Wo heute ein Bauernhof steht, erhob sich ehemals eine Turmburg. Das sogenannte Schlössle von Amtzell.

Amtzell ist das Tor zum Allgäu und bietet einige Sehenswürdigkeiten, unter anderem auch einen Burgstall. Auf dem ehemaligen Zellerberg sieht man noch Reste der ehemaligen Burg.

Burgstall Schlössle Amtzell

Schlössle Amtzell auf dem ehemaligen Zellerberg

Nur der unterste Bereich der ehemaligen Turmburg ist heute noch auszumachen. Gewissheit bietet der Name des Areals, das als Schlössle bezeichnet wird. Der heutige Bauernhof war vermutlich der Bauhof zur Turmburg, die auch auf der Karte in Waldburg aus dem Jahre 1626 zu sehen ist. Es handelte sich um einen Viergeschosser mit Satteldach. Das Erdgeschoss erreichte etwa vier Meter in der Höhe und war ebenerdig zugänglich. Das Fundament misst zehn auf elf Meter. Der Turm verfügt über Luft- bzw. Schießscharten, die im Kellerbereich noch zu sehen sind. Die Überreste zeugen von großen Quadern, die eine Mauerstärke von fast 1,50 Metern erreichten.

Wann genau die Turmburg, auch Motte genannt, errichtet wurde, ist unbekannt. Auch die Erbauer bleiben geheimnisumwittert. Die erste Erwähnung findet sich im Jahr 1352 als Hof Cellerberg, was den Amtzeller Berg meint. Die Urkunde erwähnt einen Besitzerwechsel: Heinrich Maigenberg, der Bürgermeister aus Ravensburg, kaufte das Gelände von Truchsess Eberhard von Waldburg. Als Nächstes wird Hans Schulthaiss 1434 aktenkundig, als er den Besitz an Ital Humpis von Ravensburg verkaufte. Der Preis für dieses und weitere Güter betrug 1160 Pfund Heller. Das implizierte zwei Höfe auf dem Zellerberg, den Weiher zu Zellerberg und den Hof zu Spießberg. Zu dem Zeitpunkt war die Burg noch nicht erbaut. Der Weiher, namentlich der Hammerweiher, existiert seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr.

Vermutlich wurde die Burg im Zuge eines Streits zwischen den Sürgen und Humpis gebaut. Womöglich erbauten die Sürgen die Motte, doch es ist nicht gesichert. Es soll einen Geheimgang bis zum Schloss in Amtzell gegeben haben, der aber nie gefunden wurde. Der Streit wurde 1462 geschlichtet, woraufhin Burg und Weiler schließlich an Jos IV. Humpis gelangten. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Humpis diese Burg errichteten. Dies könnte dann 1480 gewesen sein. Der Grund für diese Burg war der Bau der Burg in Amtzell.

1514 verkauften die Erben von Humpis die Burg Zellerberg zusammen mit anderen Höfen an das Kloster Weingarten. Im Jahr 1531 ist das Schlössle Amtzell Schauplatz eines spektakulären Coups. Der Abt von St. Gallen floh vor den aufständischen Bauern im Bauernkrieg. Er bat den Abt von Weingarten um Zuflucht, der den Abt von St. Gallen im Schlössle Amtzell unterbrachte.

Die letzte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1594. Zu diesem Zeitpunkt gehörte es noch dem Kloster Weingarten. Danach verschwindet die Spur im Dunkel der Geschichte. Zwar ist bekannt, dass die Burg 1626 noch existierte, aber wann sie wieso geschliffen wurde, ist unklar. 1707 ist von der Burg keine Rede mehr, es wird nur noch der Hof erwähnt. Im 19. Jahrhundert wird die Ruine als Kellergewölbe mit einem Mauerstumnpf beschrieben. Damals waren die Mauern noch einige Meter hoch.

Heute steht auf dem geschrumpften Burgfundament ein Schuppen. Allerdings kann man die Mauerreste bis auf wenige Meter noch sehen.

Wo befindet sich das Schlössle Amtzell?

  • Bergstraße 44
  • 88279 Amtzell
  • GPS: 47.71040673394805, 9.743905773523762
Schwoable

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