Bergkapelle Erolzheim | Burg Erolzheim

Die Bergkapelle oberhalb von Erolzheim ist ein schönes Ausflugsziel und Wallfahrtsort. Im Mittelalter diente es als Burgplatz.

Mitten in Erolzheim thront ein Berg über der Stadt. Es ist der 629 Meter hohe Kapellenberg, der rund 70 Höhenmeter oberhalb der Stadt liegt und Teil des sogenannten Holzstöckes ist. Der Name Frohberg ist zwar eingetragen, hat sich aber nie ganz durchgesetzt. Der Burgplatz ist eine gute Position für eine Verteidigungsanlage an der Iller.

Bergkapelle Erolzheim

Burg Frohberg in Erolzheim | Von der Antike bis ins Mittelalter

In der Antike verlief an diesem Fluss die Grenze zwischen den Römern und den germanischen Stämmen, die immer wieder Raubzüge ins Gebiet der Römer vornahmen. Die schweren Angriffe der Alemannen und anderer germanischer Stämme veranlassten die Römer, ihre Grenze zurückzuziehen. Es entstand der Donau-Iller-Rhein-Limes. Welche Rolle Erolzheim dabei spielte, ist noch nicht abschließend geklärt. Wenn es eine römische Anlage auf dem Berg gab, ist das bisher nicht herausgekommen.

Gesichert ist jedoch, dass es eine abgegangene Spornburg auf dem Frohberg gab. Davon zeugen noch heute Gräben und Wälle, die eindeutig auszumachen sind. Allerdings ist über das Ausmaß und die Bewohner der Burg nichts überliefert. Die Position an dem wichtigen Handelsweg entlang der Iller lässt jedoch vermuten, dass die Burgbewohner auch den Handelsweg kontrollierten. Wie lange die Burg genutzt wurde, ist eine ebenfalls ungeklärte Frage. Denn auch am Standort des heutigen Schlosses Erolzheim stand einst eine Burg.

Geschichte der Bergkapelle Erolzheim

Heute erhebt sich auf dem Berg die sogenannte Berg- oder auch Frohbergkapelle. Die Kapelle ist ein Wallfahrtsort, die im Zeitalter des Barock auf dem Berg entstand – konkret im Jahr 1670. Der Auftraggeber war Leopold Wehinger, der Sekretär des Freiherrn von Bömellberg, der in jenen Tagen auf Schloss Erolzheim residierte. Die Kapelle war recht asketisch eingerichtet und verfügte weder über eine Kanzel noch eine Empore. Es entstand die Marienkapelle “Maria im Busch”, die auch über eine Eremitage verfügte.

Schnell wurde das Gotteshaus zu einem beliebten Wallfahrtsziel. Daher wurde 1830 sie um das Langhaus erweitert, um dem Ansturm gerecht zu werden.

Im Jahr 1838 fügte man der Kapelle die Grablege des Adels von Bernhard hinzu. Sie hatten das Rittergut Erolzheim 1826 von Heinrich von Kiesow aus Augsburg geerbt. Auf der Eingangstür steht auf Kupfer “Ave Maria” und gen Osten sind die Epitaphe der Familie Bernhard zu sehen. Die blaue Decke und die goldenen Sterne versinnbildlichen die Muttergottes Maria, wie auch ihre übergroße Statue mit ihrem Sohn aus Marmor. Der Künstler war Joseph Otto Entres im 19. Jahrhundert.

1842 erfährt das Grab der Amalie von Bernhard einen neugotischen Überbau mit der lateinischen Inschrift, die übersetzt “Ich will einen ewigen Bund mit Euch schließen” heißt. In Trauer um seine jung verstorbene Frau änderte Bernhard 1843 den Namen des Bergs in Frohberg. Doch für die Einheimischen bleibt es der Kapellenberg.

Ab 1881 erwarb die Gemeinde den Berg mit seiner Kapelle. Im Jahr 2009 wurde die Eremitage wegen Baufälligkeit abgerissen und mit der Pilgerstube ersetzt.

Martinsstelen Bergkapelle Erolzheim
Kreuzstationenweg Bergkapelle Erolzheim
Themenweg Hl Martin
Kapelle Bergkapelle Erolzheim
Pilgerstube Bergkapelle Erolzheim
Mittelalterlicher Bau Bergkapelle Erolzheim
Burggraben ehemalige Burg auf Kapellenberg Erolzheim
Berge & Kirchen bestimmen Bergkapelle Erolzheim - Kopie
Blick vom Kapellenberg Erolzheim

Kunst in der Bergkapelle Erolzheim

Neben der zwei Meter hohen Mariendarstellung findet sich in der Grablege auch ein spätgotischer Altar mit zwei Flügelbildern aus einer Ulmer Werkstatt. Im Jahr 1935 wurde ein Gnadenbild gestohlen, das in den 1960er Jahren mit einer Pietà aus Erfurt ersetzt, die ebenfalls Übergröße hat. Das Deckengemälde von 1847 in der Kirche erschuf der Maler Jakob Speth aus Dietenheim. Es zeigt die Geschichte der Maria vom Tod über die Himmelfahrt bis zur Krönung. Im Altarraum zeigt das Bild die Mariä Verkündigung durch den Erzengel Gabriel.

Auch die in Felder stehenden Tugenden sind von Speth. Sie zeigen im Westen die Liebe, Freude, Friede, Geduld und Milde. Nach Osten sind es die Tugenden Güte, Sanftmut, Treue, Müßigkeit und Keuschheit.

Die Glocken sind von 1952 und referieren mit ihrer Aufschrift ebenfalls auf Maria. (“Frohbergglöcklein jubelt laut: Kommt, gekrönt wird Gottes Braut. Opferglöcklein ladet ein eins mit ihr beim Kreuz zu sein. Abendglöcklein läutet still Jungfrau alles grüßen will.“) Sie läuten drei Mal am Tag zum Engelsgebet.

Bergkapelle Erolzheim heute

Heute ist der Ort eine Wallfahrtsstätte. Es gibt Pilgern eine Übernachtungsmöglichkeit und seit 2010 wird sonntags eine Gaststätte betrieben. Zwischenzeitlich wurde auch eine kleine Orgel in die Wallfahrtskapelle eingebaut. Nach der Renovierung der Kapelle in den 1960er Jahren fehlen einige Votivtafeln und die Madonna wurde umgestellt. 2009 fand man Teile des Grabmahls, die im Hof ausgestellt sind. Die Bergkapelle Erolzheim ist auch eine Station auf dem Oberschwäbischen Pilgerweg.

Stationen des Kreuzwegs | Bergkapelle Erolzheim

Seit 1881 begleiten die Wallfahrenden 14 Kreuzwegstationen von der Kirche St. Martin den steilen Aufstieg zur Bergkapelle. Sie sind im Stil der Neogotik geschaffen worden. Die Tafeln bestehen aus Zink und wurden von Wilhelm Freudenreich gemalt. Die letzte Station befindet sich in der Tropfsteingrotte, die der Bildhauer Friedrich Thuma im 19. Jahrhundert kreierte. Im Jahr 2018 wurden die Zinktafeln renoviert, wobei der Maler Johannes Riggenmann half. Die Stelen über das Leben des Heiligen Martin wurden von Leonhard Balthasar Menter aus Marktoberdorf 2020 geschaffen.

Wer den Aufstieg schafft, den belohnen weite Ausblicke auf das Illertal. Bei gutem Wetter kann man sogar bis in die Alpen blicken. In Richtung der Berge zeigt eine Tafel an, was man sehen kann. Ansonsten erkennt man die vielen Kirchtürme entlang des ehemaligen Limes. Konkret zählt man neun zu erblickende Kirchen: Dietenheim, Kellmünz an der Iller, Boos, Heimertingen, Steinheim, Memmingen, Tannheim, Erolzheim und Kirchberg an der Iller.

Wo befindet sich die Bergkapelle Erolzheim?

  • Kapellenberg 1
  • 88453 Erolzheim
  • Homepage
  • GPS: 48.08746701997001, 10.068576231099357
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