St Uta-Kapelle Uttenweiler
Uta von Uttenweiler kommt nicht aus dem Ort, sondern gab ihm womöglich ihren Namen. Sicherlich jedoch ist sie Patin der Uta-Kapelle. Uta starb denn auch in Uttenweiler. Aber wo genau? Und wurde Uttenweiler auf einem Grab gegründet?
Der Ort tritt 1173 als Utinwilare ins Licht der Geschichte. Der Name folgt dem mittelalterlichen Konzept eines Ortsnamens bestehend aus ‚wilare‘ als Gehöft und einem vorangesetzten Vornamen im Genitiv.
Utin ist höchstwahrscheinlich die althochdeutsche Genitivform eines männlichen Namens, was auf ‚Uto‘ als Grundform hindeutet. ‚Uto‘ gab es belegbar als männlichen Personennamen im 12. Jahrhundert und kam zuvorderst im alemannischen und fränkischen Raum vor. Eine Ableitung von ‚Uta‘ wäre eher ‚Utun‘- oder ‚Utenwilare‘.
Möglich ist also, es handelte sich um einen Alemannen namens Uto. Da der Ort heute Uttenweiler heißt, entwickelte es sich vielleicht zu der weiblichen Form. Das könnte auch in Bezug auf die Legende entstanden sein.
Uta war aber gleichwohl ein mindestens ebenso häufig vorkommender Name im 12. Jahrhundert. Und zwischen dieser Uta im 8. Jahrhundert und der Urkunde aus dem 12. Jahrhundert liegen 451 Jahre. Wenn Uta die Namensgeberin war, hat sie den Ort womöglich auch gegründet? Ist ihr Grab hier und darum hat sich der Ort etabliert?
Uta von Uttenweiler als Namensgeberin?
Der Erzählung nach, soll die selige Uta im Jahr 721 (oder 821) in Uttenweiler gestorben sein. Woher die Uta stammte, die dem Dorf mutmaßlich ihren Namen gab, ist unbekannt. Doch, dass sie existierte, ist durch mehrere Erwähnungen nachweisbar. In einer Urkunde steht denn auch geschrieben, dass Uttenweiler seinen Namen von ihr habe und, dass sie in jenem Uttenweiler beigesetzt wurde.
Über ihre Herkunft wird gemutmaßt. Einige Geschichten berichten von einer Dienstmagd. Einer anderen Variante soll sie adeligen Geblüts sein. Genauer gesagt, soll sie dem Ortsadel angehört haben. Tatsächlich gibt es einen Bereich, der als Burgstall benannt wird. Solche Namen geben oftmals einen Hinweis auf frühere Bauten. Ansonsten macht das Mittelalter keine Angaben über diesen Adel oder wer die Burg bewohnte.
Gleichwohl eliminiert die Adelszugehörigkeit zum etwaigen Haus Uttenweiler eine Namensschöpfung durch diese Uta. Wie könnte der Name Uttenweiler von ihr kommen, wenn er schon zuvor existierte? Vielleicht hieß der Ort zuvor anders?
Dass diese Uta ein liebevolles und aufopferndes Gemüt hatte, das vor allem kranken Kindern diente, kann man aus mehreren Faktoren ableiten. Zu den Wallfahrten an ihr Grab führte es besonders Eltern mit kranken Kindern auf der Suche nach Heilung. Das war aber wohl der Grund für ihre Seligsprechung, die unbekannten Datums stattfand. Eine Seligsprechung zu dieser Zeit erfolgte meist durch die Bevölkerung, was zwar keine Urkunden hinterlässt, aber durchaus eine Bestätigung der Wirkung der Person ist. Allerdings ist eine Verbindung zum Bussa-Kindla verwunderlich. Deren Geschichten reichen in die Zeit der Kelten zurück. Vielleicht war Uta von Uttenweiler auch davon inspiriert.
Ihr wird auch nachgesagt, sie habe als Dienstmagd ein Kind aus dem Schloss gerettet. Das Schloss stand zu ihrer Lebzeit im 8. oder 9. Jahrhundert aber vermutlich nicht. Möglicherweise aber stand die Burg an der Stelle des Schlosses (heute Brauerei) und nicht auf dem Gelände ‚Im Burgstall‘. Allerdings kann man eine Verbindung zum Adel von Stein ausschließen, da diese erst im 14. Jahrhundert in Uttenweiler sind. Diese sind aber begeisterte Fans des Kults, der sich durch das Mittelalter zieht.
Dieser Geschichte nach hatte die Frau des Berthold von Stein die Uta zur Hilfe gerufen, als ihr Kind in den Weiher fiel. Eine Legende der Nutznießer, nämlich das Kloster Uttenweiler, das in der Erzählung lobend erwähnt wurde.
Urkundlich festgehalten ist aber beispielsweise der Wirt aus Ochsenhausen, Johann Georg Gerumb, der mit seiner erkrankten Tochter am Grab der Seligen Uta um Heilung bat. Leider vergebens. Am 20. Januar, Sebastiani, kamen die meisten Wallfahrenden. Das war der Sebastiansbruderschaft in der Kapelle geschuldet.
Das Grab der Seligen Uta
Woran die selige Uta dann starb, ist genausowenig überliefert, wie die Frage des Ortsnamens zu ihrer Lebzeiten hieß. Lebte sie womöglich als Einsiedlerin, die Kinder betreute? Das erlaubt die Kontinutitätsüberlegung, denn das Einsiedlen war in Uttenweiler lange Tradition.
Das legt den Verdacht nahe, dass dort auch das Grab der Seligen Uta zu finden sei. Der Legende nach soll sie aber in der Kirche bestattet worden sein. Die Grabhöhle soll sich in der Nähe des Taufsteins befinden. Dabei könnte es sich auch um das Grab der Herren von Stein handeln. Heute ziert eine Platte mit der Aufschrift „Grab der seligen Uta 722“ die vermutete Stelle.
Im Jahr 1827 mutmaßen die Behörden, dass die Grabhöhle, in der man die Selige Uta bettete, im Dautengrab sei. Bei dem Wort würde ich an etwas Positives denken. Etwas daugt einem, das ist einem gut. Die Behörden beziehen sich auf eine Urkunde von 1765 der Diözese Konstanz.
Die Pilgerfahrten richteten sich jedenfalls zur Pfarrkirche St. Simon und Judas. Wallfahrten und Einsiedeln wurden im 18. Jahrhundert unterbunden.
Uta-Kapelle
Die heutige Kapelle ist nicht die originale Kapelle. Sie steht übrigens auf dem Dautenberg. Diese Kapelle ist von 1950, die davor wurde 1875 errichtet und 1947 abgerissen. Bereits 1620 ist eine Kapelle, in der Nähe des Geländes ‚Im Burgstall‘, urkundlich erwähnt.
Der Kapellenaltar zeigt auf seinen Flügeln die Dreifaltigkeit und die regionale Geschichte. Des Weiteren finden sich die Selige Uta und die Selige Adelinis von Buchau. Ihnen gegenüber sind der Bruder Klaus (ein Einsiedler von hier) und der Selige Abt Ernst von Zwiefalten dargestellt. Eine ältere Uta-Statue von 1619 ist auf der Nordseite zu sehen. Sie stammt aus einer Konstanzer Werkstatt. Die Josefsstatue ist aus der Nachkriegszeit und aus der Zeit davor ist das Laurentius-Glöcklein
Uta-Kult bringt auch Geld
Die Distanz zwischen dem Dorfzentrum und der Platz der Kapelle spiegelt auch die Einstellung der Augustinermönche in Uttenweiler zum Uta-Kult. Ob es überhaupt eine Burg auf diesem Gelände gab, ist völlig offen. Wenn es eine Burg gab, wäre die Position schon eher als Grabmal denkbar. Dass der Platz im Mittelalter zu einem Heiligtum heranwuchs, bezeugen die Eremiten.
Die Wallfahrt allerdings brachte auch Barschaft – und da hielten sich auch die Augustiner nicht zurück. 1577 ist ein Opferstock vermerkt, der einige Gulden erbrachte. 1585 ein Tautenstock und auch 1612 kam ordentlich was heraus. Vor allem die Bildnisse der aus Konstanz geschnitzten Darstellungen haben sich gut verkaufen lassen. Der Kult trieb Blüten und diese fanden sich auch in der Umgebung. Schließlich befand man sich im Schatten des Heiligen Bergs Bussen.
Fazit
War Uta die Namensgeberin? Vermutlich schon, denn sie ist urkundlich nachzuweisen. Wäre es ein alemannisches Gut gewesen, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es St. Gallen gehört hätte. Der alemannische Adel übermachte seine Ländereien vor allem diesem Kloster als die Franken die Herrschaft übernahmen, um nicht annektiert zu werden.
War Uta adeliger Herkunft? So viel Aufmerksamkeit hätte eine Magd kaum erhalten. Geschweige denn eine Möglichkeit, sich hier zu etablieren und Kinder zu pflegen – sofern sie das hier so tat. Welche Rolle der Bussen dabei spielte, ist völlig offen. Möglicherweise opferte sie sich als Bäuerin für andere Kinder auf?
Hat sie Uttenweiler gegründet? Vielleicht gab es einen Hof, der dann später nach ihr benannt wurde. Das ist gleichfalls denkbar. Aber möglicherweise fand sie den Platz auch so treffend, da er bereits nach ihr benannt war. Ein glücklicher Zufall quasi.
Das Uta-Lied
Und Uta wurde mit einem Lied geehrt, das ich auf der Seite der Gemeinde gefunden habe: https://www.uttenweiler.de/geschichte/die-selige-uta-von-uttenweiler-id_22/
„O gute Uta, treue Magd, des Bussenlandes Zier, gabst unserm Dorf den Namen sein, Preis, Lob und Dank sei Dir! In großer Not hast Du gezeigt, was das Gebet vermag. Uns allen wend die Hilfe zu in jeder Lebenslag.O gute Uta, treue Magd, der Kinder Hort und Schutz, laß heut auch keins verloren sein, der bösen Welt zum Trutz. Steh bittend für die Kleinen ein, wenn sie der Strom der Zeit erfassen und vernichten will. Sei stets zur Hilf bereit!“
Wo befindet sich die Uta-Kapelle?
Weiherstraße, 88524 Uttenweiler
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