jahr 1300 erwähnt. Im Jahr 1606 wurde es als Haus zum hinteren Tanz beschrieben, das neben dem Haus zum Hof stand. Sieben Jahre später wurde es zusammengefasst. Das Haus zum Hof und das Haus zum silbrin Mond waren ursprünglich zwei unterschiedliche Häuser. 1530 wurde es in den Urkunden “Zum wysen Mond” benannt und neun Jahre später war es das Haus “zum silbrin Mond”. Wann es erbaut wurde, ist abermals unklar, aber im 13. Jahrhundert war es die Residenz der reichen Patrizierfamilie “von Hof” im Dienst des Bischofs. Die Heiligendarstellung des Hauses “Silbrin Mond” könnte darauf zurückzuführen sein.

Haus zum Silbrigen Mond

Haus zur Katz | Katzgasse 1

Das Haus, die Straße, ja das Viertel ist katzenhaft. Das Haus zur Katz, die Katzgasse, der Turm zur Katza und weitere Katzennamen prägen diesen Teil von Konstanz. Seinen Anfang nahm das Katzenhafte mit der Geschlechterzunft zur Katz im 14./15. Jahrhundert, deren Geschäft der Handel mit Leinwänden. Der Name stammt wohl vom Wappen der Zunft ab, die eine silberne Katze mit goldenen Krallen und roter Zunge darstellt. Die Katze steht vor blauem Hintergrund. Das Haus wurde 1352 erstmals erwähnt. Damals reichte das Katzenareal vom Stephansplatz zur Katzgasse. Das heutige Haus zur Katz entstand ab 1424 und die Bauzeit dauerte fünf Jahre. Mit dem Verlust der Reichszugehörigkeit 1548 wurde auch die Gesellschaft zur Katz beendet. Das Haus blieb aber bis ins 17. Jahrhundert ein gesellschaftlicher Treffpunkt für die Oberschicht. Dann wurde es als Lager, Fabrik, Kaserne und Werkstatt genutzt. Nach dem Brand 1869 wurde es ein Miets- und Geschäftshaus. Das Hauszeichen, eine schmiedeeiserne Katze, wurde 1953 nach historischem Vorbild neu gestaltet.

Haus zum Pelikan | Marktstätte 10

Das Haus zum Pelikan wurde 1539 erwähnt. Das Pelikan-Emblem wurde aber erst 1961 von Hans Sauerbruch angebracht. Viele der sogenannten Sgraffiti stammen von ihm. Weitere Zeichen aus seiner Hand finden sich in der näheren Umgebung, wie am Haus zum Gelben Horn oder Zum Safran.

Haus Zur Rheinschmiede | Rheingasse 17

Das Haus Rheingasse 17 (Niederburg) ist durch ein weiteres Sgraffito von Sauerbruch gekennzeichnet: Zur Rheinschmiede. Das Sgraffito ist von 1989 und wurde nach der Hausrekonstrution angebracht. Das Haus war einst eine Schmiede. Viel später wurde es aus den Häusern “Zum Weinstock” und “Zum Vogel Strauß” vereint.

Hauses zum Leopard | Inselgasse 9

Auch das Haus zum Leopard in Niederburg verfügt über ein Sgraffito aus dem Jahr 1962. Es besteht aus drei Schichten und im Fassadenputz eingelassen.

Haus zum vorderen Elephanten | Salmannsweilergasse 36

Das Hauszeichen des Hauses zum vorderen und zum hinteren Elefanten entstand 1980. Das Sgraffito ist zwischen zwei Hauseingängen angebracht.

Haus zum Elefanten
Schwoable

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