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Staufer versus Welfen 2 | Diplomatie, Bürgerkrieg und ein Mord

Seit dem Tod der Salier ringen vor allem Welfen und Staufer um die Königswürde im Reich. Beide konnten punkten und verweisen die anderen in ihre Schranken. Dann betreten der Staufer Barbarossa und der Welfe Heinrich der Löwe die Weltbühne. Zunächst scheint der Wettkampf beseitigt, aber er bricht wieder aus – und zwar härter: Ein Haus wird Oberschwaben verlassen müssen. Es kommt zu einem Bürgerkrieg, der das Reich entzweit. Der zweite Teil des Wettkampfs zwischen Welfen und Staufer:

Zuletzt zeigte die Diplomatie ihr Gesicht. Barbarossa wollte als Stauferkönig einen Frieden herstellen. Doch der Konflikt schwelt weiter und ein Kreuzzug steht an. Der Konflikt zwischen Staufern und Welfen, der 1125 begann, wird zu einem Bürgerkrieg. Ein Mord, der gar nichts mit dem Konflikt zu tun hat, wird alles verändern.

Welfen vs Staufer – Kampf

Heinrich der Löwe: Welfen versus Staufer

Als Heinrich der Löwe aus dem Haus der Welfen 1147 der Aufstellung zum Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land wegen seines noch nicht erwachsenen Alters von 18 Jahren, stand sein Plan vermutlich schon fest. Er würde die Abwesenheit des Königs nutzen, seine Macht im Lande auszubauen. Das Herzogtum Sachsen war seit fünf Jahren in seiner Hand, aber er griff auch nach dem Herzogtum Bayern, das seinem Vater aberkannt wurde. Welf IV jedoch nahm am Kreuzzug teil, sowieso galt Landfrieden für die Zeit der Abwesenheit des Königs.

Ein anderer Kreuzzug, also eigentlich ein Beutezug mit Landnahme, führte ins heutige Ostdeutschland. Als Nicht-Christen hatten Slawen kein Recht auf ihr Land. Für diesen Kreuzzug war Heinrich der Löwe alt genug und bandelte mit Clementia von Zähringen an, deren Vater auch auf Beutezug war. Die Heirat erhöhte seine Stellung und er erhielt Güter in Baden.

Während der Kreuzzug ins Heilige Land mit herben Verlusten einherging, konnte Heinrich der Löwe im Osten zwar weder Missionierungsziele noch viel Land ergattern, aber doch Ansehen und militärische Festigung erreichen.

Friedrich Barbarossa: Als die Welfen Schwaben verlassen mussten

Konrad III starb 1152 und Herzog Friedrich III von Schwaben (und Friedrich I als Kaiser) wurde zum Nachfolger gewählt. Er ging als Friedrich Barbarossa in die Geschichte ein. Er ist zwar ein Staufer, aber auch mit den Welfen verwandt. Dies machte ihn sogar zu einem hervorragenden Kandidaten. Für die Unterstützung der Welfen versprach er ihnen das Herzogtum Bayern zu übereignen, was er vier Jahre später auch umsetzte.

Zwischen Heinrich dem Löwen (Welfen) und Friedrich III. Barbarossa (Staufer) entstand eine Freundschaft. Die alten Feindschaften schienen gebannt. Heinrich findet sich auf etlichen Urkunden wieder, angefangen bei der Urkunde über die Rechte des Stifts Weißenau bei Ravensburg. Heinrich war auch bei der Krönung anwesend und er stand ihm militärisch zur Seite. Dafür forderte Heinrich aber mehr, als der König bereit war zu geben; nämlich Goslar mit all seinen Ressourcen.

Wegen der Ablehnung Barbarossas verweigerte Heinrich der Löwe 1176 den Kriegsdienst. Barbarossa sah den Treueschwur gebrochen und ächtete ihn 1180. Der Konflikt zwischen Welfen und Staufer brach abermals aus. Allerdings verläuft es nicht ganz nach welfischem Plan, denn Bayern wurde an die Wittelsbacher übergeben, die es bis zum Schluss behalten würden. Mehr noch, Sachsen wurde zerschlagen, um Heinrichs Macht zu brechen. Es war der Beginn von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Schleswig-Holstein.

Während Barbarossa 1177 einsah, dass er militärisch nicht weiterkam, versuchte er es mit Heiratspolitik und einer List. Noch bevor Friedrich Barbarossa gegen Heinrich den Löwen die Reichsacht verhängen ließ, kaufte er von seinem Onkel Welf IV die Hausgüter der Welfen. Dazu zählten Altdorf (Weingarten) mitsamt der Grablege der Welfen, welfischer Besitz in Ravensburg, Burgen und Höfe im Bodenseeraum und Besitzungen aus Kißlegg, Leutkirch und Isny. In der Grablege der Welfen in Weingarten entstand im 12. Jahrhundert auch die älteste erhaltene Darstellung eines Stammbaums. Vielleicht in diesem Zusammenhang.

Zusammen mit der Reichsacht 1180 war die welfische Macht in Schwaben, ja in ganz Süddeutschland gebrochen. Mit dem Verlust der Gebiete verloren die Welfen nicht nur an Bedeutung, sondern waren auch wirtschaftlich geschwächt. Die Wurzel der Welfen war gezogen. Man muss die enorme Energie und das viele Geld bedenken, die Friedrich Barbarossa hier an den Tag legte, allerdings ganz ohne Einsatz seines Heers.

Heinrich der Löwe hingegen wählte den militärischen Weg; allerdings erfolglos. Er gab 1181 in Erfurt auf und begab sich nach England ins Exil. Einzig seine Besitzungen wie in Braunschweig oder Lüneburg blieben ihm zuletzt. Heinrich der Löwe brüllte nicht mehr, die Staufer hatten die Welfen davongejagt.

Auch den nächsten Kaiser, Heinrich IV., stellten die Staufer, als Barbarossa 1190 starb. Doch er folgte seinem Vater acht Jahre später in den Tod. Die Welfen spielten ihre Karten aus dem Exil geschickt.

Bürgerkrieg der beiden Könige: Welfe Otto IV versus Staufer Philipp von Schwaben

Erst im Jahr 1198 sollte ein Nachfolger gewählt werden. Erneut standen sich Welfen und Staufer im Streit um den Thron gegenüber. Otto IV war der Sohn von Heinrich dem Löwen, der auch mit dem englischen Königshaus verwandt war. Er wurde gleich im Januar 1198 vom welfischen Lager gewählt. Anfangs unterstützte ihn der Papst Innozenz sowie der Erzbischof von Köln. Doch die Loyalität hatte ihre Grenzen und Jahre später brach er wegen Ländereien mit dem Welfen Otto.

Die Staufer hatten erwartungsgemäß eine andere Vorstellung vom neuen König und kritisierten die Wahl als illegitim, weil Kurfürsten fehlten und die Wahl durch England manipuliert gewesen sei. So kam es im März zu einer zweiten Königswahl durch die Staufer, wo deren Kandidat, Philipp von Schwaben, zum König gewählt wurde – darunter von den Herzögen von Schwaben, Österreich, Bayern, Thüringen und dem Erzbischof von Mainz. Der Papst jedoch wollte diesen König nicht anerkennen, er sah in Otto IV den rechtmäßigen König und krönt diesen 1209 zum Kaiser.

Während die Sachlage eskalierte, verstärkten Welfen und Staufer ihre militärische Präsenz. Mit dem Bau von Burgen werden die Ländereien gesichert, auch in Oberschwaben entstehen viele Burgen in der Zeit. Der Hatzenturm oder die Burg Zußdorf gehören zu einer welfischen Kette von Burgen, die zur Grenzsicherung gegen die Staufer errichtet wurden. Die Veitsburg wurde ihrer Tage ebenfalls ausgebaut.

Bei Aachen stoßen die beiden Lager bereits 1198 zusammen, als Otto dem Staufer den Zugang verwehrte. In Mainz und Speyer gewann Philipp, in Sachsen und Braunschweig gewann der Welfe, dann entschied der Staufer in Schwaben und Bayern das Machtspiel erneut für sich. Es gab Züge und Gegenzüge, es gibt Rache, Blut und Tote.

Otto marschierte durch Niedersachsen und das Rheinland, wobei er bis 1204 einige Gebiete erobern konnte. Philipp hebt Truppen in Schwaben und Franken aus und bringt einige mächtige Häuser auf seine Seite – mit Heinrich von Braunschweig sogar einen Seitenwechsler. Die englische Connection brachte Otto einen zweifelhaften Ruf ein, der auch seinen Stern abschwächte.

Vor diesem Hintergrund ließ sich Philipp 1205 abermals zum König krönen, und zwar vom Erzbischof von Köln, der ebenfalls die Seiten gewechselt hatte. Otto IV fährt seine Truppen auf, doch er verliert bei Wassenberg 1206.

Otto IV war am Ende – er konnte weder auf Rückhalt unter dem herrschenden Adel noch auf militärische Ressourcen zurückgreifen. Er musste mitansehen, wie Philipp das Königreich übernahm, wenngleich noch nicht ganz in Amt und Würden.

Eine große Schlacht, so schien es, stünde im Machtspiel zwischen Welfen und Staufern bevor. Ein Kampf, bei dem es um alles oder nichts ging. Die Fürsten und Bischöfe versuchten erfolglos die Diplomatie zu beleben. Doch es kam ganz anders.

Ein Mord ändert alles

Otto VIII von Wittelsbach war der bayrische Pfalzgraf. Ein hoher Adeliger, der aber mehr vom Leben wollte und bereit war, aus Rache zu morden. Er war königstreu und damit auf der Seite der Staufer. Am 21. Juni 1208 gelang ihm der Zugang in das Bischofspalais in Bamberg. Dort fand gerade eine Hochzeit statt.

Er traf sein Opfer im Gemach der Braut an: der König Philipp von Schwaben. Otto VIII von Wittelsbach war im Blutrausch, denn er fühlte sich entehrt. Es war viel mehr so, dass sein Aufstieg in die höchsten Königskreise ausblieb. Philipp von Schwaben versprach Otto VIII. die Hand einer seiner vier Töchter, doch Philipp änderte seine Meinung. Groll spielte sicherlich auch eine Rolle, als Otto VIII seine Tochter mit dem anderen König Otto IV vermählte. Rache war wohl der Antrieb, als er mit seinem Dolch mehrfach zustach – vor Zeugen. Philipp sackte zu Boden. Mit ihm starb der staufische Anspruch auf den Thron und der Kampf mit den Welfen darum.

Nicht der Kampf zwischen den beiden Familien kostete ihn das Leben, sondern ein ausgeschlagenes Versprechen. Die ganze Politik im Reich und darüber hinaus ordnete sich neu, denn ein möglicher Nachfolger stand in Sizilien bereit. Sprunghaft wechselten die Adeligen und Kirchenoberhäupter die Seite, denn Otto IV, der Welf, war der einzig legitime König.

Der Mörder konnte flüchten, wurde allerdings im Jahr darauf in Regensburg gefasst. Das Urteil lautete Enthauptung, das noch 1209 durchgeführt wurde.

Otto IV legte sich dann mit dem Papst an und isolierte sich immer mehr. 1210 war er zudem exkommuniziert, was zwei Jahre später den Staufer Friedrich II., dem Königskandidaten auf den Plan rief. Den Papst zählte Friedrich bereits zu seinen Fürsprechern und marschierte von Sizilien kommend 1212 über die Alpen. Scharenweise liefen die Fürsten zu ihm über und Otto IV verlor alles. Nach wenigen Monaten wurde er zum König gewählt, womit Otto faktisch abgesetzt wurde.

Otto starb 1218 in der Verbannung. Die Welfen verloren diese letzte, entscheidende Schlacht im Krieg zwischen Welfen und Staufern um den Thron des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.

Das Ende der Welfen und Staufer

Die Welfen waren kurz auf den Thron von England und bekamen sogar einen Herzogstitel für Braunschweig 1816. Doch ihren Anspruch auf den deutschen Thron verloren sie 1218 mit dem Tod Ottos IV.

Die Stauferdynastie endete nach und nach. Der einzige mögliche Nachfolger, Konradin, wurde im Alter von 16 Jahren im Jahr 1268 in Neapel hingerichtet. Es begann das sogenannte Interregnum, bei dem viele Adelshäuser einen Anspruch auf den Thron erhoben. Aus England die Welfen, aber auch die Habsburger oder andere Fürsten starten einen neuen Anlauf für das höchste Amt im Reich. Im Jahr 1273 werden die Habsburger die Macht an sich reißen. Eine neue Dynastie entstieg den Wirren des Interregnums auf und herrschte mit Unterbrechungen rund 500 Jahre bis ins Jahr 1806. Erst Napoleon schickte sich, Europas Adel niederzuwerfen und eine neue Weltordnung zu formen.

Schwoable

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