Bachritterburg Kanzach

Die Bachritterburg in Kanzach wurde für das Erlebnis Mittelalter in Oberschwaben wiederaufgebaut.

Ein wichtiger Stopp auf dem Weg durch das mittelalterliche Oberschwaben ist die Bachritterburg in Kanzach. Hier kann sich Groß und Klein vorstellen, wie das Leben auf der Burg des Mittelalters war. Die tatsächliche Burg von Kanzach lag aber auf der gegenüberliegenden Seite der Straße, bei der Kirche.

Bachritterburg Kanzach

Geschichte & die Bachritter  von Kanzach

Die ältesten Siedlungsfunde wurden entlang der alten Poststraße Buch nach Riedlingen gefunden, offenbar siedelten hier drei Familien oder Sippschaften. Auf beiden Seiten des gleichnamigen Bachs Kanzach entstanden Gebäude. Erst im Laufe der Zeit vereinten sich die Wohnorte zu einem Kanzach. Bereits die Alemannen siedelten in der Nähe der Burg in Seelenwald, wo man auch deren Grabreste fand.

Im Mittelalter schrieb sich der Ort de Canza, erwähnt im Jahr 1169 und schon 1171 ist es Kanczhach, nach dem Bach  benannt. Die Bachritterburg stand zu diesem Zeitpunkt bereits und wurde von den Rittern von Kanzach bewohnt. Sie werden bei der Ersterwähnung genannt und sind in dieser Linie in den Urkunden bis 1331 zu finden.

Sie waren die Ministeriale (Dienstmannen) des Grafen Ulrich von Berg. Zuerst erwähnt wurden die Ritter Bernardus und dessen Sohn Ortolfus von Kanzach. Vermutlich zogen die Ritter nach Plummern und begründeten den Adel dort, was man auch an der Ähnlichkeit des Wappens erkennt. Bezahlt wurde der Umzug vom Herzog Berchthol zu Bussen. Ab dem Jahr 1268 verwendeten sie den Beinahmen Bachritter.

1268 wird ein Konrad von Kanzach erwähnt, wobei es um einen Verkauf an das Kloster Marchtal ging, was bisher Konrad zu Lehen war und 1281 wird ein Ortolfo de Kanza genannt. Dessen Sohn Bertholdus wird 1296 als Herr von Kanzach erwähnt. 1293 verkaufte ein Heinrich von Wildeneck, genannt der Wildemann, seinen Hof an der Kanzach an das Kloster Weingarten.

Das Adelshaus von Kanzach steigt zum Truchsess des damaligen Kaisers Philipp von Schwaben auf, was mit Prestige und Gütern in Verbindung steht. Damit kamen die Ritter an Geld und stifteten unter anderem mit am Kloster Salem, dem Kloster St. Gallen und dem Kloster Heiligkreuztal. Später werden die Waldburger den Truchsessen stellen.

Der Adel von Kanzach starb 1366 aus und das Erbe fiel an die Herren von Hornstein, die ab der Mitte des Jahrhunderts die Herrschaft als Lehen des Klosters Reichenau übernahmen. Ihre Burg lag auf der anderen Seite der Straße und war von einem Wassergraben umgeben, wie die Rekonstruktion heute.

Einen Großteil der Besitzungen konnten zum Ende des Jahrhunderts die Herren von Blankenstein für sich sichern, die es an wohlhabende Bürger aus Saulgau verkauften. Im Jahr 1442 ging der Besitz an das Stift in Buchau. Die hohe Gerichtsbarkeit hatte aber von 1499 bis 1789 die Grafen von Friedberg inne.

Nach der Säkularisierung geht Kanzach an die Fürsten von Thurn und Taxis und drei Jahre später an das Königreich Württemberg.

Geschichte der richtigen Bachritterburg Kanzach

In Richtung Norden nach Riedlingen zwischen der Straße und der Kanzach liegt die Bachritterburg. Der Name der Rekonstruktion geht auf den Beinamen der Ritter von Kanzach zurück, den sie sich ab 1268 gaben. Die Rekonstruktion entstand unter wissenschaftlicher Leitung (vor allem durch Dr. T. Mittelstraß und Dr. S. Uhl) und soll die typische Burg des 14. Jahrhunderts darstellen – ja, aus Holz. Das war im Mittelalter der Hauptbaustoff und Steinburgen hatte vor allem der höhere Adel.

Die Rekonstruktion befindet sich nicht auf dem Originalplatz, aber der Bau ist den Burgen der Zeit nachempfunden. Als konkretes Vorbild nutzte man die Wasserburg Eschelbronn. Heute kann man sie als Freilichtmuseum erleben, was vor allem für Kinder gedacht ist.

Origitnalplatz Bachritterburg Kanzach

Die echte mittelalterliche Burg in Kanzach wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut, vermutlich unter Ortolf von Kanzach. Nach dem Aussterben dieser Adelslinie im 14. Jahrhundert wechselte die Burg die Besitzer: von den Hornsteins an die Blankensteins.

Im Jahr 1392 wurde die Burg wegen einer Brandschatzung zerstört und nicht wieder errichtet. Es waren die Bürger von Buchau, die die bewohnte Burg in Brand setzten und Agathe von Blankenstein dabei verbrannten. Der Adel war wohl nicht sehr beliebt. Auch die Burg in Pflummern wurde 1350 verbrannt, der Adel war aber nach Mailand geflohen. Als Händler verteilten sie sich über ganz Schwaben, darunter in Biberach und Überlingen, wo sie als Schultheiß agierten.

So verkaufte man den Burgstall an den Bürger Höpplin aus Saulgau. Nach ersten Versuchen zur Rekonstruktion verkaufte Höpplin das Areal wieder an das Stift Buchau, was dann das gesamte Dorf sein Eigen nennen konnte.

Rekonstruktion Bachritterburg in Kanzach

Seit 2004 kann man die Bachritterburg, wie sie vermutlich aussah, in Teilen wieder betreten und erleben. Vor allem Kinder sollen ein Gefühl für das Hochmittelalter bekommen, weswegen es auch immer Events hier gibt. Das nennt sich dann Burgbelebung.

Die Rekonstruktion umfasst die Kernburg der Ritter von Kanzach und man sieht sogar deren Equipment. Unter wissenschaftlicher Leitung hat man den Bau nach Vorbildern jener Tage errichtet. Die Burg Eschelbronn bei Heidelberg die ebenfalls von einem niederen Adel bewohnt und aus Holz war, diente als Vorbild.

Das Hauptaugenmerk fällt auf den Turm, der 16 Meter hoch ist und aus Eichenholz besteht. Darin sind Räumlichkeiten, die man betreten darf: unten die Küche und oben der Palas mit Schlafräumlichkeiten, in der die Rüstung des Ritters zu sehen ist. Im Hof steht ein Katapult.

Über den Schlafgemächern befindet sich das Wehrgeschoss mit einem guten Überblick auf das Umfeld. Die weiteren Häuser des Museums beherbergen die Bauern, das Vieh, einen Schmied und den Bäcker. Außerdem brauchte es Lagerräume, einen Kräutergarten und einen Brunnen.

Eckdaten zur Bachritterburg?

Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Man kann eine ArchäoPark-Kombikarte erwerben und hat für 9 Euro auch Zugang zum Federsee-Museum in Bad Buchau.

Die Bachritterburg ist von April bis September geöffnet – von 10 Uhr bis 18 Uhr und im Oktober ab 10 Uhr. Die Burgschänke ist ab 14 Uhr geöffnet und dienstags ist Ruhetag.

An der Kasse lässt sich auch allerlei Spielzeug und Bildungsmaterial, sprich ein kleiner Souvenirshop, für das Mittelalter erwerben.

  • Riedlinger Straße
  • 88422 Kanzach
  • Telefon: 07582 – 933863
  • Homepage

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ads Blocker Image Powered by Code Help Pro

Sie benutzen leider einen Adblocker

Werbung ist nicht toll. Aber leider nötig. Um die Seite nutzen zu können, müssen Sie den Adblocker deaktivieren.

Powered By
Best Wordpress Adblock Detecting Plugin | CHP Adblock