Münster & Geschichte Überlingen

Die Skyline der Stadt Überlingen am Bodensee wird von dem Münster St. Nikolaus dominiert. Über Geschichte und Kunst…

Die Stadt Überlingen, direkt am Bodensee gelegen, hat noch viele bauliche Relikte seiner mittelalterlichen Geschichte.  Die sogenannte Stauferstadt auf der Nordseite des Bodensees blickt auf eine lange Geschichte zurück, genau wie das Münster der Stadt.

Ueberlingen Innenstadt

Geschichte der Stadt Überlingen

Vielleicht siedelten schon die Römer an dieser Stelle am Bodensee, aber davon zeugt heute nichts mehr. Man fand jedoch römische Münzen aus dem 4. Jahrhundert. Damals waren die Römer schon nicht mehr im heutigen Deutschland und die Alemannen, die zwei Jahrhunderte lang zurückgehalten wurden, hatten sich das Land unter den Nagel gerissen. Man vermutet Überlingen entstand mit dem Einfall der Alemannen.

Vermeintlich herrschte hier im 7. Jahrhundert der Herzog Gunzo aus dem Stamm der Alemannen, wie es aus späteren Urkunden hervorgeht. Auf den Ort und die Kirche geht eine Legende aus dieser Zeit zurück. Danach soll die Tochter des alemannischen Herzogs dort geheilt worden sein. Daher erbaute er an dieser Stelle ein Gotteshaus, das heute nicht mehr existiert. Diese Legende über die St. Gallus Kapelle erinnert an die Legende zur Gründung des Klosters Reichenau, wo ebenfalls ein alemannischer Herrscher Land überließ und ein Wunder geschah. Dort entstand eine Wasserquelle, hier gab es eine Heilung.

Urkundlich nachweisbar wurde Überlingen im 7. Jahrhundert und es als Iburninga bezeichnet. Damals schenkte der Graf Robert den Ort dem Kloster St. Gallen. Daher auch die Gallus-Kapelle. In Iburinga im 8. Jahrhundert gab noch einen Fronhof des Grafen des Linzgaus Rodbert.

Im 12. Jahrhundert nanntet man Überlingen “Hibirlingen”; man könnte meinen, vom Schwäbischen “hieaba” (zur Seite). Den Ursprung machte jedoch eine Person Ibur, was Eber bedeutet. Ortsnamen die auf -ingen enden sind in der Regel alemannischen Ursprungs und der erste Teil bezieht sich auf die herausragende Familie des Orts. So herrschte hier dann ein alemannischer Adel mit dem Namen “Ibur” ursprünglich.

Daher ist fraglich, ob ein Gunzo tatsächlich existiert hat. Gesichert scheint jedoch, dass die Udalrichinger hier herrschten, sowie später auch die Grafen von Bregenz (eine Linie der Udalrichinger) und der Graf Rudolf von Pfullendorf. Die Udalrichinger gelten als die ersten fränkisch-alemannischen Herzöge, über denen wiederum der König der Franken standen.

Und es gab bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts den Ortsadel von Überlingen. Doch zum Ende des im 12. Jahrhundert verschwinden diese und der Kaiser griff sich Überlingen. Friedrich I., auch Barbarossa genannt, war ein Staufer. Er verlieh der Stadt schon zuvor das Marktrecht, welches er nach der Übernahme der Stadt 1180 erweiterte. Er setzte ab 1191 einen Ministerialen ein, wie es üblich war. Vielleicht hat die Form der Altstadt als Fünfeck den Grund bei den Staufern, die ein Faible für Geometrie hatten.

Schon 20 Jahre später wird Überlingen zur Stadt erhoben, es hatte also besondere Rechte und vor allem Handel. Die Stadtmauer entstand 1224, die auch zur Seeseite hin gebaut wurde. Der letzte Staufer, Konradin IV., vermachte Überlingen in Gänze dem Kaiser. Ab 1241 erfolgt die Aufnahme ins Reichssteuerverzeichnis und ab um 1300 das Stadtrecht. Dieses erarbeitete Stadtrecht wurde zeitweise auch von den Reichsstädten Buchhorn, Wangen und Ravensburg und auch Schaffhausen übernommen.

Das Sagen (oder vielmehr das Blutgericht) in Überlingen dieser Tage hatte der königliche Amtmann (Ammann) bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Danach wurde die Hohe Gerichtsbarkeit an die Stadt verpfändet, denn man hatte schon seit dem 13. Jahrhundert einen eigenen Gemeinderat. Schon 1241 wurde auch das Zunftrecht der Stadt bestätigt, welche dann im 13. Jahrhundert neben dem Rat mitreden und ihn daraufhin übernahmen. Dies blieb auch für die Zeit als Reichsstadt so. Nur zwischen 1551 bis 1563 herrschte kurz eine Magistratsverfassung. Magistrat heißt sinngemäß Obrigkeit und bedeutet letztlich ein von Karl V. eingesetztes Gremium.

Im 15. Jahrhundert wurde Überlingen eine freie Reichsstadt und erwarb außerdem eine Reihe neuer Gebiete, wie beispielsweise Ramsberg im Jahr 1409 und 1478 Hohenbodman. Zudem vergrößerte sich die Stadt und neue Stadtteile wurden ummauert, was auch im 16. Jahrhundert geschah und dann bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr erweitert wurde – was dann auch den teilweisen Abriss bedeutete. In den erworbenen Gebieten außerhalb der Stadt, hatte die Stadt die Niedere Gerichtsbarkeit, die Wehr- aber auch die Steuerdominanz. Im 18. Jahrhundert bekam man sogar noch die Hohe Gerichtsbarkeit, die bis dahin dem Grafen von Heiligenberg oblag.

Das meiste Geld verdiente man in Überlingen wohl mit dem Weinanbau, eine Tradition die urkundlich bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Aber auch die Handwerksbetriebe, vor allem die Goldschmieden, waren bekannt.

Der Dreißigjährige Krieg wählte die Stadt dann als Schauplatz einer Schlacht. Schon zuvor war Überlingen auf der Seite des katholischen Kaisers finanziell beteiligt und finanziert mit anderen Bodensee-Städten eine Flotte. Das war zunächst vom Erfolg gekrönt, so siegten sie 1632 bei Radolfzell. Doch 1634 wurden die kaiserlichen Truppen, die sich in der Stadt verschanzten, von den Schweden unter Beschuss genommen, sowohl von der Land-, als auch von der See-Seite. Doch die Truppen, die mit dem Katholiken verbündet waren, konnten sich erfolgreich wehren – die Überzahl half. Am Schluss des Seekrieges wurden die schwedischen Schiffe versenkt.

Nach der Säkularisierung 1803 ging Überlingen an Baden und war keine freie Reichsstadt mehr. Das Ufer wurde im 20. Jahrhundert an der Stelle für die Umgehungsstraße übrigens aufgeschüttet und damit verbreitert.

Münster St. Nikolaus in Überlingen

Muenster Ueberlingen

Das Münster steht heute in der Innenstadt, doch im frühen Mittelalter war der Platz außerhalb der Stadtmauer. Daher war sie auch nicht schon immer die Pfarrkirche der Stadt. Doch schon damals stand an dieser Stelle ein Gotteshaus, vermutlich war es auch für die Alemannen ein heiliger Ort. Die oben erwähnte Legende soll den Ausschlag für den ersten Bau gegeben haben.

Die Kirche ist ein schönes Beispiel für die Epochen der Baustile, denn hier kann man aus allen Bauphasen ab dem 14. Jahrhundert etwas erkennen.

Bis 1534 stand dort die erwähnte St. Gallenkapelle. Aber auch sie hatte schon einige Vorgänger. Um das Jahr 1000 herum dürfte der erste sakrale Bau hier entstanden sein. Eine Kapelle für die Fischer jener Zeit. Es war ein romanischer Bau, einschiffig und bereits dem Heiligen Nikolaus gewidmet. Nikolaus ist auch der Schutzheilige der Seefahrenden.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung entstand 1150 aus der kleinen Kapelle eine richtige Kirche mit drei Kirchenschiffen – doch blieb der romanische Stil weitgehend erhalten. Und mit ansteigender Macht der Zünfte wurde die Basilika 1280 um einen Chor und zwei Kapellen erweitert.

Ab 1350 entwickelte sich aus der romanischen Basilika ein gotischer Bau – unter Eberhard Rab. Die ursprüngliche Galluskapelle verlor ihren romanischen Stil. Zunächst hat man das Hauptschiff erweitert und den polygonalen Chor im Stil der Gotik renoviert. Als Baumaterial nahm man auch konfiszierte, jüdische Häuser. Die Weihe fand 1408 statt.

Doch man errichte 1424 das Langhaus komplett neu und verfügt seit dem über fünf Kirchenschiffe. Zu dem entstanden ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts auch die beiden Türme, wobei der Nordturm früher fertig wurde und damit der Ältere ist. Im Jahr 1420 wurde der Bau des Südturms unterbrochen – eigentlich nur kurz. Doch der Turm sollte nie gemäß den Plänen fertig werden, weswegen er auch kleiner als der Nordturm ist. Einen Versuch dies zu ändern gab es zwar im 19. Jahrhundert, doch kam es nie so weit.

Der Nordturm wurde 1494 fertig, was mit der Erweiterung des neuen Rathauses der Stadt zusammen hängt. Mit der Gebäudehöhe symbolisierte man das Ansehen – daher sind Rathaus und Schloss- oder Kirchenturm oftmals gleich hoch – um Ebenbürtigkeit zu demonstrieren.

Mit der Ernennung zur Reichsstadt gelang Überlingen im Jahr 1397 die Blütezeit. Das zeigte sich auch im Kirchenbau und es entstand im 15. Jahrhundert, dem Kloster Salem nachmachend, ein spätgotisches Bauwerk des Baumeisters Hans Dietmar – das im Prinzip noch heute zu sehen ist (außer beispielsweise am Nordturm). Im Jahr 1470 wurde der Bau sogar noch mal erweitert.

Das Gelände im Norden der Kirche war in jenen Tagen ein Friedhof, südlich befindet sich das Rathaus, das bereits Züge der Renaissance in sich birgt.

Ab 1512 senkte man die Seitenschiffe ab und erhöhte das Mittelschiff, damals unter der Leitung von Christian Wolgemut. So wurde sie zur größten Kirche am Bodensee, das in seiner heutigen Form, nach dem Vorbild des Ulmer Münsters, 1536 fertig wurde. Nur der Turm entsprach noch nicht dem heutigen Aussehen.

Im 16. Jahrhundert nahm man sich dann noch einmal den Nordturm vor und formte ihn in seiner heutigen Form im Stil der Spätgotik um. Dabei wurde das ursprüngliche Dach und einige Etagen erneuert, sowie mit einer Plattform versehen. Darüber das geschwungene Dach aus, das auf einem Achteck sitzt.

Ein Brand im 20. Jahrhundert zerstörte einen Holzaufsatz, den man zwei Jahre zuvor erst installierte. Auch das Fachwerk wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Nordturm daher grundlegend renoviert.

Kunstschätze im Münster von Überlingen

Das Münster ist ein echtes Muss für alle Kunstgeschichtsfans, denn hierin finden sich Kunstwerke vom Mittelalter bis zum Barock, ähnlich der Auswahl im Bode-Museum in Berlin.

Apsis Muenster Ueberlingen
Geschnitzer Altar – Spätgotik aus dem Hause Zürn

Vor allem der geschnitzte Lindenholz-Altar aus dem 17. Jahrhundert (1616) zieht die Blicke auf sich – ein Meisterwerk aus der Familie Zürn aus Waldsee. Schon allein ob der Ausmaße, mit zehn Metern Höhe auf einer Breite von fünf Metern. Der Altar, mit leicht barockem Einschlag, sollte an die Pestilenz erinnern, die jener Tage die Stadt heimsuchte. Daher auch die sinnbildliche Darstellung des ewigen Lebens: die Geburt Jesu, der Tod am Kreuz, die Auferstehung und die Krönung Marias. Ebenfalls auf die Pest verweisen die Heiligen Rochus und Sebastian, die Schutzheiligen gegen die Pest. Symbolisch ist auch die Dreifaltigkeit, die durch die drei Kirchen (Nikolaus-Münster, St. Michael Aufkirch und Sylvester-Kirche) dargestellt wird.

Auch die Seitenaltäre sind aus der Zürn Werkstatt, so der Betzaltar, der Rosenkranzaltar (1640) und der Allerseelenaltar, die ebenfalls aus vor allem dem beginnenden 17. Jahrhundert stammen. Der Kreuzaltar von ist von Hans Ulrich. Der Kinderfreund- und der Herz-Jesu-Altar hat Josef Eberle aus Überlingen geschaffen. Insgesamt hat die Kirche 14 Altäre.

Schon vor der Kirche erblickt man einen achteckiger Pavillon, der von Lorenz Reder aus dem Jahre 1493 ist. Darin eine Jesus-Statue, die kniende zu einem Engel betet. Und im Inneren gibt es eine Jakobsfigur, da Überlingen auch auf dem Jakobsweg liegt, also Pilger anzieht. Beides zusammen sollte die Menschen anlocken, was ein lukratives Geschäft war.

Auch der Bischof Nikolaus, der Patron der Kirche ist als Figur vertreten. Einmal aus dem Jahr 1300 und ein Nikolaus von Georg Machein von 1705. Außerdem finden sich viele weitere figürliche Kunstwerke in der Kirche, zumeist aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

So auch die spätgotische Kanzel von 1550, die ebenfalls sofort in den Blick fällt. Aus dem 15. Jahrhundert sind noch die Fresken an den Säulen und Wänden. Dazu zählen Darstellungen der Heiligen Elisabeth und Maria von 1475, das jüngste Gericht von Jakob Carl Stauder 1722 über dem Chorbogen und eine Maria mit dem Schutzmantel von 1563 von Marx Weiss findet sich in der Vorhalle. Eine Madonna Darstellung mit der Mondsichel stammt von Gregor Erhart von 1510.

Die Orgel ist ebenfalls beeindruckend, sie ist noch nicht so alt – von 1968. Älter ist die Marienorgel an der Seite, sie ist aus dem Jahr 1761. Die Glocken der Kirche sind seit 1741 original. Bekannt und zu hören ist  vor allem die Osanna Glocke im Südturm. Dieses Geläut gibt es in der Kirche seit 1200.

Die Kunstwerke aus Gold stammen meist aus der Region und der Stadt selbst, was aus der Handwerksgeschichte der Stadt hervorgeht. Aus Gold sind einige Kelche und Kruzifixe, aber auch anderes. Ebenfalls ein Schatz sind die Silberfiguren aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Besonderes Augenmerk verdient die Monstranz aus der Spätgotik (15. Jahrhundert), die reichlich geschmückt wurde. Das älteste Kreuz ist jedoch das Vortragskreuz von 1300.

Danebst verfügt die Kirche auch über einige Reliquien. Und nicht zu vergessen die bunten Fenster, die über das damalige Leben berichten.

Adresse des Münsters Überlingen

  • Münsterplatz 6
  • 88662Überlingen

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