Das ehemalige Haus der Stadtherrschaft von Messkirch, der Untere Hof, hatte schon viele Nutzungshintergründe. Ein Blick in die Geschichte des Hauses.

Im Schatten der St. Martinskirche von Messkirch, die dem Schloss Messkirch gegenübersteht, befindet sich der Untere Hof. Heute ist im Unteren Hof das Stadtbauamt und ein Teil des Heimatmuseums des Ortes unterkommen. Doch gerade das Heimatmuseum wird bald in das Schloss umziehen, wo weitere Museen locken.

Unterer Hof Messkirch

Geschichte des Hauses “Unterer Hof”

Das Haus tritt 1378 ins Licht der Geschichte, wo es als Steinhaus beschrieben wurde. Steinhäuser waren im Mittelalter eher selten, da die Kosten für die Errichtung recht hoch waren. Das konnte sich in der Regel nur der Adel und die Städte leisten. Der Untere Hof war über lange Zeit ein Sitz der Stadtherrschaft. Zeitweise war es auch ein Witwensitz der Herrschaft zu Messkirch.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde das Haus für wenige Jahre zu einem Kloster umfunktioniert. Dort zogen sogenannte Ursulinen ein, die der Gesellschaft der heiligen Ursula zuzurechnen sind. Die Hauptaufgabe des Bettlerinnenordens bestand in der Erziehung von Mädchen. Vor allem in Frankreich breitete sich der Orden schnell aus.

Auf Wunsch des Grafen von Fürstenberg für die Aussendung der Ursulinen aus Dinant im Jahr 1660, erreichten fünf Schwestern Messkirch. Sie konnten deutsch sprechen und waren Teil der Kongregation aus Bordeaux. Die Oberin stellte Mater Maria de St. Michel. Die Schwesternschaft übernahm das Vermögen der Schwesternsammlung Möhringen.

Damals wurde der Untere Hof, dessen Name sich aus der Position unterhalb der Kirche herleitet, Underhoff genannt. Sie betrieben in Messkirch eine Schule für junge Frauen, wo sie das christliche Leben, Kochen, Nähen und Stricken lehrten. Des Weiteren wurde Französisch unterrichtet.

Die Schwesternversammlung war durchaus beliebt, sodass der Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern im Jahr 1667 den Orden nach Landshut lockte. Schon im darauffolgenden Jahr zogen sie mitsamt einigen adeligen Schülerinnen um.

Nach der Nutzung als Kloster wurde der Untere Hof als Fürstenbergische Oberamtsgebäude umfunktioniert. Seit dem 19. Jahrhundert diente das Haus als Schul- und Amtsgebäude und 1961 wurde auch das Heimatmuseum hier einquartiert.

Heimatmuseum Messkirch im Unteren Hof

Noch ist hier ein Teil des Heimatmuseums untergebracht, wenngleich es Pläne für einen Umzug ins Schloss gibt. Die Ausstellung zeigt Bilder, Dokumente und Ausstellungsgegenstände aus der Geschichte der Stadt. Dazu gehören Hinweise zur römischen Villa bei Heudorf und von der Schlacht bei Meßkirch im Jahr 1800, wo sich die Truppen des fortschrittlichen Frankreichs unter Napoléon und den alten Mächten der unterdrückenden Monarchie von Österreich gegenüberstanden.

Zudem sind Ausstellungsstücke des Komponisten Conradin Kreutzer im Heimatmuseum von Messkirch zu bestaunen. Der Eintritt zum Museum ist im Übrigen kostenlos. Dem Museum ist auch der Schlosskeller zuzuordnen, wo seit 1998 Veranstaltungen stattfinden und man kann die Räumlichkeiten mieten.

Wo befindet sich der Untere Hof?

  • Schloßstraße 1 & 2
  • 88605 Meßkirch
  • GPS: 47.993780562296884, 9.111851873551288
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