Rom & Kelten in Oberschwaben zur Zeitenwende – Teil II

Warum griffen die Römer nach Oberschwaben und wie war das Vorgehen der Römer im Vorfeld des Alpenfeldzugs?

Oberschwaben sollte bald eine römische Provinz werden. Wer lebte in Oberschwaben vor den Römern? Das behandelt der erste Teil der fünfteiligen Serie über die Römer in Oberschwaben.

Roemisches Schutzschild

Im Jahr 44 v. C. stirbt Caesar, der Rom zu einem Kaiserreich machte – ermordet von seinem Zögling Brutus. Zuvor war Rom noch eine Republik unter aristokratischer Führung, doch war der Machtanspruch Caesars zu groß und es wurde ein Kaiserreich. Nach dem Tod brauchte man einen neuen Mann an der Spitze Roms. Im Jahr 31. v. C. bittet man den Römer Gaius Octavius dieses Amt zu übernehmen. Sein Name als Kaiser war dann Augustus, man bot ihm damals an, man würde einen Monat nach ihm benennen. Und so heißt der Monat heute noch August. Augustus antwortete auf das Angebot: „Und was macht der Senat dann mit dem 13. Nachfolger?“ Aber er nahm den Job dennoch an.

Sein erstes militärisches Projekt war die Eroberung der Alpen und des Gebietes bis zum Bodensee. Es sollte der Auftakt werden, ganz Germanien zu erobern. Caesar wurde mal gefragt, warum er das Gebiet der Germanen nicht erobere. Er antwortete sinngemäß in etwa mit: „Wo sich täglich eine Myriade Mücken aus dem Sümpfen erheben, wo es nichts gibt als Wald und Sumpf – warum sollte man das Land wollen? Da will doch ja niemand leben!“ Damals war Oberschwaben sumpfig und der Ackerbau war mühsam.

Roemerin juliansch-claudische Zeit

Caesar machte bereits mit den Schwaben Bekanntschaft und Rom kannte seit 113 v. C. die beiden germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen. Die sogenannten Germanen waren, ähnlich den Kelten, ein loser Verband verschiedener Stämme, die nur ihre Kultur gemeinsam hatten und ebenfalls untereinander Krieg führten. Für Caesars Pläne, Germanien anzugreifen, bedurfte es eines Propagandatricks: Caesar fasste alle germanischen Stämme zu einem Stamm zusammen, um die Bedrohung größer erscheinen zu lassen. Daher benannte er diese nördliche Bedrohung nach einem vielleicht erfundenen Stamm, der kriegerisch klang: Germanen – speertragende Menschen. Die Germanen wurden aber von Rom gerne als Söldner engagiert. Dabei war es egal welchem Stamm sie angehörten und sie dienten auch den Römern bei der Eroberung Galliens.

Der Stamm der Sueben wurde aber letztlich von Caesar im ersten vorchristlichen Jahrhundert nahezu gänzlich ausgelöscht. Es sollte aber noch Jahrhunderte dauern, bis die Suebi (also die Schwaben) als neuer Stammesverband aus der Region der unteren Elbe nach Süden wanderte und mit dem heutigen Schwaben verbunden wurde.

Manche glauben, der Grund für den Alpenfeldzug war ein rein strategischer: Rom wollte eine Verbindung zwischen seinen Provinzen nördlich der Alpen. Straßen waren in Rom wichtig, der Spruch „Alle Wege führen nach Rom“ kommt nicht von ungefähr. Aber auch die Kelten waren fleißig beim Straßenbau, was den Römern gelegen kam. Sie bauten die keltischen Wege später zu Straßen aus.

Ein anderer Grund für die Einnahme könnte im Abbau von Ressourcen gelegen haben, aber in der späteren Provinz Rätien gab es nur wenig zu holen. Der Feldzug hatte also kaum wirtschaftliche Gründe und von den Germanen ging zu diesem Zeitpunkt noch keine große Gefahr für die Römer aus. Allerdings hätte auch ein Machtvakuum entstehen können, da die Helvetier das Land verließen. Vielleicht wollte man dem vorbeugen.

roemische Kunst
Römische Kunst

Rom hatte das Selbstverständnis, selbst die Zivilisation darzustellen. Die Völker im Norden wären primitiv und nicht zivilisiert, also sogenannte Barbaren. Das soll von der Sprache kommen, die in den Ohren der Römer klang wie “Bar bar bar”. In Rom glaubte man an eine Vorherrschaft der Römer, eine Hegemonie, wie sie heute beispielsweise von den USA ausgeübt wird.

Militärisch war man zumeist überlegen, was nicht immer so war. Die römische Armee galt zu diesem Zeitpunkt, als man über die Alpen kam, als die fortschrittlichste in Europa. Nach der Eroberung hatte man die Macht übernommen. Man erhob Steuern und zog Leute zum Militärdienst ein (Aushebung), doch dafür blieben die Eliten in der Verwaltung und auch die Religion und die Sitten durften beibehalten werden. Das Prinzip „Pax Romana“ – der römische Frieden – sicherte den Schutz dafür. Die erste Aushebung von Truppen gab es vermutlich im Jahr 6 n. C. und/oder 9 n. C. Es waren sogenannte Hilfstruppen, die später auch in der Varusschlacht dienten. Dazu im nächsten Artikel mehr. Die Strategie von Kaiser Augustus lief in der Regel immer gleich ab: Zunächst beobachtet er die Lage, wirkte diplomatisch ein und eroberte dann das Gebiet.

Für die Eroberung und Unterwerfung der späteren Provinz Raetia et Vindelicia verlegt Augustus Truppen aus Aquitanien und Spanien an die Grenzen am Rhein. Auch die Straßen in Gallien werden zuvor ausgebaut, damit die Truppen auch schnell bewegt werden können. Augustus selbst war im Jahr 16 v. C. – ein Jahr vor dem nördlichen Alpenfeldzug – in Gallien. Die Einnahme der südlichen Alpen begann ab 25 v. C.

Der Anfang des noch bevorstehenden nördlichen Alpenfeldzugs durch die Söhne des Augustus wird durch den Feldherrn M. Lollius gegen die Stämme der Sugambrer und Clades gemacht. Der Sommer im Jahr 16 v. C. war heiß und der Rhein führte wenig Wasser. Allerdings endete der Feldzug mit einer Niederlage für die Römer und man verlor sogar den Adler, was einer Schande gleichkam. Der Adler war das Symbol Roms und wurde vor den Truppen hergetragen. Die angegriffenen Völker haben den Römern nicht nachgestoßen. Noch bevor Augustus nach Gallien kam, waren die Barbaren in ihre Dörfer zurückgekehrt. Die Römer nutzen die Scharmützel als Kriegsbegründung, denn schon in der Antike konnte man nicht einfach einen Nachbarn überfallen – es brauchte einen Grund.

Die neue Strategie sah einen Zug über die Alpen vor, das war nun klar. Auch dafür hatte man einen Grund, denn die Alpenvölker sollen Reisende überfallen haben – so Cassius Dios, der römische Senator und Historiker. Er sprach davon, dass die Rätier die Römer zum Eingreifen zwangen. So gab es von römischer Seite einige Forderungen an die Rätier. Vielleicht war es ein weiterer Vorwand, vielleicht sind die Rätier nicht darauf eingegangen. Die Vorbereitungen für den Feldzug nach Germanien liefen dann in Gallien an. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich das römische Imperium bis in den Nahen Osten, rund um das Mittelmeer.

In der späteren Provinz Rätien, wo man die Vindelici und Rätier in ein Gebiet verwies, gab es damals kaum Ressourcen, die für die Römer interessant gewesen wären. Obwohl der Ackerbau ein wichtiger Wirtschaftszweig war, bedurfte es vieler Investitionen, um ihn so ertragreich zu machen wie damals in Ägypten oder Italien selbst. Aber die Verkehrswege waren relevant für die Verbindung der verschiedenen Provinzen. Bisher gab es nur eine Verbindungsstraße zwischen Basel und Italien, doch das sollte sich bald ändern.

Die beiden Völker, Römer auf der einen, Rätier und Vindelici auf der anderen Seite, waren recht unterschiedlich, vor allem militärisch und in der Verwaltung. Gemeinsam war beiden aber die Religiosität und die abergläubische Götterfurcht.

Noch heute haben wir die Namen römischer und germanischer Götter in unseren Wochentagen. Nach der Eroberung werden die keltischen Götter mit römischen Beinamen versehen. So kennzeichnet man auch deren Ähnlichkeit, was den Forschenden heute sehr hilft.

In den Krieg zogen die Römer unter dem Schutz ihres Kriegsgottes Mars, wobei Jupiter der höchste Gott im römischen Pantheon war. Oftmals las man die Abkürzung I O M – Iuptier Optimus Maximus – Jupiter ist der Größte. Im Lateinischen gibt es kein J, nur das I. Viktoria wird oftmals als Göttin des Sieges gesehen, aber man muss sie wohl eher als personifizierter Sieg sehen.

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