Reichenauer Hof oder Ehinger Hof im Grünen Hof in Ulm

Wo heute die Bundesbehörden sitzen, war früher der Reichenhofer oder auch Ehinger Hof.

Gedenktafel Reichenauer Hof Gruener Hof

Das ehemalige Patrizierhaus im Ulm ist heute der Sitz des Bundesbauamts und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Geschichte des Reichenauer Hofs im Ulm

Erbaut wurde das Ensemble im Stil der Gotik. Den ursprünglichen Bau veranlasste das Kloster Reichenau, weshalb es auch der Reichenauer Hof war. Klöster hatten Lager und Verkaufsräumlichkeiten in großen Städten, um ihre Waren zu vertreiben und Einfluss auf die städtische Politik zu nehmen. Diese Ära endete im 13. Jahrhundert.

Um das Jahr 1370 ließ der damalige Bürgermeister Lutz Krafft das erste Gebäude, den Ostflügel, erbauen, worin er auch wohnte. Er war mit Elisabeth Ehinger verheiratet und war maßgeblich am Bau des Ulmer Münster beteiligt. Das Patrizierhaus ist in Teilen noch zu erkennen.

Aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, 1380, stammt auch der Gewölberaum mit seiner Wandmalerei. Dabei handelt es sich um den Meistersinger- und später Minnesängersaal. Den Namen Ehinger Hof erhält das Gebäude von dem Ratsherrn des 16. Jahrhunderts, der den Stil der Renaissance einfließen ließ. Das veränderte auch das Antlitz des Minnesängersaals etwas.

Um das Jahr 1535 entstanden Anbauten zum ursprünglichen Gebäude der Gotik, sodass der Stil der Renaissance dominierte. So entstand auch der zweigeschossige, polygonale Eckerker. Doch es folgten noch viele weitere Umbauarbeiten. Im 16. Jahrhundert, der Zeit der Reformation, residierte auch der damalige Kaiser Karl V. fünf Mal in dem Haus, das später als “Schwarzer Ochsen” zu einem Gasthaus wurde.

Im 19. Jahrhundert quartierte sich die Kommandantur in dem Gebäude ein, worin der Major von Prittwitz die Bundesfestung Ulm plante.

Gruener Hof Ulm

Minnesängersaal im Reichenauer Hof

Der Minnesängersaal befindet sich im Ostflügel des Gebäudekomplexes, welcher aber nicht für die Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die Minnesänger waren Adelige, die ihre Liebe zum weiblichen Geschlecht in Lyrik präsentierten. Ein bekannter Minnesänger aus Oberschwaben war der Konrad von Schmalegg-Winterstettenstadt.

Das Besondere an dem Raum sind die ältesten gotischen Wandmalereien und die Fresken aus den 1370er Jahren. Diese zeichnen ein Bild der Minne mit Figuren und Sprüchen. Dekoriert sind die Gewölbe mit Wappen der Familien Krafft und Ehinger und Getier (Adler und Löwen). Es sind auch Instrumente zu sehen: Pauken, Monochord, Geige und Laute.

Trotz des Namens des Raums waren dort keine Musikanten oder Minnesänger untergebracht, sondern der Raum diente als Festsaal für die Patrizier.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen und musste in der Nachkriegszeit aufwendig renoviert werden.

Wo befindet sich der Reichenauer Hof?

  • Grüner Hof 2
  • 89073 Ulm
  • GPS: 48.39652294143475, 9.996570935466844
Schwoable

Neueste Beiträge

Egelsee & Stockweiher Baindt | Baden, Angeln, Waldbaden

Südlich der sich durch den Altdorfer Wald schlängelnden B30 befinden sich zwei schöne Seen: Der…

5 Tagen ago

Evangelische Kirche Höll und dessen Namensherkunft

Nein, es gibt keine Filiale der evangelischen Kirche in der Hölle. Die Kirche von Altann-Höll…

2 Wochen ago

Geologischer Pfad in Bad Schussenried

Eine besondere Wander- und Lernstrecke befindet sich in Bad Schussenried. Nicht allein eine schöne Strecke,…

3 Wochen ago

Seekirchs Geschichte & die Mariä-Himmelfahrt-Kirche

Über den Ort Seekirch am Federsee und seine barocke Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Sechs Städte umgarnen den Federsee.…

4 Wochen ago

Naturbad Uttenweiler

Südlich von Uttenweiler, südlich der Bundesstraße 312, liegt das Naturbad Uttenweiler. Ein Abstecher lohnt sich!…

1 Monat ago

Keltischer Kultort: Alte Burg Langenenslingen

Die ‚Alte Burg‘ bei Langenenslingen birgt noch viele Mysterien. War es einst ein keltischer Kultplatz…

1 Monat ago