Alamannen-Museum Weingarten

Im Zentrum von Weingarten steht das Alamannen-Museum, das Auskunft über die Siedlungszeit dieses germanischen Stammes gibt.

Das Museum in Weingarten bietet einen guten Einblick in das Leben und die Welt der Alamannen. Weingarten selbst war von den Alamannen bewohnt, denn man fand eine große Anzahl von Gräbern aus jener Zeit in der Stadt. Das Magazin, das für die Besucher nicht zugänglich ist, beherbergt viele weitere Exponate, auch menschliche Überreste.

Ausstellungsraum Alamannenmuseum Weingarten

Kurze Geschichte der Alamannen in Oberschwaben

Die Alamannen (oder Alemannen) sind eine germanische Gruppe, die aus verschiedenen Stämmen bestand, darunter auch die Suebi, die späteren Namensgeber für Schwaben. Daher ist die Bezeichnung alemannisch heute vor allem als zeitlich-geografische Einordnung zu verstehen. Ob sich die damaligen Einwohner Oberschwabens als Alemanni sahen, ist allenfalls zu vermuten. Vielleicht dachte auch nur der Adel so.

Erstmals im dritten Jahrhundert werden sie in antiken Schriften erwähnt, wobei die Sachlage verschieden ausgelegt wird. So ist man nicht sicher, ob in den Quellen wirklich die Alemannen gemeint sind. Ursprünglich kamen die Alamannen aus der Gegend zwischen Elbe und Oder, oder sogar noch weiter aus dem Norden.

Klar ist jedoch, dass Raetovarii (nördlich der Donau) und Lentienses (südlich der Donau) im ausgehenden dritten Jahrhundert unter der Kontrolle der Alamannen standen. Die Römer zogen sich 260 n. C. vom Limes zurück und die Alamannen übernahmen das Gebiet.

Das kriegerische Völkchen war oftmals im Krieg mit den Franken, die sie letztlich zum Ende des 5. und Beginn des 6. Jahrhundert besiegten. Mit dem Sieg über die Alemannen erkannte der Frankenkönig Jesus als den wahren Gott an – eine weitreichende Entscheidung. Zu diesem Zeitpunkt glaubte der Großteil der Franken und Alamannen an die germanischen Götter, Wodan, Odin und Thor. Und im Kampf sterbend, kam man nach Walhalla – wohin die Pferde den Krieger nach dem Tod brachten.

Die Alamannen dehnten sich zwar aus und befreundeten sich mit den östlich gelegenen Bajuwaren, sodass ihr Gebiet von Augsburg bis zum Rhein und im Süden bis tief in die Schweiz reichte, doch sollte sich das bald ändern. Andere gehen davon aus, dass ganz Baden-Württemberg einmal alemannisch war und sich bis Frankfurt zog.

Das Ende der Alamannen kam mit der Hinrichtung des alemannischen Adels im Jahr 746. Das sogenannte Blutgericht zu Cannstatt. Der Adel probte den Aufstand und wurde wegen der Untreue gegenüber dem Frankenkönig hingerichtet. Danach sollte das Herzogtum Alemannien noch einmal kurz für ungefähr 200 Jahr existieren und wurde dann in vier Teile geteilt. Aus dem Herzogtum Alemannia wurde nach und nach das Herzogtum Schwaben, das ebenfalls aussterben sollte.

Das heutige Weingarten, im Mittelalter Altdorf (daher auch noch der Altdorfer Wald), könnte alamannischen Ursprungs sein und vermutlich von Alachdorf kommen, was soviel bedeuten soll, wie “Ort beim Heiligtum”.

Alamannen-Museum Weingarten | Alamannengräber in Oberschwaben

Das Museum ist ein bisschen interaktiv eingerichtet. So sieht man die Funde und die alten Knochen, dazu gibt es Infotafeln – manchmal als Klappe, manchmal als Schublade und es gibt Mitmach-Gelegenheiten, wie das Runen schreiben.

Das Museum bietet auch Multimedia-Anwendungen, die erklären, woher man die Erkenntnisse über die Volksgruppe hat. Dabei werden archäologische Vorgehensweisen, wie die DNA Analyse kindgerecht erklärt. In Lebensgröße kann man sich die Kleidung an Puppen ansehen.

In den 801 Gräbern von Weingarten fand man sehr viel von den Alamannen, so manches hat die Jahrhunderte überlebt. Ein besonderes Grab war das Grab 619. Dort war ein Krieger mit seinem Messer (das Sax heißt, daher haben die Sachsen ihren Namen) und weiteren Habseligkeiten, wie Werkzeuge, begraben worden. Aufgrund der Beigaben muss der Mann eine führende Persönlichkeit der Weingartener Alamannen gewesen sein.

Waffen der Alamannen | Alamannen-Museum Weingarten

Die Schwertfunde bezeugen, dass das Schwert auch ein Statussymbol war und entsprechend verziert, war es sogar ein Zeichen politischer Macht. Darüber hinaus gab es auch Siegel, die die Macht repräsentierten. Meist war der Schwertknauf aus Holz, wie auch die Schilder der Alamannen – welche im Laufe der Zeit verrotteten.

Doch dank der Funde lassen sich einige Dinge rekonstruieren, so auch die Schilder, die innen mit einem Metallstriemen zum Halten ausgestattet waren. Vorne war zumeist ein Schildbuckel aus Metall. Die Konstruktion war etwas gebogen, mit Leder bespannt und bunt bemalt. Das Sax war immer dabei und reiche Personen hatten zudem noch eine Spatha, das im Gegensatz zum Sax auf beiden Seiten scharf und länger war. Die Spathas waren verziert und bestanden aus verschiedenen Lagen von Stahl und Eisen – damasziert nennt man das.

Außerdem nutzte man auch Äxte im Kampf, die waren aber zumeist im Laufe der Zeit vergangen und wurden daher selten in Gräbern gefunden. Natürlich gab es auch Pfeil und Bogen und den Bogen machte man aus Eibenholz.

Je größer ein Alamanne war, desto mehr Waffen hatte er bei sich. Größe spielte wohl eine wichtige Rolle in der Gesellschaft der Alamannen. Ab 14 Jahren konnte ein Alamannenjunge sein Prestige mit Waffen aufwerten.

Fiebeln und Mode der Alamannen | Alamannen-Museum Weingarten

Ein Indiz für Verwaltungsmacht waren wohl Schlüssel, die auch den Toten mitgegeben wurden sowie selbstverständlich Lebensmittel und die wichtigsten Werkzeuge des Alltags.

Man fand viele Schmuckketten, die von Frauen nicht nur um den Hals gelegt wurden, sondern auch an Fiebeln festgemacht wurden. Diese Fiebeln hielten die Kleider der Alemannen zusammen – das Museum zeigt verschiedene künstlerisch gestaltete Formen und Variationen davon. Die Perlen der Ketten waren aus Bernstein oder Glas und hatten ebenfalls verschiedene Formen und Farben.

Zudem fand man Gürtel, welche ebenfalls ein Statussymbol waren – für Männer und Frauen gleichermaßen. Hieran hängte man nicht nur das Sax, sondern alle Werkzeuge und was es sonst so brauchte. Der Gürtel mit der glänzenden Schnalle war wohl ein Hingucker, weil er reichlich verziert wurde. Das Design änderte sich im Laufe der Jahrhunderte.

Offenbar war es auch üblich, dem Verstorbenen drei Pfeilspitzen mitzugeben, wie man hier erfährt und Schmuck war kein Ding nur für Frauen, auch Männer trugen Ringe. Aber ob es nur Zierde oder eine Bedeutung hatte, bleibt ungeklärt.

Man fand auch Gefäße von den Alamannen in Weingarten, wie das für die Volksgruppe typische Rippengefäß.

Der Handel war eher ein Tauschhandel und Geld hatte noch nicht die Bedeutung, wie im Mittelmeerraum. Daher wurden Münzen oftmals durchbohrt und als Anhänger genutzt. Der Handel der Alamannen zog sich von der Ostsee (Bernstein) bis zum Mittelmeer und bis nach Gallien. Man handelte nicht nur Lebensmittel, sondern auch Gewürze, Schmuck und Rohstoffe.

Gesellschaft der Alamannen | Alamannen-Museum Weingarten

Die Grabbeigaben endeten schließlich mit der Christianisierung und dem nun benutzten Friedhof bei der Kirche. Wobei man auch Kreuze aus Blattgold fand, ein frühchristlicher Brauch der Langobarden aus Norditalien.

Ebenfalls den Kelten ähnlich, opferten die Alamannen oftmals den Flüssen und Bäumen. Dabei handelte es sich zumeist um Pferde und keine Menschen. Dem Verstorbenen gab man aus kultischen Gründen auch Sporne mit ins Grab.

Geschrieben hat man eher nicht, aber es gab Runen, die vermutlich magische Kraft hatten. Ein Zeichen der Runen entspricht übrigens dem englischen “th” und das Wort für schreiben war “writ”, was ebenfalls im Englischen (angelsächsischen) weiterlebt.

Man fand unter den Grabbeigaben auch Tierzähne oder Steine, über deren Bedeutung aber nur spekuliert werden kann. Man geht davon aus, dass sie Unheil abwenden oder Heilung bringen sollten. Ein Bärenzahn soll vor Zahnschmerzen schützen, das Hirschgeweih war beliebt und auch der Eber wurde als Figur mit sich herumgetragen; was man auch von den Kelten kennt. Auch die Form könnte die Magie erhalten haben, wie die Donnarkeule (nach dem Gott des Donnerstags 😉 ) – sie soll für Fruchtbarkeit sorgen.

Die Alamannen hatten auch eine gesellschaftliche Arbeitsteilung, zumeist produzierte man seine Werkzeuge und Materialien selbst, doch es gab auch spezialisierte Fachleute; das belegen fein gearbeitete Werkzeuge, Töpferwaren oder Spinnwirteln, die man fand. Ein Messer (Sax) hatte jede Frau und jeder Mann dabei, auch Scheren waren weit verbreitet. Die Gesellschaft der Alamannen war ähnlich den Kelten vor allem sippschaftsfokussiert und es herrschten dramatische Fehden, die erst durch Gesetze unterbunden wurden.

Die Geschichte des Gräberfunds wird natürlich auch aufgedröselt, wobei man auch etwas über die Meldungen damals erfährt. Im Übrigen: Die schwäbisch-alemannische Fasnet geht nicht auf alemannische Traditionen zurück.

Adresse des Alamannen-Museum in Weingarten

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